GELD-Magazin, Februar 2020

Die Zeiten der schwachen Entwicklung der Moskauer Börse ist 2019 mit einem Paukenschlag und einem Plus von 50 Prozent zu Ende gegangen. Und 2020 könnte sich diese eindrucksvolle Performance fortsetzen. Russlands Rebound D ie russische Wirtschaft ist in einem weit besseren Zustand, als viele ausländische Investoren an­ nehmen. Das Masterprojekt auf dem Weg des neuerlichen Aufstiegs bildet die „Natio­ nale ProjektInitiative“. Armut und Korrup­ tion sollen energisch bekämpft und Fami­ lienförderungen eingeführt werden. So eine Anhebung des Kindergeldes, kostenlose Verpflegung für Schüler sowie eine Anhe­ bung der Beihilfen für große Familien um 50 Prozent. So soll die Popularität der Re­ gierung gesteigert werden. Der Aktienmarkt in Moskau dürfte durch anziehende auslän­ dische Nachfrage, sinkende Zinsen und re­ kordhohe Dividenden sowie durch Putins Pensionsreform weiter gut unterstützt blei­ ben. Analysten erwarten ein BIPWachstum, das viele andere EM in den Schatten stellen könnte. Das reale BIP sollte demnach um 2,5 Prozent zulegen, eine deutliche Auf­ wärtsrevision von den bisher erwarteten 1,7 Prozent. Wachstumstreiber sind die zahl­ reichen Nationalprojekte und ein Anziehen des privaten Konsums. Dazu kommen lo­ ckere finanzielle Bedingungen (Zinssen­ kungen) und Steigerungen der Sozialausga­ ben. Positiv sind auch die wachsenden Han­ delsvolumina mit China, eine Folge der US­ Strafzölle (die somit auch positive Auswir­ kungen haben) und stabile Preise für Russ­ lands wichtigstes Exportgut, das Erdöl. Trotz des deutlichen Fiskalüberschusses sinkt die Arbeitslosigkeit – sollten dennoch Förderungen nötig werden, so hat Russland erhebliche Finanzreserven, die auch durch das rekordniedrige Budgetdefizit von nur 12 Prozent des BIP leichter realisiert wer­ den können. Die Inflation bleibt unter Kon­ trolle (unter vier Prozent) und sinkt auch 2020 weiter. Dazu kommt, dass der han­ delsgewichtete russische Rubel weiterhin um rund zehn Prozent unterbewertet er­ scheint. Die neue nationale ProjektInitia­ tive hat ein Volumen von fast 26 Billionen Rubel (380 Milliarden Euro), stolze 23 Pro­ zent des BIP. Dadurch soll Russlands lang­ fristiges Wachstumspotenzial auf drei Pro­ zent gesteigert und die große Abhängigkeit vom Öl reduziert werden. 60 Prozent dieser Mittel fließen in Infrastrukturprojekte (Straßenbau, Umwelt), der große Rest in demografische Projekte (Anhebung des Pensionsalters auf 65/60 Jahre und der ar­ beitsfähigen Bevölkerung), das Gesund­ heitswesen, den Wohnbau (Ersatz der Plat­ tenbauten aus der Sowjetzeit), das Bil­ dungssystem, Wissenschaft und Kultur, die Digitalisierung und den Ausbau des Internet auf einen Abdeckungsgrad von 100 Pro­ zent, sowie die Steigerung der Produktivi­ tät. 2020 wird es zudem erhebliche Export­ subventionen geben. Am meisten werden davon Sektoren wie Banken, Immobilien und der Metallbergbau profitieren. Anstiege der Realeinkommen und Sozialleistungen auch für Mütter werden dem Retailbereich einen kräftigen Schub geben. Hauptrisiken sind der nicht wirklich vorhandene Rechts­ staat und die noch mangelhaft ausgebauten TechnologieNetzwerke. Das politische Risi­ ko für die Zeit nach Putin wurde weiter in die Zukunft hinausgeschoben und spielt ak­ tuell keine Rolle. MÄRKTE & FONDS . Emerging Markets „Den Kursgewinnen 2019 zum Trotz ist die Bewertung des russischen Aktienmarktes nach wie vor günstig.“ Julian Zbar, Pictet AM 600 2015 2016 2017 2018 2019 800 1.000 1.200 1.400 1.600 RTS INDEX Indexpunkte Februar 2020 – GELD-MAGAZIN . 35

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