GELD-Magazin, Februar 2020

„Operation Ajax“ und anderer massiver amerikanischer Interventionen die Skep- sis, um nicht zu sagen, der Hass gegen die USA groß ist. Das soll keine Entschuldi- gung für das dikta- torische Regime Teherans sein, es macht aber ver- ständlich, dass man sich unangreifbar ma- chen will. Deshalb ver- mutet Amerika, dass der Iran Nuklearwaffen an- strebt, was auf jeden Fall verhindert werden soll. Mit allen Mitteln, was militärische Optionen miteinschließt. Aber könnten die USA mit gezielten Luftschlägen das Atomprogramm des Iran überhaupt ernsthaft gefährden? Karner: „Zunächst glaube ich schon, dass Iran weiterhin Nuklearwaffen anstrebt, um ein Druckmittel auf die USA, die Region und Europa zu haben. Er ist aber weit von der Entwicklung der Atombombe entfernt, sollte es dennoch in diese Richtung gehen, sind die USA mit Sicherheit gut vorbereitet. Zwar hat der Iran einiges zum Schutz der Anlagen getan, ich traue mich aber zu sa- gen: Die USA hätten die Pläne und das Arse- nal, um die Produktion von Atomwaffen aufzuhalten, etwa mit bunkerbrechenden Bomben, die tief ins Erdinnere vordringen. Aber nochmals: Wir sind weit von der Ent- wicklung von Nuklearwaffen und somit auch von Angriffen entfernt, es sei denn, die Lage eskaliert konventionell.“ Kein Jahrhundertplan Es bleibt zu hoffen, dass es nicht soweit kommt. Vielleicht kann ja Donald Trumps „Jahrhundertplan“ für Nahost zur Beruhi- gung beitragen? Das darf bezweifelt wer- den. So zielen die Bemühungen wiederum nicht auf ein Gesamtkonzept ab, sondern auf den Konflikt zwischen Israel und Palä- stina. Natürlich muss mit einem ersten Schritt begonnen werden, aber das unter Ausschluss eines wesentlich Beteiligten? So ist die palästinensische Seite gar nicht in die Verhandlungen miteinbezogen worden, Trump und Netanjahu präsentierten den Friedensplan sozusagen in Eigenregie. Von den Palästinensern wird er rundum abge- lehnt, er würde im „Mülleimer der Ge- schichte“ landen. Wir sind somit wieder bei gegenseitigen Diskreditierungen angelangt und wichtige Player agieren in einfachen Gut-Böse-Schemata. Solange das anhält, ist keine Lösung in Sicht. Fakten Iran Laut Volkszählung des Jahres 2011 sind 99,4 Prozent der Bürger des Iran Muslime, was das Land aber einzigartig macht, ist sein überwiegende Mehrheit an Schiiten: 90 bis 95 Prozent der Bevölkerung. Im Irak wird der Anteil dieser Glaubensrichtung auf 64 bis 69 Prozent geschätzt, die Staatsführung war aber unter Saddam Hussein eindeu- tig in der Hand einer sunnitischen Elite. Der Iran gilt jedenfalls als Bollwerk der Schiiten in der Region, besser gesagt weltweit. Im Nahen Osten ist eine Ursache der Verwer- fungen die Spaltung des Islam in Schiiten und Sunniten. LÄNDERPROFIL IRAN Bevölkerung 83 Millionen BIP (gemessen in Kaufkraftparität) 1,64 Bio. $ BIP/Kopf (gemessen in Kaufkraftparität) 20.100 $ BIP-Wachstum 3,7% Arbeitslosenrate 11,8% Staatsverschuldung 39,5% des BIP Inflation 9,6% Quelle: CIA-Factbook, alle Zahlen beziehen sich auf 2017 In der Region selbst steckt Saudi-Arabien mit sehr großem Abstand das meiste Kapital in Rüstungsausgaben. Nicht zu vergessen ist aber, dass Israel mit Atomwaffen über ein erhebliches Abschreckungspotenzial verfügt. Militärausgaben imVergleich *Letzte Angaben aus 2011 Quelle: Statista USA in Mrd. USD 649 Saudi-Arabien Russland Türkei Israel Iran Irak Syrien 67,7 61,4 19 15,9 13,1 6,3 2,5* Credit: Itan1409/stock.adobe.com BRENNPUNKT . Nahost-Konflikt 12 . GELD-MAGAZIN – Februar 2020

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