GELD-Magazin, Februar 2020
Es handelte sich dabei um den ersten und bisher einzigen legitimierten Regierungs- chef des Iran. Sein Verhängnis war, dass sein ambitioniertes Programm auch die Ver- staatlichung der in britischer Hand befind- lichen Erdölindustrie des Landes umfasste. Großbritannien protestierte und interve- nierte beim engen Verbündeten USA, zu einem offiziellen militärischen Einmarsch wollte man sich aber nicht durchringen. Drohnen gab es damals noch nicht, also griff man zu einem anderen erprobten Mit- tel der US-Außenpolitik: Einem insze- nierten Putsch. In der „Operation Ajax“ be- stach die CIA 1953 Politiker, Militärs, Geist- liche sowie andere Opinion Leader und sta- chelte die Bevölkerung gegen Mossadegh auf. Bezahlte Schlägertrupps inklusive. Letztlich griff das Militär unter Billigung von Schah Reza Pahlavi ein und Mossadegh wurde gestürzt. Das Ende des demokrati- schen Irans durch die CIA, was keine Ver- schwörungstheorie ist, sondern sich in offi- ziellen Akten nachlesen lässt. Griff nach der Bombe? Kehren wir in den heutigen Iran zurück, verwundert es nicht, dass angesichts der nicht.“ Karner abschließend: „Für den ge- samten Nahen Osten war ich immer wieder einmal hoffnungsvoller gestimmt. Im Mo- ment ist das aber nicht der Fall. Insgesamt dominiert die Skepsis.“ Verfahrene Situation Was die Ausganglage so schwierig macht, ist, dass die Region nicht nur von einem, sondern vielen ineinander verwobenen Konflikten geprägt ist: Isreal vs. Palästinen- ser, Assad gegen Teile der eigenen Bevölke- rung, die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden, der Irak als zerbröckelnder Staat und die uralte Auseinanderset- zung zwischen Schi- Mit der gezielten Tötung Soleimanis sorgte Do- nald Trump wieder einmal für einen Pauken- schlag – was waren die Beweggründe dahinter? In den USA gab es widersprüchliche Begründungen, so sagte Trump, dass Soleimani Anschläge auf vier US-Botschaften geplant habe. Mitglieder seiner Ad- ministration bestritten das allerdings. Der wahre Hintergrund ist, den Iran abschrecken und in die Schranken weisen zu wollen. So gab es zuvor ge- zielte Provokationen des Iran: Raketen- und Drohnenattacken auf wichtige Ölanlagen in Saudi- Arabien und den Abschuss einer US-Drohne, angeb- lich im iranischen Luftraum. Von den USA kam kei- ne militärische Reaktion, was Trump den Vorwurf einbrachte, Angst vor einer kriegerischen Auseinan- dersetzung im Iran zu haben. Das schwächte seine Position sowohl im Nahen Osten als auch in den USA selbst. Mit der Tötung Solemanis wollte Trump Stär- ke demonstrieren und außerdem die Provokationen des Iran eindämmen. Abgesehen von den Ereignissen der jüngsten Ver- gangenheit, warum ist eine Lösung im Nahost- Konflikt so schwierig? In der Region sind wir mit einer komplexen Problem- lage konfrontiert: etwa dem Konflikt zwischen Israel und Palästina, den inner-irakischen Problemen, den Auseinandersetzungen zwischen Assad und der be- waffneten Opposition in Syrien oder den Bestre- bungen des Iran, eine Gegenmacht zu den Sunniten darzustellen. Es gibt zwar zur Lösung Einzelvorschlä- ge, aber kein Gesamtkonzept. Erschwerend wirkt, dass sich die wichtigen Akteure zumeist wenig kom- promissbereit zeigen. Gerhard Mangott, Experte für internationale Beziehungen, Uni Innsbruck . INTERVIEW „Mit der Tötung Solemanis wollte Trump Stärke zeigen und die Provokationen des Iran eindämmen.“ iten und Sunniten prägen die komplexe Si- tuation (siehe Interview unten mit dem Po- litologen und Sicherheitsexperten Gerhard Mangott). Im Westen hat die jahrzehntelan- ge Krisen- und Kriegsberichterstattung in weiten Teilen der Bevölkerung zur Meinung geführt, dass der Nahe Osten ohnedies eine „verlorene Region“ sei und an der Misere vielleicht sogar „selber schuld“. So einfach darf man es sich allerdings nicht machen. Denn der Einfluss vor allem westlicher Großmächte ist groß, wofür nicht zuletzt die Agitation der USA im Iran ein gutes Bei- spiel bietet. Operation Ajax Rückblende: Im Jahr 1951 zierte die Titel- seite des Time Magazins das Bild von Mo- hammed Mossadegh als „Man of the Year“. „Die USA hätten das Arsenal, um Irans Produktion von Atomwaffen zu stoppen.“ Gerald Karner, Militärexperte und Gründer von Aventus Februar 2020 – GELD-MAGAZIN . 11
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