GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

tät-Index. Niedrige erwartete Schwan­ kungsbreiten deuten auf Optimismus der Anleger hin. Dies zeigen die aktu­ ellen Werte des VDAX (für Deutschland) und des VIX (für US-Aktien). Sie liegen deutlich unter dem langjährigen Mittel­ wert von rund 20. Das ist insofern nega­ tiv, als viele Anleger sich offenbar mit Ak­ tien eingedeckt haben und als zukünftige Käufer ausfallen könnten. Da bisher nur einige Stimmungsindizes in den gelb- roten Bereich abgedriftet sind, während die meisten fundamentalen Indikatoren noch auf Grün stehen, sollten Anleger bei Aktien noch engagiert bleiben. Der negative Faktor, die Zinsstruktur, hat sich zuletzt wieder gebessert. Dies steht im Einklang mit dem US-Einkaufsmana­ gerindex bei Unternehmen, der sich nach sechs Monaten Abwärtstrend erholt hat. Damit könnte die negative Zinsstruktur überwunden werden. IN AKTIEN ENGAGIERT BLEIBEN Damit wäre auch die Rezessions- gefahr gebannt, womit die Anleihen- Börsenampel jedoch auf Gelb stünde. Am Anleihemarkt rechnet nämlich eine Mehrheit an Investoren mit einer Rezes­ sion der globalen Konjunktur. Entspre­ chend stark sind sie in festverzinslichen Papieren investiert. Bleibt die Rezession aus, steigen die Zinsen und die Anleihen­ kurse sinken. „Vor diesem Hintergrund erwarten wir, dass der DAX die Marke von 14.000 Punkten Ende 2020 errei­ chen wird. Der Euro-Dollar-Kurs wird sich seitwärts auf einem Level von 1,15 bewegen. Allerdings ist es noch zu früh, um ein Ende des Dollarzyklus zu verkün­ den. Wir erwarten keinen plötzlichen An­ stieg der Inflation. Für die USA sehen wir 2020 einen Anstieg der Gewinne pro Ak­ tie um fünf Prozent, für Europa um sechs Prozent und für die Schwellenländer um neun Prozent. Wir gehen davon aus, dass das größte Potenzial für Kursgewinne in Europa und den Schwellenländern be­ steht, da die Aktienkurse dem Gewinn­ wachstum folgen“, schließt DWS-Macro- Experte Johannes Müller. 28 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020 CREDIT: beigestellt DOLLAR-BÖRSENAMPEL BLEIBT AUF GRÜN Tilmann Galler, Investmentstratege bei JPMorgan, weist auf einige für den Dollar positive Faktoren hin. Da ist einmal der weiterhin starke US-Arbeitsmarkt. Er spricht für eine starke Konsumnachfrage in den USA – und eingekauft wird gerne im Aus- land. Zudem sehen Analysten eine Erholung im nicht verarbeitenden Gewerbe und bei den Frühindikatoren im Fertigungssektor, der produzierenden Industrie. Zudem hat die Entwicklung des Sektors für Schieferöl in den USA zu einer strukturellen Verschie- bung der Energiehandelsbilanz geführt und das Land wurde vom Nettoimporteur zum Nettoexporteur. Das ist gut für die US- Leistungsbilanz und es sollte sich auch positiv auf den US-Dollar auswirken. Der reale Wert des US-Dollar nähert sich dem höchsten Stand der letzten 50 Jahre, so- dass viele Währungsstrategen von nun an mit einer Abwertung rechnen. „Wir sehen jedoch, dass der Greenback nach wie vor einen attraktiven Renditevorteil gegenüber anderen Währungen der Industrieländer aufweist“, sagt Galler. Insofern bietet der US-Dollar z.B. ein überzeugendes Profil für sogenannte Carry-Trades, wo etwa der Euro verkauft und der Dollar gekauft wird, um von den Zinsdifferenzen zu profitie- ren. Zehnjährige US-Staatsanleihen bieten über zwei Prozent mehr Rendite als ent- sprechende deutsche Bundesanleihen. Wie funktionieren Ihre „Börsenampeln“? Die DWS Investmentampeln geben eine In- dikation über unseren taktischen (ein bis drei Monate) und unseren strategischen Ausblick (ein Jahr) auf die verschiedenen Anlageklassen: Aktien, Anleihen und alter­ native Anlagen. Die taktischen Ampeln basieren auf der aktuellen Einschätzung des jeweiligen Anlageklassenexperten. Die strategischen Signale ergeben sich aus den Gesamtrenditeerwartungen, errechnet aus unseren Ein-Jahres-Prognosen. Diese Pro- gnosen werden quartalsweise unter den Anlageklassenexperten der DWS festgelegt. Dies ist ein mehrstufiger Prozess – abge- leitet aus makroökonomischen Prognosen werden die Anleihen- und Aktien-Forecasts festgelegt. Die Investmentampeln werden monatlich aktualisiert. Was signalisieren die Investmentampeln? Die Jahresendrally hat diesmal früh begon- nen. Die Anleger tragen natürlich ihren Teil dazu bei. Seit Jahresbeginn waren sie zum Großteil unterinvestiert. Jetzt strömt immer mehr Geld auf den Markt. Auf beiden Sei- ten des Atlantiks gab es interessante Trends bei den Un- ternehmensgewinnen. Im Zuge von sich stabilisierenden Ma- kro-Indikatoren hat auch bei den Gewin- nen eine Bodenbildung eingesetzt. Noch nie haben in zehn Quartalen so viele Unter- nehmen ihre Gewinnschätzungen schlagen können. Zudem sind auch die Gewinntrends das erste Mal seit drei Jahren in Europa besser als in den USA. Der Nachholbedarf an Investitionsentscheidungen sollte in der zweiten Jahreshälfte 2020 die Gewinne leicht beschleunigen. Wie sehen Ihre Global Macro-Indikatoren aus? Obwohl das Wachstum in einigen Regionen signifikant schwächer sein wird, erwarten wir keine globale Rezession. Unterstützende Faktoren sind weiterhin expansiv gestimmte Zentralbanken und abnehmende politische Unsicherheiten. Johannes Müller, Head Macro Research, DWS | INTERVIEW MÄRKTE & FONDS | Ausblick 2020 – Börsenampeln

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