GELD-Magazin, November 2019

zung. In der vergangenen Ausgabe des GELD-Magazins wurde bereits der An- lagenotstand der Immobilienfonds be- schrieben, die derzeit aufgrund hoher Mittelzuflüsse überliquide sind. Das heißt, dass die Nachfrage durch das be- schränkte Angebot nicht ausreichend gedeckt werden kann, was zwangswei- se zu Preissteigerungen und in einigen Hotspots zu deutlich höheren Mietprei- sen führt – und sogar zu Diskussionen über gesetzliche Preisdeckelungen. Tho- mas Winkler, CEO der UBM Develop- IMMOBILIEN | Wann ist der Boom zu Ende? 70 | GELD-MAGAZIN – November 2019 D as Beruhigende gleich vorweg: Panikmache ist nicht angesagt. Fast alle Fachleute unterschied­ lichsten Couleurs – von Volkswirten, Im- mobilienprofis oder auch Finanzierungs- spezialisten – sind sich einig: Die Null- bzw. Negativzinspolitik wird uns noch längere Zeit begleiten. „Immobilienkäufer haben auf absehbare Zeit kaum mit einem Zinsänderungsrisiko zu rechnen“, bestätigt auch Franz Pöltl, Geschäftsfüh- rer von EHL Immobilien. Denn trotz geld- politischer Unterstützung der EZB sind sowohl Wirtschaftswachstum wie auch Inflation niedrig geblieben. Deutschland wurde sogar – vor allem durch den Han- delskrieg der USA – in eine leichte Rezes- sion gedrängt. Gleichzeitig wird mehr gespart und Anlagekapital fließt unvermindert in den Immobilienbereich – auch zum Kauf von Eigentumswohnungen zur Eigennut- ment, relativiert dies jedoch: „Man muss sehen, dass gleichzeitig mit der Stei- gerung der Kaufpreise bzw. der Mieten auch die Kaufkraft gestiegen ist und die derzeit günstigen Finanzierungen wiede- rum Kosten reduzieren. Abgesehen von Berlin, München oder Frankfurt sind die Kosten für die Nutzer in einigen Städten trotz der Preisanstiege relativ gesehen sogar gesunken – etwa in Düsseldorf.“ Auch S IMMO-Vorstand Ernst Vej- dovsky, der das Portfolio der Immobilien- gesellschaft zu einem Drittel auf Wohn­ immobilien ausgerichtet hat, sieht hier keine Immobilienblase: „Eine Immo- bilienblase entsteht dann, wenn man mit einem hohen Anteil an Fremdkapi- tal kauft. Das sehe ich überhaupt nicht. Die meisten Leute, die Wohnungen kau- fen, kaufen sie vor allem aus Eigenmit- teln – und sie werden die Wohnungen auch nicht verkaufen, wenn vielleicht in einigen Jahren die Preise stagnieren oder sogar um zehn Prozent zurückge- hen. Überdies ist es von der Politik völ- lig unsinnig, über eine Mietendeckelung zu diskutieren, wenn der Grund für die hohen Mieten in einem Wohnungsman- gel begründet ist. Wesentlich sinnvoller wäre es, die Angebotslücke über Wohn­ bauförderungen zu schließen.“ Lässt man diese überteuerten Hot- spots außen vor, ergeben sich im Woh- nungsmarkt noch immer gute Objekte. Dazu Vejdovsky. „Entweder wir entwi- ckeln selbst oder wir kaufen in B-Städ- ten mit guter Infrastruktur und Bevöl- kerungszuwachs, wie z.B. in Leipzig, Er- furt oder Kiel – Objekte in Randlagen mit günstigen Mieten. Dort haben wir nur ein Zunehmend wird vor Übertreibungen bei Immobilienpreisen gewarnt – sogar vor einem möglichen Platzen einer Blase. Doch ist das bei null Zinsen und niedrigem Anteil an Fremdfinanzierungen gerechtfertigt? Nein, meinen unisono die Vorstände der österreichischen Immobiliengesellschaften. Und sie fahren tatsächlich mit den richtigen Strategien noch immer satte Mietrenditen ein. Mario Franzin Teuerungsrate lässt nach In Österreich ist trotz bestehendem Nachfrageüberhang ein Nachlassen der jährlichen Preis­ steigerung zu registrieren – landesweit im Durchschnitt von 4,5 Prozent auf 3,6 Prozent. „ Immobilienkäufer haben auf absehbare Zeit kaum mit einem Zinsänderungs- risiko zu rechnen. “ Franz Pöltl, EHL Immobilien DER ZUWACHS DER PREISSTEIGERUNGEN NIMMT AB CREDITS : beigestellt,Archiv Quelle:REMAX,RREFIX2010 -2019gesamt Preis Nachfrage Angebot 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% 0% -1% -2% -3% 4,9 5,7 6,3 2,4 -0,2 -0,1 4,1 3,9 3,0 4,6 3,4 -0,3 -0,3 -0,7 2,4 1,3 2,6 1,0 2,5 4,5 3,6 3,9 0,6 -2,3 -1 2,8 5,6 4,6 1,2 2,1

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=