GELD-Magazin, März 2020

lassen werden. Erwähnenswert ist auch un- ser Faible für junge und innovative Manager. Wir als 3 Banken Generali fordern keine drei Jahre Track Record, ebenso kein Mindestvo- lumen von 100 Millionen und mehr. Beim Management der Dachfonds spielt die volkswirtschaftliche Analyse eine große Rolle. Den Anleihen – v.a. in Euro- pa – wird eine Blase nachgesagt, die Aktienmärkte sind vielleicht auch nicht mehr günstig bewertet. Wie positionieren Sie Ihre Dachfonds in diesem Umfeld? Die Positionierung der Dachfonds hängt in erster Linie davon ab, was die Fondsbestim- mungen zulassen! Bei breiter gefassten Be- stimmungen nützen wir alle zugelassenen Spielräume auch aktiv aus – wie bei einem Musikstück, das alle Oktaven umfasst. Wir sind Verfechter breiter Diversifikation und denken nicht nur im Aktien-Renten-Regime. Die Bewertung der erwähnten Marktseg- mente wirft aktuell und im historischen Ver- gleich viele Fragen auf. Im Anleihenbereich ist derzeit kaum Geld zu verdienen – wir überlegen uns hier sogar die Fondsbestim- mungen, die höhere Anleihenanteile vor- schreiben, auf den Prüfstand zu stellen. Idealerweise sind flexibel gemanagte Fonds, bei denen man in solchen Marktphasen auf den Aktienbereich oder in Cash ausweichen kann. Es zählt immer die relative Outperfor- mance einer Assetklasse im Vergleich zu einer anderen, da kann auch temporär Cash eine nicht unbedeutende Rolle spielen. An- leihen kaufen wir prinzipiell keine, wenn mit ihr nicht zumindestens die Inflation ver- dient werden kann. Manche Segmente, wie High Yields oder Unternehmensanleihen, sind z.T. noch interessant – vor allem, wenn man sie bis zur Endfälligkeit hält. Beim Analyseprozess gilt neben der Bewer- tung unsere Aufmerksamkeit prinzipiell auch der Marktliquidität und dem Handeln der Notenbanken. Auch „Thinking-out-of- the-Box“ – speziell hinsichtlich neuer, markt­ unabhängiger Produkte –, macht sich im Portfoliokontext langfristig bezahlt. Wie sehen Sie die aktuelle Situation an den Aktienmärkten? Zurzeit hat die Coro- na-Krise die Börsen fest im Griff. Die Entwicklung der Infektionen beobach- ten wir täglich, da der weitere Verlauf schwer abschätzbar ist und auch die Auswir- kungen auf die einzelnen Volkswirtschaften. Strategisch haben wir bereits vor einiger Zeit den Aktienanteil um 15 Prozent redu- ziert. Das Problem beim Corona-Virus ist, dass man noch immer nicht genau weiß, wie ansteckend es ist, es noch keine Impfung da- gegen gibt und die Behörden sehr heftig rea- gieren. Manche Ausfälle im Konsum können zwar nachgeholt werden, andere aber nicht – wie zum Beispiel bei abgesagten Veranstal- tungen. Zudem kommt es zu Störungen bei den Lieferketten. Je länger dieser Zustand dauert, desto mehr wird es auch zu Proble- men im Credit-Bereich kommen. Und wie schätzen Sie die Auswirkungen in den einzelnen Regionen ein? Die asiatischen Märkte sind zwar relativ ver- letzlich, China hat im Februar aber noch die anderen Märkte outperformt. Hier könnte ich mir bei einem Abflauen der Krise wieder eine raschere Erholung vorstellen, als allge- mein erwartet wird. Zudem habe ich das Ge- fühl, dass die Nachrichtenlage zu China et- was verzerrt ist. Für die USA halte ich die Auswirkungen für eher gering. Dort ist die Wirtschaft stark auf Dienstleistungen ausge- richtet und Amerika hat auf Krisen immer sehr flexibel reagiert. Ich kann mir vorstel- len, dass einige Sektoren davon sogar profi- tieren, wenn z.B. Lieferungen via Drohnen oder vermehrt Online-Angebote nachgefragt werden. Daher habe ich die von mir verwal- teten Fonds seit Jahren in den USA überge- wichtet. Japan hingegen meide ich derzeit, weil die Nähe zu China und die Exportlas­ tigkeit anfällig machen. Darüber hinaus wa- ren die Konjunkturdaten äußerst schlecht. Die Mehrwertsteuer schlägt im Konsum zu Buche und die zuletzt veröffentlichten BIP- Zahlen zeigen eindeutig stark rezessive Ten- denzen auf (Corona noch nicht einbezogen). Wie stark berücksichtigen Sie bei Ihren Anlageentscheidungen die Charttechnik? Die Charttechnik spielt natürlich eine Rolle, denn sie spiegelt wider, ob identifizierte Ar- gumente für ein Thema oder eine Region die richtigen waren. Im Investmententschei- dungsprozess stellt sie jedoch nur einen Mo- saikstein neben Bewertung, Sentiment, Li- quidität etc. dar. Sie dient aber auch dazu, Themen, Sektoren und Regionen aufzugrei- fen, mit denen man sich bislang noch nicht beschäftigt hat – und hat damit eine Art Signalgeberfunktion. Spielt Nachhaltigkeit eine Rolle? Wie ist das Thema in Ihren Dachfonds implementiert? Wir registrieren eine stetig steigende Nach- frage nach diesem Thema, nicht zuletzt auch deshalb, weil Aufsicht und Regulator diesem Themenbereich sehr proaktiv gegen- über stehen. Wir verwalten auch eine Reihe nachhaltiger Fonds. In unseren „normalen“ Dachfonds haben wir erste Positionierungen vorgenommen, ohne jedoch die Maximal- quoten ausgereizt zu haben. Sprich: Es be- steht noch Luft nach oben. Zum Thema Nachhaltigkeit haben wir mehrere Mitarbei- ter abgestellt, die als nachhaltig geltende Fonds bis auf die Einzelpositionen durch- leuchten. Prinzipiell halte ich nicht viel vom Best in Class-Ansatz, wenn wir dabei dann Titel wie Exxon oder Chevron im Fonds fin- den, nur weil diese Firmen in ihrer Peer Group besser abschneiden. Oder nehmen Sie das Beispiel voestalpine: Die Frage ist, ob das Unternehmen proaktiv z.B. gegen CO 2 -Emissionen vorgeht – und das über das regulatorische erforderliche Maß hinaus, das wäre dann nachhaltig. Mir persönlich gefallen in diesem Zusammenhang beson- ders Fonds, die Impact Investing betreiben. www.3bg.at Bei uns steht immer die Performance im Vordergrund. ESG-Themen berücksichtigen wir nur, wenn wir auch Geld damit verdienen können. März 2020 – GELD-MAGAZIN . 23

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