GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

CREDITS : fasst diese Form der KI-getriebenen Hy- perautomatisierung einmal den gesamt- en Workflow, dann resultiert das in der Ausbildung sogenannter „digital twins“ oder DTOs von einzelnen Operationen bis hin zu ganzen Organisationen. Die- se DTOs ermöglichen Unternehmen das Zusammenspiel von Prozessen, Funk- tionen und Leistungskennzahlen in Echtzeit zu visualisieren und optimieren. DER MENSCH IM FOKUS Dass technologischer Fortschritt Un- terstützung und nicht Ersatz als ulti- matives Ziel verfolgt, zeigt sich an einem Technologie-Trends | BRENNPUNKT HUMAN-CENTRIC » » Hyperautomatisierung Hyperautomatisierung ermöglicht die Erweiterung reiner Tätigkeitsautomatisierung hin zu komplexer Prozessautomatisierung – also von der Abnahme einzelner Arbeitsschritte zur Vereinfachung aller Arbeitsprozesse. » » Multiexperience Dies umfasst kurz gesagt den Ersatz von technologiekundigen Menschen durch menschen- kundige Technologie. Die Kommunikation zwischen Mensch und Computer ändert sich dahingehend, dass wir nicht mehr nur einen einzelnen technologischen Interaktionspunkt nutzen, sondern auf multisensorische und multi-touch point Interfaces wechseln. » » Demokratisierung Demokratisierung von Technologie bedeutet die Bereitstellung einfachen Zugangs zu tech- nischer oder unternehmerischer Expertise. » » Menschliche Erweiterung „Human Augmentation“ beschreibt die Nutzung von Technologie, um das kognitive und phy- sische Erlebnis von Menschen zu verbessern. Die Palette reicht von einfachen „wearables“ und Lernunterstützung bis hin zu Implantaten und Gen-Manipulation. » » Transparenz und Nachvollziehbarkeit Mit zunehmender Integration von Technologie wächst auch die Sorge über die Sicherheit und Nutzung von Daten. Um diese Vertrauenskrise zu überwinden und die Evolution von Technologie weiter voranzutreiben, bedarf es besserer Aufklärung, einer sicheren Gesetzge- bung und wachsender Verantwortung vonseiten der Unternehmen. weiteren Trend, nämlich der Demokrati- sierung von Technologie. Früher ein ge- schlossenes Feld für Eliten, ermöglicht heute der sogenannte „citizen access“ immer leichtere Nutzbarkeit von Techno- logien und ein Sinken der Eintrittsbarrie­ ren. Low- oder No-Code-Plattformen er- möglichen beispielsweise App-Entwick- lung und Webdesign für Laien, virtuelle Assistenten helfen Verkaufspersonal, schon heute hochwertige Kundengrup- pen zu identifizieren. Ein weiterer Trend, die „Human Augmentation“, geht dabei noch einen Schritt weiter und führt von der tech- Im Laufe der letz- ten Jahre wurde im Bereich AI eine extrem hohe Er- wartungshaltung aufgebaut. Das führte dazu, dass viele Firmen Proof of Concepts star- teten, ohne intern zu evaluieren, welches Ziel damit verfolgt werden soll und ob das überhaupt umsetzbar ist. Daraufhin wurden viele Projekte wieder ad acta gelegt und es folgte eine gewisse Ernüchterung. Heu- te wird AI daher nicht mehr zu sehr als IT-, sondern als Prozessthema aufgefasst. Die Fragestellung änderte sich zu: „Wie kann ich Prozesse kosteneffizient und sinnvoll unterstützen?“ Nehmen wir das Beispiel Dokumentenmanagement: Will ich ein Sys- tem, das alle Dokumente richtig analysiert, oder reicht eines, das bei zwanzig Prozent die Einbeziehung eines Menschen braucht – da liegt preislich eine Zehnerpotenz da- zwischen. Die Einführung von AI ist daher viel eher vergleichbar mit der Einführung von Microsoft Excel in den 80er-Jahren, als mit dem kompletten Ersatz von Menschen bei gewissen Tätigkeiten. Was wir auf der anderen Seite sehen, ist eine Diffusion von Internet-AI zu Business-AI. 2020 wird das Jahr, in dem Unternehmen flächendeckend beginnen, AI nicht nur zur Kostenreduktion, sondern auch Umsatzsteigerung zu nutzen. Personalisierung ist hier das Schlagwort! Clemens Wasner, EnliteAI | EXPERTENKOMMENTAR JÄNNER 2020 – GELD-MAGAZIN | 9

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