GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

70.000 UNTERSTÜTZER signierten für ein be­ dingungsloses Grundeinkommen von 1200 Euro pro Monat in Österreich. Eine Enttäuschung für Initiator Peter Hofer, er selbst räumte ein, dass die mangelnde Resonanz für ihn „überraschend“ gewesen sei. Für ihn sei das Projekt somit abge­ hakt.Wahrscheinlich wird das aber die Diskussio­ nen nicht beenden. So hat etwa Kärntens Lan­ deshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) das Thema wieder aufs Tapet gebracht. Auch prominente In­ tellektuelle setzten sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein, so etwa der „Star-Philo­ soph“ Richard David Precht. Argumentiert wird für dieses „Bürgergeld“ zumeist wie folgt: Die ra­ sant fortschreitende Digitalisierung und Automa­ tisierung würde zu einer neuen Massenarbeitslo­ sigkeit führen, die ein bedingungsloses Grund­ einkommen praktisch notwendig mache. Auch würde den Beziehern die Möglichkeit geboten, kreativ tätig zu werden und wichtige Beiträge für die Gesellschaft zu leisten (inkusive einer Ankur­ belung der Wirtschaft durch gestärkte Kaufkraft). ZAHLENSPIEL MEHR FREIZEIT. Der freie Samstag und Sonntag können schon sehr schnell vergehen. Oft hört man: „Mein Wochenende war zu kurz!“ Wer das sagt, hat Recht – meint zumindest der Wirtschaftsprofessor David Spencer von der Uni­ versität Leeds. Seine Forschungen ergeben: Wir brauchen zumindest drei Tage Wochenende, ideal wären sogar vier. Begründet wird das auch historisch: Lange ging technischer Fortschritt mit kürzeren Arbeitszeiten einher. Noch in den 1930er-Jahren waren Ökonomen wie John May­ nard Keynes überzeugt, dass Menschen im Jahr 2030 nur mehr 15 Stunden pro Woche arbeiten müssten. Der Rest ist Freizeit – dank den rasanten technischen Entwicklungen und damit verbun­ denen Effizienzsteigerungen. Gekommen ist es bisher allerdings anders: Obwohl ein Beschäf­ tigter heute in 20 Stunden so viel Arbeitsleistung erledigt wie in den 60ern in 40 Stunden, arbeiten wir nicht kürzer. Spencer fordert Politik und Wirt­ schaft deshalb auf, den „Teufelskreis“ aus viel zu viel Arbeit zu durchbrechen. Durch das Drei-Tage- Wochenende hätten wir mehr Kraft für für Dinge SCHÖNES WOCHENENDE: Drei Tage werden empfohlen abseits der Arbeit und könnten besser und gesün­ der leben. Prinzipiell geht es also um Konzepte der weiteren Arbeitszeitverkürzung, die ja bereits seit mehreren Jahrzehnten diskutiert werden. Aber natürlich gibt es auch kritische Stimmen, zum Beispiel was den Lohnausgleich betrifft, denn wieviel sollen Unternehmen für die verkürzte Arbeitszeit bezahlen? Es besteht hier immer die Gefahr, dass sich eine Seite übervorteilt fühlt. Klar scheint jedenfalls, dass die moderne Arbeits­ welt noch flexibler werden muss, was wiederum andere Faktoren mit sich führt. Vor allem das Ver­ wischen von Arbeits- und Freizeit durch ständige Erreichbarkeit (Stichwort Handy). SCHAUPLATZ BÜRO. Konflikte am Arbeits­ platz sind leider keine Seltenheit: Ein kleines Missverständnis in der Kommunikation, verschie­ dene Ansichten zu einem Thema, das fragwürdige Zeitmanagement des Kollegen – voilà, schon ist der Auslöser für so manche Streitigkeit perfekt. Möglicherweise inklusive Schreiduell. Wie Kon­ flikte, ihre Folgen und der Umgang mit ihnen in Österreichs Unternehmen ablaufen, hat nun das Meinungsforschungsinstitut Marketagent näher untersucht. Zu den Ergeb­ nissen: Zwar bleibt die Hälfte der Befragten von Auseinandersetzungen im Job in der Freizeit eher un­ berührt, allerdings berichten 17 Prozent doch von starken Belastungen, unter den Frauen sogar über 23 Pro­ zent. Auch das Gefühl, am Arbeitsplatz nichts richtig zu machen, ist jedem Zwei­ ARBEITSWELT: Wenn im Job die „Fetzen fleigen“ ten zumindest nicht gänzlich unbekannt. Doch nicht nur auf psychischer Ebene machen sich firmeninterne Spannungen bemerkbar – einige Arbeitnehmer haben in Folge zumindest mit Kopf­ schmerzen (50%), Magenschmerzen (46%) oder hohem Blutdruck (38%) zu kämpfen. Vier von fünf berichten außerdem aufgrund von Auseinan­ dersetzungen am Arbeitsplatz bereits schlecht geschlafen zu haben, knapp jeder Fünfte erlebt dies sogar einmal pro Woche oder häufiger. Zu­ letzt wirken sich Konflikte wenig überraschend auch auf die Arbeitshaltung und -leistung aus. Besonders die Motivation nimmt ab (41%), stattdessen wird nur noch Dienst nach Vor­ schrift gemacht (37%). Die Mitarbeiter bemerken einen Leistungsabfall (27%) und die Konzentration fällt ihnen schwer (17%). CREDITS: beigestellt,Archiv (Studio Huber),pixabay,gstockstudio/stock.adobe.com 6 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020 BRENNPUNKT | Kurzmeldungen DRAKONISCH. Verstörende Nachrichten aus Nigeria: Parlamentarier diskutieren dort Gesetzes­ pläne, die gegen Fake News und Hate Speech helfen sollen. Prinzipiell keine schlechte Idee, nur dürfte man beim Strafrahmen meilenweit über das Ziel geschossen sein. So sind Gefäng­ nisstrafen für die Verbreitung von Fake News vorgesehen, die Unruhen auslösen könnten. Schon das erscheint bedenklich, weil damit der Zensur praktisch offiziell Tür und Tor geöffnet wür­ de. Noch dramatischer wäre aber die im Rahmen der „National Commission for the Prohibition of Hate Speeches Bill“ vorgesehene Todesstrafe für Hassreden im Internet! Nigerianische Menschen­ rechtsaktivisten hoffen, dass dieser Passus das Abgeordnetenhaus nicht passieren wird. Übri­ gens ist in dem größten afrikanischen Land (über 190 Millionen Einwohner) die Todesstrafe für schwere Delikte prinzipiell noch immer aufrecht. Auch wenn es bereits seit 2016 keine Hinrich­ tungen mehr gab, so hat man sich noch nicht entschieden, sie auch gesetzlich zu untersagen. FAKE NEWS: Todesstrafe droht!

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