GELD-Magazin, November 2019

Dieter Wimmer, Comgest | INTERVIEW November 2019 – GeLD-mAGAZIN | 87 Ob Brexit, die Gelbwesten in Frankreich oder die Finanzkrise in Italien, Europa hat ein gewisses „Imageproblem“. Trotz- dem ein guter Ort für Aktieninvestments? DIETER WIMMER: Wer den politischen „Lärm“ ignoriert, kann sehr gut in Europa investieren. Es gibt eine Menge sehr starke Unternehmen, beispielsweise L’Oréal oder die Schweizer Firma Straumann. Beide zei- gen beschleunigtes organisches Wachstum, L’Oréal knapp acht Prozent und Straumann gut 17 Prozent im vergangenen Quartal, und beide sind Weltmarktführer – L’Oréal für Schönheitsprodukte und Straumann für Zahnimplantate sowie Kieferorthopä- die. Der Hauptsitz eines Unternehmens sagt nichts darüber aus, wo und wie das Wachstum generiert wird. Wir konzentrie- ren uns seit 30 Jahren auf Bottom-up Stock Picking, konzentrierte Portfolios und lange Halteperioden, wobei wir sorgfältig die lang- fristigen Gewinner auswählen. Seit 1993 haben wir den MSCI Europe jedes Jahr um mehr als vier Prozent mit gleichzeitig gerin- gerer Volatilität geschlagen. Können Sie Ihre Strategie anhand des Growth Europe Opportunities erklären? Im Gegensatz zum Flaggschiff Com- gest Growth Europe sowie dem Comgest Growth Europe Smaller Companies investieren wir beim GEO auch in Qua- litätswachstumsunternehmen in einem früheren Wachstumsstadium oder mit ei- ner etwas stärkeren Konjunktursensibilität. Preissetzungsmacht und hohe Marktein- trittsbarrieren sind aber auch beim GEO Grundvoraussetzungen, um in das Portfolio aufgenommen zu werden. Der GEO zielt auf jährliches Gewinnwachstum von 15 Prozent, das heißt, das erwartete Wachstumsprofil ist wesentlich höher als im Flaggschiff Comgest Growth Europe mit seinen zehn Prozent. Im Hinblick auf die Marktkapitalisierung liegt der GEO als All-Cap-Fonds genau zwischen dem Comgest Growth Europe Large Cap so- wie unserem SMID-Fonds. Nachhaltigkeit ist in aller Munde, welche Rolle spielt dieser Faktor? ESG-Kriterien sind bereits seit Jahren Bestandteil der Qualitätskriterien. Wir mei- den mit unserem langfristigen und auf Risikobegrenzung bedachten Anlagestil die Unternehmen, bei denen wir ernste Bedenken haben. Unser eigenes ESG-Re- search-Team erstellt ESG-Ratings, die über den Diskontierungszinsfuß in unsere Be- rechnungen des fairen Unternehmenswertes einfließen. Die konsequente Integration von Die Negativ-Schlagzeilen rund um Europa reißen nicht ab. Der US-Handelskrieg nähert sich dem Höhepunkt, der Brexit wird Realität und Italien versinkt im Polit-Chaos. Trotzdem wartet der „Alte Kontinent“ mit zahlrei- chen Champions auf. Die Fondsboutique Comgest weiß, wie man Felsen in der europäischen Brandung findet und sie auch langfristig hält. Harald Kolerus Comgest setzt auf Felsen in der Brandung ESG-Kriterien in unseren Investmentan- satz wurde kürzlich von der UN PRI mit der Höchstnote A+ bewertet. Wir verstehen uns als aktive Shareholder. Auf der Hauptver- sammlung von EssilorLuxottica, weltweiter Marktführer für Brillenfassungen und -glä- ser, haben wir kürzlich zwei unabhängige Vorstandsmitglieder vorgeschlagen, um die fusionsbedingte Governance-Krise zu lösen. Können Sie eine interessante Aktie aus dem Fonds nennen? Und wie spannend ist die österreichische Börse? Eine wachstumsstarke Position ist ASML, Weltmarktführer von Lithographie-Geräten zur Halbleiter-Herstellung. Das Unterneh- men hat in der neuesten Technologie EUV (Extreme Ultra Violet) quasi eine Monopol- stellung. Die Kunst in der Halbleiterindustrie ist es, alle zwei Jahre die Leistungsfähig- keit der Halbleiter zu verdoppeln. In diesem Rennen hat ASML etwa Nikon und Canon abgehängt. Leider haben wir in Österreich derzeit keine Unternehmen im Blickfeld. Wenn man sich den MSCI Austria anschaut, so gibt es eine recht hohe Konzentration in den Sektoren Finanzen, Energie und Versor- ger, in denen wir länderübergreifend wenig bzw. keine Qualitätsunternehmen finden. Der Fonds hat noch nie in eine Bank oder in ein Versicherungsunternehmen investiert. Es gibt sicherlich spannende Unternehmen bei Mid- und Small Caps, die aber nicht ge- nügend Liquidität bieten – auf diese können wir aufgrund der Konzentriertheit unserer Portfolios nicht verzichten. www.comgest.com CREDIT: beigestellt Dieter Wimmer, Leiter Sales Österreich bei Comgest

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