GELD-Magazin, Februar 2020
Chancen und Risiken von Dividendenstrategien Im Frühjahr beginnt in Europa die Dividendensaison. Die hier tätigen Fondsanbieter erwachen aus ihrem Winterschlaf und starten, Produkte mit einem dividendenorientierten Managementansatz zu bewerben. A nders als es diese Initiativen vermuten las- sen, sind Dividendenstrategien keine Neu- heit, sondern klassische Anlagestrategien für ertrags- und ausschüttungsorientierte Anleger. Früher wurden dividendenstarke Aktien, aufgrund ihrer hohen Ausschüttungen und ihrer relativ hohen Kursstabilität, oft als Witwen- und Waisenpapiere be- zeichnet. In der derzeitigen Niedrigzinsphase wer- den diese Papiere jedoch von vielen Investoren ge- nutzt, um regelmäßige Erträge, in Form von Dividen- den statt Zinsen, zu erzielen. Die Anleger setzen oft auf internationale Aktien, da viele angelsächsisch ge- prägte Unternehmen, anders als viele Unternehmen in Europa, ihre Dividenden quartalsweise auszahlen. Mit dieser Strategie können Investoren, neben einer Verteilung der Ausschüttungen auf das ganze Jahr, auch eine höhere Diversifikation ihres Portfolios er- reichen. Allerdings hat die Popularität von Dividen- denaktien auch dazu geführt, dass die entspre- chenden Titel anfälliger für Kursrückschläge gewor- den sind. Grundsätzlich ist es so, dass im Rahmen einer divi- dendenorientierten Strategie solche Aktien gekauft werden, die im Verhältnis zu ihrem Preis eine hohe Dividende ausschütten. Hierbei wird die Dividen- denzahlung oft mit den Zinsen von Anleihen ver- glichen. Diese Betrachtung ist aber nur bedingt rich- tig, da die Höhe einer Dividendenzahlung im Ver- gleich zu einer Anleihe nicht festgeschrieben ist. Die Theorie hinter diesem Investitionsansatz besagt, dass ein großer Teil der langfristigen Erträge eines Aktienportfolios aus den Dividenden stammt, da sich der Ertrag von Aktien aus dem risikolosen Zins- satz, der sogenannten Risikoprämie und den gezahl- ten Dividenden, zusammensetzt. Da die ausgeschüt- tete Dividende der Teil des Gewinns eines Unterneh- mens ist, der nicht zur Finanzierung bestehender oder zum Aufbau neuer Geschäftsfelder benötigt wird, gilt eine hohe Dividendenzahlung als aktionärs- orientiertes Verhalten. Hohe Dividende bedeutet nicht gleichzeitig hohe Qualität Die Dividendenrendite wird entweder auf Basis der letzten gezahlten oder der für das nächste Jahr ge- schätzten Dividende berechnet. Fällt der Kurs der Aktie, steigt die so ermittelte Dividendenrendite an, ohne dass sichergestellt ist, dass diese auch wirklich gezahlt wird. Zudem können Dividenden bei feh- lenden Gewinnen auch aus den Rücklagen der Ge- sellschaft gezahlt werden, was den Firmenwert re- duziert. Diese Strategie wird von den Unternehmen angewendet, wenn die Unternehmensführung, trotz einer angespannten Geschäftslage, die Dividende stabil halten möchte. Somit bleibt festzuhalten, dass die Dividendenpolitik eines Unternehmens zwar Rückschlüsse auf das Verhalten der Unternehmens- führung zulässt, aber keinerlei qualitative Aussage- kraft über den Zustand des Unternehmens als sol- ches besitzt. Daher sollten Investoren genau hin- schauen, wenn die Dividendenrendite einer Aktie besonders hoch erscheint. Bei dieser Prüfung muss insbesondere darauf geachtet werden, ob es beson- dere Faktoren gibt, wie zum Beispiel ein gefallener Aktienkurs, die die Dividendenrendite eines Unter- nehmens beeinflussen. Im Bereich der Investmentfonds können Anleger eine Vielzahl von aktiven und passiven Produkten mit unterschiedlichen Investmentansätzen nutzen. Die Auswahl der Unternehmen erfolgt dabei in der Regel nach mehreren fundamentalen Kriterien, wo- bei einige Indizes und somit auch die entspre- chenden ETFs die Aktien nur nach ihrer Dividenden- rendite auswählen. Zudem ist zu beachten, dass pas- sive Produkte festen Regeln bei der Titelauswahl fol- gen und die Zusammensetzung des Portfolios nur zu bestimmten, von vornherein festgelegten Zeitpunk- ten verändert werden und somit in der Regel nur zeitverzögert auf Marktveränderungen reagieren können, während aktiv gemanagte Portfolios direkt auf Unternehmensnachrichten oder Marktbewegun- gen reagieren können. www.lipperleaders.com Detlef Glow, Head of Lipper Research EMEA Februar 2020 – GELD-MAGAZIN . 39 GASTBEITRAG . Detlef Glow, Lipper Research Credit:Archiv Fürden InhaltderKolumne istalleinderVerfasserverantwortlich.Der Inhaltgibtausschließlichdie MeinungdesAutorswieder,nichtdievonRefinitiv.
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