GELD-Magazin, Februar 2020

Nach Festlegung der Anlagestrategie, wie wählen Sie die geeigneten Zielfonds aus? Ingrid Bach: Dazu führen wir eine Master­ liste aus rund 180 Investmentfonds, die wir einer umfangreichen Due Dilligence unter­ zogen haben – auch nach unseren Nachhal­ tigkeitskriterien. Damit haben wir für jede Region, für jedes Segment und jeden Anla­ gestil (z.B. Blend, Value oder Growth) die besten Fonds an der Hand. Zum Teil müssen manche Fonds zusätzliche Kriterien – wie z.B. die Eignung für Pensionskassen-Portfo­ lios – erfüllen. Sie haben das Thema Nachhaltigkeit angesprochen... Doris Kals: Bei uns ist Nachhaltigkeit bei den Versicherungs-Assets immer schon ein großes Thema gewesen. Dazu haben wir be­ reits vor langer Zeit innerhalb der KAG Kri­ terien definiert, die wir seither in den insti­ tutionellen Produkten umsetzen. Dazu grei­ fen wir auch auf externe Datenlieferanten zurück und haben uns im Jahr 2014 in Koo­ peration mit dem WWF auf Basis eines ei­ gens entwickelten Bewertungsmodells als erstes Unternehmen in Österreich zu kon­ kreten, messbaren Nachhaltigkeitszielen für unsere Kapitalanlagen verpflichtet. Bei uns ist das schon lange selbstverständlich, was bei vielen anderen Gesellschaften erst vor ein oder zwei Jahren angekommen ist. Bei den Publikums-Dachfonds haben wir die ESG-Konzeptionierung 2019 abgeschlossen und setzen diese seit Jahresbeginn um. Ingrid Bach: Genau genommen verfolgen wir einen Best in Class-Ansatz plus einiger Ausschlusskriterien, wie zum Beispiel Kohle­ abbau. Das ist bei der Auswahl der Subfonds gar nicht so einfach umzusetzen, da man hier den gemeinsamen Nenner zwischen den angebotenen Nachhaltigkeitskonzepten und unseren Vorgaben braucht. Beim The­ ma ESG ist die Definition schwierig und bei allen Vermögensverwaltern uneinheitlich. Es ist hier durchaus wünschenswert, wenn auf EU-Ebene nun genaue Definitionen und Vorgaben kommen. Kommen wir zu Ihren aktuellen Einschät- zungen der Märkte: Wie geht es Ihrer Meinung nach mit den Anleihen weiter? Doris Kals: Wir unterscheiden zwischen risikolosen und risikoreichen Anleihen. Un­ ter der Prämisse einer stabilen wirtschaftli­ chen Entwicklung gehen wir davon aus, dass sich das Spreadrisiko mehr bezahlt ma­ chen wird als das Durationsrisiko. Dazu muss man aber auch sagen, dass die Latte von Seiten der Staatsanleihen ja nicht hoch gelegt ist. Derzeit sind wir in den Emerging Markets stark übergewichtet. Dort ist das Kreditrisiko nicht besonders hoch und wir sind in diesen Märkten vor allem in Hart­ währungs-Anleihen investiert. Auch Unter­ nehmensanleihen liefern in den Schwellen­ ländern gute Erträge. Währungschancen nehmen wir nicht direkt, z.B. mit Lokalwäh­ rungsanleihen, wahr, wir profitieren aber indirekt daran durch die positive Auswir­ kung auf die Ratings. Wie sieht es auf den Aktienmärkten aus? Michael Molzar: Aktienseitig ist sicherlich mehr zu verdienen als mit Anleihen, da wir heuer global gesehen ein relativ stabiles Wirtschaftswachstum erwarten, das durch die expansive Geldpolitik unterstützt wird. Bei den Unternehmensgewinnen dürfte glo­ bal im Durchschnitt ein Wachstum von rund sechs Prozent erreicht werden – obwohl ich an den Börsen dennoch von einer eher vola­ tilen Entwicklung ausgehe. Kommt Ihnen die Entwicklung in den USA nicht schon überzogen vor? Michael Molzar: Das muss man relativ se­ hen: Vom Forward-KGV ist der S&P 500 mit einem Wert von 19 zwar relativ teuer, aber noch nicht extrem teuer – obwohl bei einem Wert von 19 der Markt oft korrigiert. Aber solange das Momentum nach oben zeigt, kann man diesen Markt nicht auslassen. Zum Teil gilt der US-Aktienmarkt auch als eine Art „Save Haven“. In Krisenzeiten re- patriieren US-Anleger ihre Gelder und der Dollar steigt. Z.T. spielt im US-Markt auch die Buy-Back-Story eine Rolle, die 2019 auf einem hohen Niveau war, und auch der Boom aus den Steuersenkungen. Zu den Emerging Markets Aktien sind wir leicht po­ sitiv eingestellt. Der kürzlich abgeschlos­ sene erste Handelsdeal mit den USA redu­ ziert die Unsicherheit und das Gewinn­ wachstum ist viel versprechend – z.T. sehen wir dort sogar unglaublich hohe Wachs­ tumsraten. Abgesehen von der regionalen und sektoralen Gewichtung der Assets – setzen Sie auch spezielle Themenfonds als Beimischung ein? Michael Molzar: Wir spielen das im We­ sentlichen über Growth-Aktienfonds, die bil­ den spezielle Themen, wie z.B. New Mobili­ ty, Internet-Technologie oder Automatisie­ rung, zwingendermaßen auch mit entspre­ chenden Beteiligungen ab. Doris Kals: Als eine der wenigen Ausnah­ men halten wir einen Healthcare-Fonds, bei dem wir auch auf den breiten Megatrend Demografie setzen. Oft ist Risikokontrolle – besonders in volatilen Märkten – ein Thema. Haben Sie dazu ein Konzept für die Fonds? Doris Kals: Unsere Risikokontrolle erfolgt durch die Anlagevorschriften für die einzel­ nen Dachfonds – wie Aktienquoten, Richt­ linien für das Durationsband usw. Aber letztendlich monitoren wir die Marktent­ wicklungen laufend und hinterfragen sofort, wenn sich ein Markt nicht entsprechend un­ serer Erwartung entwickelt oder ein Fonds eine Underperformance aufzuweisen be­ ginnt. Im letzteren Fall nehmen wir Kontakt mit dem Fondsmanagement auf und klären ab, was der Grund dafür ist. Ingrid Bach: Daneben gibt es natürlich bei uns auch eine Risikoabteilung, die laufend kontrolliert, ob wir die Vorgaben einhalten. www.allianzinvest.at Unsere Stärke liegt in der effizienten und vertrauensvollen Teamarbeit unserer Spezialisten. Februar 2020 – GELD-MAGAZIN . 29

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