GELD-Magazin, Februar 2020

Transformation derWirtschaft „Die chinesische Regierung hat bei der Transformation von einem export- zu einem binnenwirtschaftlich getriebenen Land ei­ nen guten Job gemacht“, meint Dennis El­ dridge, Asien Investment Specialist bei JPM­ organ. Das Wirtschaftsmodell wurde kom­ plett umgekrempelt – nun stehen nicht mehr Investitionen, z.B. Infrastrukturausga­ ben und Exporte im Vordergrund, sondern der Binnenkonsum. Zusätzlich wurde der Verschuldungsgrad der Unternehmen he­ runtergefahren. Dass im Zuge eines solchen Prozesses die BIP-Wachstumsrate zurück­ geht, ist ein natürlicher Vorgang für ein Land, das jahrzehntelang so stark gewach­ sen ist wie China – die Vergleichsbasis wird immer höher. Doch das ist einfach ein statis­ tischer Effekt und bedeutet nicht etwa die Gefahr höherer Arbeitslosenraten oder sin­ kender Unternehmensgewinne, im Gegen­ teil. Die Qualität des Wachstums steigt deutlich an, die Gewinne der chinesischen Unternehmen werden nachhaltiger. Der Le­ bensstandard vieler Chinesen verbessert sich, die Pro-Kopf-Einkommen legen seit vielen Jahren zu und haben einen wohlha­ benden Mittelstand hervorgebracht. Der Ausbau des Bahn- und Flugverkehrs ist in beeindruckend kurzer Zeit vorangekom­ men, etwa der neue Riesen-Airport in Pe­ king mit nur zwei Jahren Bauzeit. Wenn die Regierung in ihren Fünf-Jahres-Plänen Ziele vorgibt, dann werden diese in der Regel auch erreicht. Und die Chinesen achten bei ihren Einkäufen immer mehr auf Qualität. China-Trends im Fokus Der Prozess der Premiumisierung lässt sich in Branchen wie Basiskonsumgüter, höher­ wertige Konsumgüter, wie etwa Waschma­ schinen, oder der Wohnausstattung, aber auch in der Technologie beobachten. „Für den MSCI-China-Index rechnen wir mit einem Plus der Unternehmensgewinne von über zwölf Prozent. Dazu sollten geldpoli­ tische Lockerung wie die jüngste Senkung der Mindestreserveanforderungen für die Geschäftsbanken ebenso beitragen wie der Ersatz des Leitzinses der Regierung durch die ,Loan Prime Rate‘, die die Banken bei der Kreditvergabe zuvor nur ihren besten Kunden eingeräumt haben.“ Was sind nun die herausragenden Industrie-Trends in Chi­ na? Erstens die Konsumstory, wonach die aufstrebende Mittelklasse in China zu im­ mer höherwertigen und damit auch teure­ ren Waren greift – dank starker Lohnzu­ wächse in der letzten Dekade können sich immer mehr Chinesen immer mehr leisten. Aus diesem Blickwinkel sind die Sektoren Konsum, Gesundheit und Technologie am aussichtsreichsten. Die Basiswerte für Ver­ gleiche mit chinesischen Konkurrenten sind noch immer sehr tief und das Wachstums­ potenzial entsprechend hoch. Auch das Healthcare-Business wächst sehr stark. Bei­ spiel Jiangsu Hengrui, der einzige chine­ sische Pharmakonzern mit einer FDA-Medi­ kamentenzulassung in den USA. Jiangsu hat viel versprechende Krebsmedikamente in der Entwicklung. Kontraktproduzenten und Outsourcing-Spezialisten wie Wuxi Bio­ logicss wachsen ebenfalls schnell. Last, but not least der Technologiesektor. Bekannte Namen wie Alibaba, Tencent oder Baidu Bei der Anzahl der börsegelisteten Unternehmen hat China die USA bereits überholt. Beson- ders angezogen haben die chinesischen Titel seit der großen Finanzkrise von 2008/09. In den USA sind die Börsenlistings besonders seit der Boomphase 1998 bis 2000 gefallen. Es gibt viele junge Berufstätige in China, die ihr erstes Auto oft auf Kredit kaufen.“ Alex Duffy, Portfoliomanager Fidelity sind eigentlich keine so großartigen Unter­ nehmen, doch sie haben auf dem riesigen Heimatmarkt China keine ausländische Konkurrenz zu fürchten, denn diese ist be­ hördlich abgeschottet. Große Zukunftspläne Die nationalen Champions haben die Regie­ rung stets auf ihrer Seite. Diese notieren als A-Aktien in Shanghai und werden im MSCI EM Index stärker gewichtet. Hier besteht erstens noch Aufholbedarf, da viele Top-Un­ ternehmen wie Tencent oder Alibaba noch nicht im A-Aktien-Index in Shanghai notiert sind. Das lässt auf eine bessere Performance hoffen. Zweitens lässt die Immobilienblase kontrolliert Dampf ab, drittens wird der Fo­ kus wegen der hohen Verschuldung auf pri­ vate Investments und die Direktfinanzie­ rung über Börsengänge bzw. Kapitalerhö­ hungen gelegt, und viertens wird die Kredit­ vergabe an den privaten Sektor kleiner und mittlerer Betriebe gefördert, die die meisten Jobs in der Industrie schaffen. Es ist keines­ wegs so, dass China im Technologiebe­ US-gelistete Unternehmen vs. in China börsenotierte Firmen Quelle:J.P.MorganAssetManagement,Wind,WorldDev. Indicators Onshore Chinese SOEs Hong Kong SOEs Chinese overseas listings Onshore Chinese private firms Hong Kong private firms US firms 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 MÄRKTE & FONDS . Emerging Markets Februar 2020 – GELD-MAGAZIN . 31

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