GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020
oder gehen. Die Kosten sind allerdings enorm. Spinraza kostet 750.000 Dollar im ersten Behandlungsjahr und 350.000 in den folgenden. 2018 lag der Gesam- tumsatz mit Spinraza bei 1,8 Milliarden Dollar. Der Preis von Zolgensma liegt bei 2,1 Millionen Dollar für die einzig not- wendige Infusion, auf zehn Jahre gese- hen ist das aber nur die Hälfte der Ko- sten für Spinraza, das lebenslänglich verabreicht werden muss. DIGITAL HEALTH Auch das Phänomen „Digital Health“ hat eine rosige Zukunft vor sich, denn es hat die Kraft, die ansteigende Kostenkur- ve für Healthcare-Services umzukehren. Dabei kommen neue Technologien wie Robotics, Künstliche Intelligenz (KI) so- wie digitale und mobile Vernetzung zum Einsatz. Teladoc Health kooperiert mit den größten Gesundheitsdienstleistern der Welt mit dem Ziel, die ersten virtuel len Services anzubieten. In China entlastet ein Service der größten Versicherung des Landes, Ping An, nämlich Ping An Good Doctor, das noch unterentwickelte Gesundheitswe- sen. Dabei werden Online-Arztbesuche bei insgesamt 6000 Medizinern ermögli- cht. Teladoc verlangt nur 45 Dollar pro virtuellem Arztbesuch. Global Market In- sights schätzt, dass der globale Markt für Telemedizin sich bis 2025 verdrei- fachen wird und dann ein Volumen von 130 Milliarden Dollar haben könnte. Kli- niken beeilen sich, eigene digitale Platt- formen aufzusetzen, eine Art von inne- rer Disruption. So könnten in Deutsch- land rund 30 Prozent der Ambulanzpati- enten via Telemedizin behandelt werden. Vocera Communications lancierte vor Kurzem einen „wearablen“ Smart Badge, der über 150 Patientenüberwachungssy- steme integriert und im Notfall lebens- wichtige Daten den Ärzten zur Verfügung stellt und auch Alarmsignale weiterleitet. Ada, eine Gratis-App, benützt KI/deep learning-Systeme, um anhand der stän- dig wachsenden Datenbasis die wahr- scheinlichste Diagnose zu stellen, auf der Grundlage zielgerichteter Fragen an Patienten. Das ist besser als oft irrefüh- rende Google-Suchanfragen. MÄRKTE & FONDS | Ausblick 2020 – Healthcare CREDIT: beigestellt Ist die Underper- formance des Biotech-Sektors gerechtfertigt? Der Biotech-Sektor befindet sich auf Augenhöhe mit Big- Pharma, was die Anzahl der Produktzulassungen betrifft. Un- gefähr die Hälfte aller in 2018 durch die amerikanische Behörde FDA zugelassenen Medikamente stammen von Biotech-Un- ternehmen, und das obwohl sie weniger Kapital für F&E zur Verfügung haben. Die Hotspots des Wachstums sind in den Therapiebereichen Krebs- und Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen zu finden. Technologien wie RNAi (RNA-Interferenz) oder Genthera- pie zeigen große Fortschritte. Welche klinischen Tests stehen an? Im neuen Jahr stehen kommerzielle und klinischen Meilensteine an: Vertex wird Trikafta auf den Markt bringen, das kürz- lich zugelassen wurde und mit dem 90 Prozent aller Mukoviszidose-Patienten behandelt werden könnten. Wichtige kli- nische Daten erwarten wir betreffend Efgartigimod, Argenxs am weitesten fort- geschrittenen Präparat für Patienten mit der schweren Autoimmunerkrankung My- asthenia Gravis (Muskelschwäche durch eine gestörte Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel). Ebenfalls spannend werden die Fortschritte des in der Phase III befindlichen Medikaments Mavacamtem von Myokardia sein. Es soll als erstes Me- dikament gegen Kardiomyopathie, einer Erkrankung, bei der sich die Struktur des Herzmuskels verändert, wirken. Bis jetzt kann dies nur durch eine Operation am of- fenen Herzen behoben werden. INTERVIEW | Maurizio Bernasconi, Management Team der BB Biotech AG Große Fortschritte gibt es im Bereich des Diabetesmanagements, zum Beispiel die In- sulinpumpe Tandem t:slim X2 von Tandem Diabetes oder das Advanced Hybrid Closed Loop-System von Medtronic. Die „künst- liche“ Bauchspeicheldrüse besteht aus einem Sensor zur kontinuierlichen Glukose- messung (CGM) im Unterhautfettgewebe, ei- ner Insulinpumpe sowie einem Computerpro- gramm, das die Steuerung der Insulinpumpe übernimmt. Alle Geräte kommunizieren über Funk. Die US-Zulassung der von Insulet ent- wickelten schlauchlosen Insulinpumpe Om- nipod Horizon, einer Einwegpumpe, die direkt auf der Haut getragen wird, steht bevor. Die Produkte adressieren einen Markt, dessen Marktvolumen bis 2023 zehn Milliarden Dol- lar überschreiten wird. Glukosesensoren wer- den dabei im Zeitraum 2017 bis 2023 mit jährlichen Wachstumsraten von 23 Prozent auf sieben Milliarden Dollar die etwas größe- re Dynamik bei deutlich höheren Umsatzvo- lumina aufweisen.Abbott und Dexcom sollen dabei die höchsten Umsätze erzielen, gefolgt von Medtronic. „Bei den Insulinpumpen und Hybrid Closed Loop-Systemen gehen wir da- von aus, dass Insulet und Tandem Diabetes ab 2021 Marktanteile von Medtronic gewin- nen werden“, erklärt BB-Medtech-Experte Stefan Blum. MEDTECH: KÜNSTLICHE BAUCHSPEICHELDRÜSE „ Digitale Healthcare- Services in Echtzeit kön- nen teure Doppel-Befun- dungen verhindern. “ Stefan Blum, Bellevue AM 44 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020
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