GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020
Ausblick auf das Jahr 2020 – Kursgewinne trotz politischer Unsicherheit D as Jahr 2019 hielt aus Anleger- sicht einige Überraschungen be- reit. Denn nach der Korrektur der Aktienmärkte im vierten Quartal 2018 kam es zu Beginn des Jahres 2019 zu ful- minanten Kursanstiegen an den Börsen, die viele Märkte zu neuen historischen Höchstständen führten. Gleichzeitig nahm aber auch das politische Störfeuer zu. Die unklare Situation in Bezug auf den Brexit, die Verschärfung von geopoli- tischen Konflikten und der Handelskrieg der USA mit China belasteten die Stimmung in der Wirtschaft und bei den Anlegern. Mel- dungen über sinkende Unternehmensge- winne drückten die Stimmung zusätzlich. Trotz dieser schwierigen Konstellation konn- ten sich die Märkte schnell von den im Jah- resverlauf immer wieder aufgetretenen Marktrückschlägen erholen. EXPANSIVE GELDPOLITIK Die Zentralbanken reagierten auf die unsi- chere wirtschaftliche Situation und setzten ihre lockere Geldpolitik fort oder sind, wie die amerikanische Fed, wieder zu einer lo- ckeren Geldpolitik zurückgekehrt und haben die Märkte mit Liquidität versorgt. Das aus dieser Zentralpolitik resultierende weitere Absinken des Zinsniveaus führte dazu, dass auch die Märkte für festverzinsliche Wertpa- piere im Jahr 2019 weitere Kurssteigerungen verzeichnen konnten. Insgesamt betrachtet könnte diese Gemengelage die Anleger im Jahr 2020 vor einige Herausforderungen stellen und im schlimmsten Fall zu gleichzei- tigen Kursrückschlägen am Aktien- und am Rentenmarkt führen. UNSICHERER AUSBLICK 2020 Aus heutiger Sicht lassen sich die mög- lichen Entwicklungen im Jahr 2020 nur schwer einschätzen, da neben den be- kannten auch noch neue Störfaktoren, wie zum Beispiel ein möglicher Bruch der Großen Koalition in Deutschland, auftreten könnten, die Kursverluste an den Wertpapiermärk- ten auslösen würden. Im Bereich der fest- verzinslichen Wertpapiere kommt hinzu, dass Unternehmensanleihen aufgrund der rückläufigen Unternehmensgewinne ein er- höhtes Risikopotenzial aufweisen. Im Gegensatz dazu könnten positive Ent- wicklungen, wie ein geregelter Brexit oder ein mögliches Ende des Handelskonfliktes zwi- schen den USA und China, die Aussichten für die Weltwirtschaft beflügeln, was wiederum Kursgewinnen erwarten ließe. Insbesondere die Tatsache, dass 2020 in den USA einWahl- jahr ist, könnte sich positiv auf die Aktien- märkte auswirken, da der amtierende Präsi- dent kurz vor der Wahl sicher noch so viele positive Impulse wie möglich setzen möchte, um die Wähler von sich zu überzeugen. TENDENZIELL AUF AKTIEN SETZEN Dementsprechend sollten Anleger ihre Port- folios im Jahr 2020, mit Blick auf ihre Risiko- tragfähigkeit, zumindest neutral oder im Seg- ment der Aktien leicht übergewichtet ausrich- ten, um von einem erwarteten weiteren An- stieg der Aktienmärkte profitieren zu können. Gleichzeitig sollten sie Risikofaktoren wie Übergewichtungen in einzelnen Titeln oder Märkten reduzieren, um eine höhere Diversi- fikation zu erreichen. Denn auch wenn eine breitere Verteilung der Assets nur bedingt vor Kursrückschlägen schützt, ist eine Diver- sifikation der erste Schritt, um Kursschwan- kungen im Portfolio zu minimieren. Das Risi- kobudget des Portfolios sollte dabei in Rich- tung Aktien allokiert werden, da die Risiken aus Anleihen aufgrund der niedrigen Verzin- sung meiner Ansicht nach nicht mehr ausrei- chend kompensiert werden. ANLEIHEN EHER MEIDEN Aufgrund der derzeitigen Situation an den Zinsmärkten sollten auslaufende Anleihen Fürden InhaltderKolumne istalleinderVerfasserverantwortlich.Der Inhaltgibt ausschließlichdieMeinungdesAutorswieder,nichtdievonRefinitiv. | LIPPER RESEARCH | JÄNNER 2020 – GELD-MAGAZIN | 29 KOLUMNE Detlef Glow, Head of Lipper Research EMEA nicht ersetzt werden und das Geld in der Kas- sa gehalten werden. Der Aufbau einer größe- ren Kassaposition ist übrigens eine weitere gute Möglichkeit, das Risiko im Portfolio zu reduzieren.Andererseits kann die Kassa dazu genutzt werden, um bei Kursrückschlägen ge- zielt einzelne Positionen im Portfolio wieder aufzustocken. GOLD ZUR DIVERSIFIKATION Auch können Edelmetalle, wie zum Beispiel Gold, als weitere Diversifikationsquellen ge- nutzt werden. Allerdings müssen sich Anleger darüber im Klaren sein, dass Edelmetalle ge- rade in schwierigen Marktphasen eine hohe Korrelation zu anderen Anlageklassen auf- weisen können und somit nur bedingt als Ri- sikopuffer geeignet sind. Auch wenn ich das Marktumfeld in 2020 eher positiv einschät- ze, könnte es passieren, dass Investoren ei- nen Großteil ihres Portfolios liquidieren müs- sen, um überproportionale Kursverluste zu vermeiden. Hierbei sind „Stop Loss-Limits“ eine Möglichkeit für ein konsequentes Risi- komanagement. www.lipperleaders.com
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