GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

DRASTISCHER APPELL. Die Vereinten Natio­ nen stellten in Genf einen Bericht vor, wonach die internationale Staatengemeinschaft ihre Anstren­ gungen beim Klimaschutz deutlich verstärken muss. Ohne zusätzliche Maßnahmen drohen die Temperaturen global im Schnitt um 3,4 bis 3,9 Grad zu steigen, statt wie angestrebt um nur 1,5. Tatsächlich stiegen die Temperaturen zuletzt weit schneller als zuvor angenommen. Auch die Zahl extrem heißer Tage mit Temperaturen von 30 Grad und mehr nimmt zu. Sehr drastische Worte fand UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf der breit angelegten Klimakonferenz von Madrid im Dezember und sprach von einem „Krieg gegen die Natur. Wenn wir nicht schnell unseren Lebens­ stil ändern, gefährden wir das Leben an sich.“ Vor allem die Staaten mit dem größten Treibhaus­ gasausstoß müssten laut UNO: Mehr Anstrengung für Klimaschutz nötig Guterres viel mehr tun. Denn trotz gegenteiliger Versprechen sei während der vergangenen zehn Jahre der Ausstoß von Treibhausgasen jährlich im Schnitt um 1,5 Prozent gestiegen. Und natür­ lich ist auch die internationale Finanzindustrie im Kampf gegen die Erderwärmung gefragt.Positiv ist in diesem Zusammenhang, dass der Aktionsplan der EU-Kommission für nachhaltiges Wirtschaf­ ten in Europa voranschreitet. Erklärtes Ziel ist es dabei, die Kapitalströme verstärkt in Richtung Nachhaltigkeit und vor allem Ökologisierung zu lenken.So soll bereits 2020 das EU-Eco-Label für Finanzprodukte vorliegen. Dieses Gütesiegel er­ möglicht Investoren dann auf Fonds und andere Vehikel zu­ rückzugreifen, die den Nachhaltigkeits- Standards der EU entsprechen. Eine deutliche Verbesse­ rung für Anleger. IMAGESCHADEN. Banken genießen seit dem Ausbruch der Wirt­ schaftskrise 2008 nicht den besten Ruf – au­ ßerdem macht das Nullzinsumfeld ihnen das Leben schwer. Go­ ran Vasiljevic, CIO von Lingohr & Partner, meint allerdings: „Europäi­ sche Banken waren tendenziell noch nie so günstig: In 99 Prozent der Betrachtungszeiträume handelten sie in Re­ lation zum übrigen Aktienuniversum auf einer niedrigeren Ertrags- und Dividendenrendite.“ Er investiert daher breit gestreut in die größten Ban­ ken Europas, insbesondere in stark kapitalisierte nationale Champions. Im Portfolio befinden sich unter anderem Titel aus Frankreich, Großbritan­ nien, Italien, den Niederlanden und der Schweiz. Unterrepräsentiert ist lediglich Deutschland. BANK-AKTIEN: Attraktiv VORSICHTIGE FRAUEN. Der typische Robo- Advice-Kunde in Österreich ist männlich, Ange­ stellter und 41 Jahre alt. Im Monat bleiben ihm rund 620 Euro an frei verfügbarem Einkommen. So eine Studie der Fachhochschule Joanneum. Untersucht wurden 5000 anonymisierte Anleger­ profile des Robo-Advisors Savity, dabei stammen 81 Prozent von Männern, nur 19 Prozent von Frauen. Weiters gaben knapp 70 Prozent der Männer an, über Kenntnisse betreffend Fonds und ETFs zu verfügen. Bei Frauen liegt dieser Quote bei etwas über 50 Prozent. Anlegerinnen sind prinzipiell vorsichtiger und haben im Schnitt neun Prozent Aktien im Portfolio, bei den Män­ nern ist der Anteil immerhin doppelt so hoch. ROBO-ADVICE: Männersache ENTFESSELT. Inter­ essant ist, dass mit TradeCom ein Spezialist für Trendfolgeprodukte den Neoliberalismus in die Kritik nimmt. Die in den letzten 40 Jahren vorherrschende Wirt­ schaftsdoktrin, die unter anderem vom österrei­ chischen Ökonomen Friedrich August von Hayek geprägt worden ist, hätte folgende Auswir­ kungen gehabt: Für die Fehlspekulationen der Finanzelite musste dieAllgemeinheit aufkommen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wurde immer größer, denn angesichts stagnierender Löhne und florierender Börsen flossen Vermögen fast nur aufwärts, statt auch nach unten durchzusickern. Ebenso verlangsamte sich dasWirtschaftswachs­ tum. Fazit von TradeCom: der Markt braucht auch Schranken; ein richtiges Verhältnis von Staat und Markt ist gefragt. LIBERALISMUS: Ausgedient? JÄNNER 2020 – GELD-MAGAZIN | 7 Kurzmeldungen | BRENNPUNKT Goran Vasiljevic, CIO von Lingohr & Partner NULLZINSEN & CO. Als Maßnahme in Krisen- zeiten war das Quantitative Easing (QE) erfolg- reich. Doch die unerwünschten Nebenwirkungen schwächen die finanzielle Tragfähigkeit der Ein­ richtungen der betrieblichen Altersvorsorge (bAV), so der europäische Asset Manager Amundi. Dem Bericht liegt eine Befragung von 153 bAV-Ein­ richtungen mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 1,88 Billionen Euro und von 38 Pensi­ onsfondsberatern mit einem betreuten Vermögen von insgesamt 1,4 Billionen Euro zugrunde. Die überwiegende Mehrheit der Befragten – fast 80 Prozent – ist der Meinung, die quantitative Locke­ rung habe die globaleVerschuldung kontinuierlich weiter in die Höhe getrieben und den Boden für die nächste Krise bereitet. Zwei Drittel der Be­ fragten sind sich einig, dass QE durch Nullzinsen die Erfüllung von Pensionsverbindlichkeiten er­ schwert. Die Hälfte der Befragten gibt zudem an, dass Regierungen die Zentralbankmaßnahmen als Vorwand nutzen, um wachstumsfreundliche fiskalpolitische Reformen auszusetzen oder auf­ zuschieben. GELDPOLITIK: Problematisch Friedrich August von Hayek, österr. Nationalökonom

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