GELD-Magazin, Februar 2020

Auch Indien befindet sich auf einem langfristigen Wachstumspfad, beim Volkseinkommen liegt es allerdings noch weit hinter dem Rivalen China. Doch die Aufholjagd läuft, Indiens Bruttoinlandsprodukt wächst 2020 stärker. Indien auf Wohlstands-Kurs Z ahlreiche Anleger haben sich in den letzten Monaten von den zu­ nehmenden Handelsspannungen einschüchtern lassen. Auch der indische Ak­ tienmarkt ist davon nicht verschont geblie­ ben. Sukumar Rajah von Franklin Temple­ ton Emerging Markets Equity, schildert sei­ ne Einschätzung. „Die Reserve Bank of In­ dia hat aggressiv eingegriffen, um die Rupie zu stützen. Unserer Einschätzung nach be­ steht selbst nach der jüngsten Verringerung der Devisenreserven Spielraum für weitere Eingriffe“, sagt Rajah. Eine schwache Rupie macht Importe teurer, indischen Unterneh­ men ist es jedoch gelungen, ihre höheren Vorleistungskosten an Verbraucher weiter­ zuleiten. Dies hat den Gewinnen Auftrieb verliehen und wird als Anzeichen für eine solide Nachfrage gesehen. Für exportorien­ tierte Branchen und Unternehmen hinge­ gen ist die Schwäche der Rupie günstig. So dürften etwa ITFirmen von einer schwä­ cheren Rupie profitieren, da sie einen Groß­ teil ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaf­ ten. Da das Leistungsbilanzdefizit Indiens ansteigt, könnte eine schwächere Rupie die Wettbewerbsfähigkeit des Landes im Han­ del fördern und Indien dabei helfen, seine Exporte anzukurbeln. „Wir sehen mehrere Faktoren, die unserer Einschätzung nach einem mehrjährigen Wachstumszyklus Un­ terstützung bieten sollten, darunter nicht zuletzt das Wachstum der Konsumausgaben und der öffentlichen Investitionen. Bei den Investitionen des Privatsektors sind Anzei­ chen auf eine Belebung zu beobachten.“ Positives Macro-Bild „Indien ist eine inlandsorientierte Wirt­ schaft mit geringer Exportabhängigkeit. Das Leistungsbilanzdefizit Indiens ist gegenüber dem Vorjahr angewachsen, zum Teil auch deshalb, da sich die Beschleunigung der in­ ländischen Nachfrage mit einer Stagnation der globalen Nachfrage erklären lässt. Die Zunahme ist also auf Wachstumschancen zurückzuführen. Auch die ausländischen In­ vestitionen sollten sich beleben, was der Zahlungsbilanz Unterstützung bieten wür­ de“, meint Rajah. Darüber hinaus gewinnt das „Make in India“Programm der Regie­ rung, das Indien in einen globalen Ferti­ gungsstandort verwandeln soll, zunehmend an Fahrt. Mehrere Wirtschaftszweige dürf­ ten hiervon profitieren, insbesondere der Sektor für Herstellung von Elektronikwaren. „Make in India“ So hat der südkoreanische Elektronikriese Samsung zu Beginn des Jahres die weltweit größte SmartphoneFabrik in der Nähe von Neu Delhi eröffnet, um Telefone günstiger als in China herzustellen und seine interna­ tionale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Langfristig dürfte Indien einen erheblichen Anstieg des Anteils lokal hergestellter Pro­ dukte verzeichnen, was auch für die Lei­ stungsbilanz Gutes verheißen sollte. Insge­ samt ist das indische Makroumfeld erfreu­ lich. Stetig positive Aspekte führen zu einem stabilen Wachstum des BIPs, einem zunehmenden ProKopfEinkommen, einem steigenden privaten Konsum (z.B. auch Fahrzeugverkäufe) sowie zu höheren öf­ fentlichen Investitionen (Förderung der Bautätigkeit, Zementproduktion, etc). „Indien hat Probleme mit der wuchernden Bürokratie und im Infrastrukturausbau, die das Wachstum zweifach behindern.“ Dennis Eldridge, JPM MÄRKTE & FONDS . Emerging Markets Credits: swisshippo, Niko_Cingaryuk/stock.adobe.com, beigestellt 22.000 2015 2016 2017 2018 2019 24.000 26.000 28.000 30.000 32.000 34.000 36.000 38.000 40.000 42.000 SENSEX 30 INDEX Indexpunkte 34 . GELD-MAGAZIN – Februar 2020

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