GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

Neben Ihrem ursprünglichen Spezial­ gebiet „Zinshäuser in Österreich“ expan­ dierten Sie zuletzt stark ins Ausland und in den Gewerbebereich. Warum? MARKUS ARNOLD: Es war ein logischer Schritt, weil sich die Kundenbedürfnisse verändert haben. Früher war der typische private Immobilienanleger eher etwas älter und wollte Zinshäuser kaufen – eines nach dem anderen. Heute haben wir es zuneh­ mend mit einer anderen Generation zu tun – 40- bis 45-Jährige, die sich selbst bereits ein Vermögen geschaffen haben oder erbten. Die suchen Renditen und werden vermehrt in anderen Assetklassen – z. B. eben in Ge­ werbeimmobilien – oder Regionen fündig. Diese Generation denkt einfach freier, wo­ bei ich bei ihnen auch einen starken Trend zur Diversifizierung bemerke – heute kaufen Private auch Gewerbeimmobilien, wer hätte das vor einigen Jahren gedacht? Zuletzt gab es wieder deutliche Preisstei­ gerungen bei Immobilien. Ab wann den­ ken Sie, sehen wir eine Überbewertung? Die klassische Bewertung basiert auf For­ meln, die heute so nicht mehr gelten. Es wird vor allem im Wohnbereich nicht mehr rein nach Rendite bewertet, sondern nach dem Sachwert – also ein Verkauf in Qua­ dratmeterpreisen im Vergleich mit den umliegenden Wohnungen. Und man kann feststellen, das Zinshaus in Wien bleibt top – in Wien gibt es jedes Jahr einen Zuzug von etwa 40.000 Menschen. Die Nettorendite bei Wohnungen wird daher vielleicht weiter bis auf 0,25 Prozent runtergehen – imWohn­ bereich in Zukunft vielleicht sogar komplett vernachlässigbar sein. Denn ich erwarte in den nächsten Jahren weitere Preisanstiege, die wir so noch nicht erlebt haben – im Zinshausbereich vielleicht etwa um die 20 Prozent. Ich sehe andererseits kein einziges Argument, das einen Fall der Preise recht­ fertigen würde. Das Angebot verringert sich ständig weiter – wir sehen eine anhaltende Verknappung der Wohnungen. Das betrifft übrigens nicht nur Wien, sondern alle gro­ ßen Städte in Europa. Von der Angebotsseite her: Kommen noch Zinshäuser auf den Markt? Meistens sind potenzielle Verkäufer er­ staunt, wieviel die Immobilie zurzeit wert ist – die Preise sind heute auf absolutem Höchstniveau, historisch gesehen so hoch wie nie zuvor! Da ist die Verlockung schon groß, ein Zinshaus zu verkaufen und in Vor­ sorgewohnungen oder Ferienimmobilien etc. zu investieren. Und es ist eine Tatsache, dass in Europa alle, die mindestens 50 Pro­ zent in Immobilien veranlagt haben, über Generationen hinweg reich geblieben sind. Wie sieht es im Ausland aus? Sie eröff­ neten Büros in Berlin, Prag, Bratislava und Budapest – nun auch in Madrid und in Mailand. Wir expandieren überall dorthin, wo es at­ traktive Märkte gibt. Mailand liegt in einer wirtschaftlich starken Region, da ist viel Geld vorhanden. Madrid ist wiederum die am stärksten wachsende Stadt in Europa Klassische Zinshäuser sind zwar immer noch attraktiv, aber nicht mehr das alleinige Nonplusultra für private Investoren. Die jüngere Generation tendiert zu mehr Diversifikation, z.B. in Gewerbeimmobilien. Warum das durchaus Sinn macht, erklärt uns Markus Arnold von Arnold Immobilien. Mario Franzin „Preise werden weiter steigen!“ – dort gibt es einen Zuzug von rund 1000 Personen pro Tag! Während der HomeBias bei älteren Investoren noch relativ stark ausgeprägt ist, ist er es bei den jüngeren we­ niger. Die wissen, dass ihre Geldanlage nur wenige Flugstunden entfernt ist oder auch Gewerbeimmobilien interessant sind. Im Gewerbebereich können Sie noch Objekte mit gut fünf Prozent finden – vor allem in kleineren Städten und Gemeinden. Wie kommen die Investoren nun zu interessanten Objekten? In der Regel weiß der Kunde, der zu uns kommt, nicht genau, was er will. Wir beglei­ ten ihn bei diesem Prozess etwa ein halbes Jahr, bevor er eine Entscheidung trifft – die Suche erfolgt immer nach Assetklasse, Lage und Rendite. Da wir stark auf Akquise set­ zen, können wir auf ein großes Portfolio zurückgreifen. Jeder, der Geld hat, lässt sich bei Immobilien beraten – ein guter Vermittler löst 80 Prozent der Probleme, die restlichen 20 Prozent löst dann der Steuerberater. www.arnold-immobilien.at Markus Arnold, Arnold Immobilien | EXPERTSTALK EINSCHALTUNG — CREDIT:Arnold Immobilien Markus Arnold, Gründer und General Manager, Arnold Immobilien JÄNNER 2020 – GELD-MAGAZIN | 75 „ In Europa sind alle, die mindestens 50 Prozent in Immobilien veranlagt ha- ben, über Generationen hinweg reich geblieben. “

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