GELD-Magazin, November 2019

Ü ber dem „Investmenthimmel“ ist die eine oder andere dunkle Wolke aufgezogen: Zu den un- erfreulichen „Dauerbrennern“ wie Brexit oder Handelsstreit gesellen sich nachlas- sende Wirtschaftsdaten, manche be- fürchten sogar eine Rezession. Das GELD-Magazin wollte von ausgesuchten Private Bankern wissen, wie sie die ak- tuelle Lage einschätzen. Zusätzlich wur- den die Vollprofis um die Erstellung einer „Investment-Ampel“ gebeten. Dabei steht GRÜN für „die besten Chancen, überge- wichten“ – GELB für „Vorsicht, abwar- ten, neutral gewichten“ und ROT heißt „Stopp. Untergewichten bzw. nicht kau- fen“. Die Ergebnisse lesen Sie in kompri- mierter Form auf dieser und den fol- genden Seiten. Kommen wir aber jetzt zunächst zum makroökonomischen Um- feld, wie begründet sind die Konjunktur- sorgen tatsächlich? REZESSION: UNWAHRSCHEINLICH Harald P. Holzer, Vorstandsmitglied und Chief Investment Officer der Kath- rein Privatbank, meint dazu: „Die Re- zessionswahrscheinlichkeit ist im drit- ten Quartal leicht zurückgegangen. Das spiegelt sich auch in dem von uns ver- folgten Composite Leading Indicator In- dex unseres Research Partners Ned Da- vis Research wider. Sollte sich der Trend einer Abschwächung dieses Indikators fortsetzen, dann wäre dies ein klares Zei- chen, wieder stärker in risikoreichere Assets wie etwa Aktien zu investieren.“ Auch Harald Friedrich, stellvertre- tender Vorstandsvorsitzender der Liech- tensteinischen Landesbank Österreich (LLB), hält eine globale Rezession kurz- fristig für unwahrscheinlich: „Einzelne Länder wie Deutschland dürften aller- dings bereits 2019 mit zwei Quartalen schrumpfender Wirtschaftsleistung per Definition eine Rezession erleiden. Das globale Wachstum wird in den kommen- den Quartalen relativ schwach ausfallen. In Summe erwarten wir aber auch im Jahr 2020 ein Wachstum der Weltwirt- schaft.“ Ein schleichendes Abrutschen in eine globale Rezession ist laut dem Spezi- alisten aber angesichts der anhaltenden CREDITS: beigestellt/Archiv; ManuelAdorf/stock.adobe.com BANKING | Investmentstrategie 24 | GELD-MAGAZIN – NOVEMBER 2019 Privatbanken stehen für exklusives Service und individuell abgestimmte Beratung. Dem GELD-Magazin gewährten die Profis Einblick in ihre ausgeklügelte Anlagestrategie. Lesen Sie, wo man jetzt mit seinem Kapital richtig liegt – und wovon man besser die Finger lassen sollte. Harald Kolerus Viele Ampeln stehen auf Grün Harald Friedrich, Vorstand, Liechtensteinische Landesbank Investment Grade Unternehmens- anleihen Bei Investment Grade Unternehmensan- leihen trifft eine hohe Unternehmensver- schuldung auf im historischen Vergleich tiefe Kreditrisikoprämien, was gemeinsam mit dem sehr tiefen absoluten Rendite- niveau für eine Untergewichtung spricht. Rohstoffe Commodities befinden sich aktuell in einem Spannungsfeld zwischen verhal- tenem Konjunkturausblick und konfliktbe- dingten Angebotsengpässen. Aufgrund der volatilen Seitwärtsbewegung der Rohstoff- preise wählen wir eine Neutralgewichtung. Emerging Markets-Bonds Unter den zyklischen Anlageklassen ge- fallen uns aktuell Schwellenländer-Anlei- hen, die besonders stark von den Zinssen- kungen in den USA profitieren sollten. Harald P. Holzer, Vorstand, Kathrein Privatbank Emerging Markets-Aktien, Euro-Staatsanleihen, US Treasuries Aktien aus den aufstrebenden Ländern sind relativ gesehen noch zu teuer, um eine Gewichtung rechtfertigen zu können. Bei vermeintlich sicheren Staatsanleihen sehen wir Korrekturpotenzial und haben daher die Laufzeit deutlich zurückgefahren. Aktien Pazifik ex Japan Aufgrund der fundamentalen und tech- nischen Modellsignale (abgeleitet vom Kathrein Asset Allocation Model) sind wir in Summe neutral für diese Region. US-Aktien, japanische Aktien, Emer- ging Markets Local Bonds Das gegenüber anderen Regionen sta- bilere Gewinnwachstum spricht weiterhin für eine Übergewichtung der US-Titel. Ja- panische Unternehmen sind relativ günstig bewertet und haben daher Aufholpotenzial. „Technisch gesehen sind die Aktienmärkte weiter- hin in einem Aufwärts- trend. Wir gehen davon aus, dass wir noch neue Höchststände beim Welt- aktienindex sehen, bevor der Bullenmarkt endet.“ „Die global abkühlende Konjunktur in Kombination mit den anhaltenden geo- politischen Risiken wird in den nächsten Monaten für höhere Volatilitäten an den Aktienmärkten sorgen.“

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