GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020
(irrationales) Kapital in erheblicher Menge nötig ist, um den Ausbau des Netzwerks zu fi- nanzieren. Dieses Kapital muss dazu verwen- det werden, den Fahrern und Fahrgästen glei- chermaßen Anreize zu bieten, die Plattform zu nutzen. Ein Szenario deutet darauf hin, dass die Quadratur des Kreises bei diesem Modell nur dann gelingt, wenn die Fahrerkosten – al- lenfalls durch den Einsatz von Fahrzeugen, die sich für autonomes Fahren eignen – ge- senkt werden. Falls dies zutrifft, muten die kurzfristigen Aussichten für „Ridesharing“-Anbieter nach unserer Einschätzung jedoch düster an. BEWERTUNG VON TECH-AKTIEN Dies hat allgemeine Folgewirkungen auf die Bewertungen und wir sind daher nicht über- rascht, dass viele „Unicorns“ nach dem Bör- sengang eine schwache Aktienkursentwick- lung verzeichnen. Ist beispielsweise Pelo- ton, ein Anbieter von Fitnessgeräten und Club-Mitgliedschaften, tatsächlich 8 Milliar- den USD wert? Auch Pinterest besitzt attrak- tives Potenzial als Anbieter in einem Nischen- geschäft; doch ist dessen Bewertung mit 15 Milliarden USD angemessen? MARKTBEREINIGUNG Unter dem Strich lautet das Fazit: Sollte sich das weltweite Wirtschaftswachstum verlang- samen, könnte die Phase des billigen und ir- rational leicht verfügbaren Kapitals enden. Die Folgen könnten sich auf das gesamte System ausdehnen – beginnend mit dem, was die öffentlichen Märkte zu zahlen bereit sind, und die Bewertungen drücken, die bei früheren Kapitalrunden an den Privatmärkten zugrunde gelegt wurden. Die Übertreibungen werden vermutlich verschwinden… Da wir alle nur Menschen sind, lassen wir uns leicht von einem Hype mitreißen – unab- hängig davon, wie erfahren man auch sein mag. Eine alte Börsenweisheit besagt, dass für einen Bären kein Preis zu niedrig und für einen Bullen kein Preis zu hoch ist – selbst die versiertesten Anleger verfallen gelegent- lich diesem Schema. Wie Sir John Templeton einmal sagte, sind die gefährlichsten Worte beim Anlegen: „Die- ses Mal ist alles anders.“ Es scheint, als habe die Psychologie sogar die fachkundigsten An- leger dazu gebracht, diese disruptiven Unter- nehmen zu unterstützen. Nach unserer Ein- schätzung ist das jedoch ein Irrsinn, der nie- mals gut endet. VOM GUTEN DES SCHLECHTEN WeWork ist nach unserer Einschätzung mit ziemlicher Sicherheit der Katalysator, der in diesem Teil des Marktes die Blase platzen lassen wird. Diese Formen der Übertreibung lassen sich in den technologieorientierten Segmenten des Marktes häufig beobach- ten. Daher hilft die Fokussierung auf die fun- damentale Unternehmensbewertung mittels Discounted-Cashflow-Modellen, nicht abzu- heben und mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu bleiben. Dies ermöglicht darüber hinaus, einen Rahmen zur Ermittlung der Ge- winner und Verlierer im Technologiebereich festzulegen, die interessante Anlagemöglich- keiten für Long- und Short-Positionen bieten. Angesichts der demnächst wohl zu Ende ge- henden zehnjährigen Hausse und des wegen der Irrationalität in bestimmten Teilen des Marktes bestehenden Risikos sind wir davon überzeugt, dass Anlegern, die es verstehen, die Polarisierung zwischen Rationalität und Irrationalität sowie zwischen den Gewinnern und Verlierern im Technologiebereich auszu- nutzen, attraktive Anlageerträge winken. JÄNNER 2020 – GELD-MAGAZIN | 39 Mark Hawtin, Investment Director, GAM Investment Management KONTAKT: GAM (Luxembourg) S.A. Austria Branch Gerald Pistracher, Client Director T: +43/1/253 00 25-195 E:
[email protected] www.gam.com ZUSAMMENFASSUNG » » Nach dem geplatzten Börsengang (IPO) ist die Bewertung von WeWork binnen weniger Wochen von 60 bis 90 Milliarden USD auf unter 15 Milliarden USD eingebrochen. » » Schon vorher hatten Technologieunternehmen wie Uber und Lyft in diesem Jahr bei ihren Börsengängen enttäuscht. » » Dies könnte ein Signal dafür sein, dass sich die Phase des billigen und irrational leicht verfügbaren Kapitals für sogenannte „Unicorns“ aus dem Technologiesektor ihrem Ende zuneigen könnte. » » Es ist möglicherweise auch ein Signal dafür, dass sich für Anleger, die im Technologiebe- reich in der Lage sind, potenzielle Gewinner von Verlierern zu unterscheiden, nun günstige Investitionsgelegenheiten bieten. Disclaimer: DieAngaben indiesemDokumentdienen lediglich zumZweckeder Informationund stellenkeineAnla- geberatungdar.Die indiesemDokumententhaltenenMeinungenundEinschätzungenkönnen sichändernundgeben dieAnsicht vonGAMunterdenderzeitigenKonjunkturbedingungenwieder.FürdieRichtigkeitundVollständigkeitder AngabenwirdkeineHaftungübernommen.Die indiesemDokumenterwähntenFinanzinstrumentedienen lediglich zur Veranschaulichung.Sie solltennichtalsDirektangebot,AnlageempfehlungoderAnlageberatungbetrachtetwerden. Die vergangenePerformance istkein Indikator fürdie laufendeoderkünftigeWertentwicklung.
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