GELD-Magazin, November 2019

chung aus und rechnen nicht mit einer Rezession. Die globalen Finanzkonditi- onen haben sich deutlich entspannt und sprechen mittelfristig wieder für eine Er- holung“, so der Experte. Noch optimisti- scher zeigt sich Karl Freidl, Leiter Vermö- gensmanagement Bankhaus Krentsch- ker & Co: „Aus unserer Sicht droht in kei- ner Weise eine globale Rezession. Dass sich die Wirtschaft in Zyklen entwickelt, ist bekannt, dass sich das Wirtschaftsle- ben im Laufe der letzten 100 Jahre stän- dig geändert hat, ebenfalls. Wir gehen somit von einem Rückgang des Wachs- tums, aber ganz sicher nicht von einer Rezession im nächsten Jahr aus.“ Manfred Huber, Vorstandsvorsitzen- der der Euram Bank, schließt sich die- sem Tenor an: „Der Internationale Wäh- rungsfonds hat die Schätzung für das Wirtschaftswachstum 2020 auf drei Pro- zent gesenkt. Dieses Szenario zeigt ei- nen weltweiten Abschwung der Volks- wirtschaften, es ist aber noch kein Indiz für eine globale Rezession. Die realwirt- schaftliche Gegenwart wird auch durch immer wieder positiv überraschende Quartalsergebnisse einzelner Unterneh- men getragen. Erschwerend wirken sich allerdings eventuelle politische Unwäg- barkeiten aus, die für negative Impulse sorgen könnten.“ KEINE SCHLECHTEN CHANCEN Wie sehen nun angesichts des bisher Gesagten die Investmentmöglichkeiten an den internationalen Börsen aus? Hu- ber meint dazu: „Bereinigt um künstliche Aufregungen auf Kommunikationswegen wie Twitter und Co., lassen sich durch- aus ambitionierte Bewertungen an ein- zelnen Aktienmärkten erkennen. Dem- gegenüber gibt es zahlreiche Unterneh- men, deren Ertragslage ausgezeichnet ist und deren Gewinn- und Wachstumspro- gnosen diese Bewertungen durchaus rechtfertigen. Historisch gesehen waren Jahre, in denen in den USA Präsident- schaftswahlen stattgefunden haben, fast immer gute Börsenjahre. Dieses Faktum könnte an den Aktienmärkten für die eine oder andere Überraschung sorgen.“ Ins gleiche Horn stößt Friedrich Strasser, Vorstand Bank Gutmann: „Mit- telfristig sehen wir weiteres positives Po- tenzial und halten die Aktienallokation bei leicht übergewichtet. Unsere Positio- nierung in Nordamerika und Europa ist stark von den einzelnen Unternehmen abhängig, in die wir investieren. Wir allo- kieren diese beiden Regionen nicht ak- tiv, da die großen Unternehmen in die- sen Regionen in der Regel ohnehin den gleichen Endmärkten gegenüberstehen. Derzeit sind wir aufgrund der Unsicher- heiten rund um den Handelskonflikt in Asien untergewichtet.“ Was interessante Sektoren betrifft, meint der Experte: „Wir konzentrieren uns bei der Aktienaus- wahl auf Unternehmen, die vom struk- turellen Wandel in bestimmen Branchen oder Wirtschaftsbereichen profitieren, wo sich der Hype bereits gelegt hat, die aber gerade mitten in einer breiten Adop- tion-Phase sind.“ Für Kathrein-CIO Holzer befinden sich Aktien technisch betrachtet noch immer im Aufwärtstrend. „Einen neuen Bärenmarkt, das heißt mehr als 20 Pro- zent Rückgang vom letzten Höchststand, sehen wir aufgrund der relativ moderaten Aktienmarktbewertung – das KGV liegt unter 18 – nicht kommen. Unser globales Aktienmodell ist aktuell in den USA und Japan übergewichtet. Für UK und Kana- da ist unser Modell derzeit deutlich pes- simistischer, und in Europa ex UK sind wir ebenfalls untergewichtet. Bei Aktien aus den Emerging Markets sind wir ak- tuell vorsichtig.“ Das Schlusswort ge- hört Nemeth: „Ohne eine gewisse Aktien- beimischung wird man in nächster Zu- kunft kaum auf eine zufriedenstellende Ertragserwartung kommen.“ BANKING | Investmentstrategie 26 | GELD-MAGAZIN – NOVEMBER 2019 CREDIT:Alterfalter/stock.adobe.com FAZIT: „INVESTMENTAMPELN“ ZEIGEN EINDEUTIGE ERGEBNISSE An der Erstellung der „Investmentampel“ für das GELD-Magazin haben fünf Privat- banken teilgenommen: Kathrein, Liechtensteinische Landesbank (Österreich), Zür- cher Kantonalbank, Schoellerbank und Bank Gutmann. Interessant an den Ergebnis- sen ist, dass vier der Befragten Aktien favorisieren, die Angst vor einem Börsen-Absturz scheint also begrenzt. Vorsicht ist hingegen laut den Experten überwiegend bei Anlei- hen, Venture Capital und High Yields geboten. Ein No-Go als Performancebringer sind (angesichts des Niedrigzinsumfeldes wenig überraschend) Cash und Geldmarkt. Die- se Instrumente sollten nur als Reserve bzw. zur Diversifikation eingesetzt werden. Nur mit einer ausgekügelten Anlagestrategie wird man in Zukunft reale Renditen erzielen.

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