GELD-Magazin, März 2020

BRENNPUNKT . Brexit Kosten des Brexit für andere EU-Staaten Der Abschied vom Vereinigten Königreich sollte den Österreichern zumindest aus volkswirt- schaftlicher Sicht relativ leicht fallen. Die Exportbeziehungen sind bescheiden und kommen in erster Linie indirekt über die deutsche Autoindustrie zum Tragen. Quelle: ING Einfluss auf das BIP in Prozent 0% -0,1% -0,2% -0,3% -0,4% -0,5% -0,6% -0,7% -0,8% -0,9% Griechenland Portugal Italien Österreich Finnland Frankreich Spanien Deutschland Eurozone Zypern Luxemburg Belgien Niederlande Malta Irland UNGLEICHES MATCH: EU GEGEN GROSSBRITANNIEN EU GB BIP* 13,4 Bio. EUR 2,3 Bio. EUR BIP/Kopf* 30.900 EUR 36.000 EUR Einwohner 446 Mio. 67 Mio. Briten in der EU 3.700.000 EU-Bürger in GB 848.994 *2018 ohne GB. Quellen: Statista.com, wikipedia 12 . GELD-MAGAZIN – März 2020 Jahres jedenfalls der oft beschworene und ungeliebte „Hard Brexit“. Dann würden die Regeln des WTO-Regimes gelten. Lachender Dritter? Könnte sich in diesem ganzen Ränkespiel jetzt vielleicht ein anderer Profiteur heraus- kristallisieren? So hat Donald Trump wissen lassen, dass er einen möglichst schnellen Vertragsabschluss mit Großbritannien an- strebt, denn natürlich müssen auch die transatlantischen Handelsbeziehungen neu fixiert werden. Im harten Verhandlungs- poker mit der EU könnten das die Briten als Ass im Ärmel sehen. Frei nach dem Motto: „Wenn Europa uns nicht will, Uncle Sam steht zur Stelle.“ Allerdings könnte sich diese Strategie auch als riskantes Blatt für Großbritannien er- weisen. Denn in den USA gelten andere Standards als in Europa, nicht zuletzt was die Umwelt betrifft. Will sich das Vereinigte Königreich den Amerikanern annähern, könnten dadurch Umweltstandards leiden. Das liegt politisch nicht gerade im Trend und würde außerdem den Marktzugang zur EU erschweren. Apropos Pokerspiel: In Wirklichkeit hat die EU die besseren Karten in der Hand als das Unitd Kingdom. Das be- weist ein kurzer Blick auf die Tabelle links: Der Kontinent ist sowohl an Wirtschafts- kraft als auch Einwohnerzahl (Absatz- markt) haushoch überlegen. Zwar weisen die Briten das höhere BIP pro Kopf auf, was sich aber zu einem Gutteil mit den eher kaufkraftschwächeren osteuropäischen Staaten innerhalb Europas erklären lässt. Dafür wachsen diese Volkswirtschaften aber wiederum dynamischer. Österreich: Keine Angst Noch ist der endgültige Ausgang des wag- halsigen Brexit-Abenteuers noch nicht ab- schätzbar, der Einfluss auf die heimische Volkswirtschaft dürfte aber jedenfalls sehr überschaubar ausfallen. Großbritannien be- findet sich mit Platz neun bei den Aus- fuhren und mit Platz 13 bei den Einfuhren zwar unter Österreichs Top 20-Handelspart- nern, gemessen am Gesamtanteil (Exporte 2,8% und Importe 1,8%) sollten die Brexit- Auswirkungen jedoch insgesamt begrenzt bleiben. Laut Berechnungen der ING Bank könnte als Folge des Austritts das heimische BIP um 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte geringer ausfallen. Offensichtlich sehen das die Österreicher aber sowieso gelassen: Bei ei- ner Ende 2018 durch das Portal statista.com unter KMUs durchgeführten Umfrage zu den Auswirkungen des Brexit auf ihren zu- künftigen Geschäftserfolg erwarteten 63 Prozent der Befragten keine Konsequenzen für sich. Mit einem kühlen Kopf lässt sich auch besser Pokern. Credit: Bumann/stock.adobe.com

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=