GELD-Magazin, November 2019

stimmungen von MiFID II, dem Regulierungspaket ab 2018, passen nicht zu den Förderzielen der EZB. Die Weitergabe der Negativzinsen auf der Passivseite ist noch schwieriger. Zwar kann man Großanle- gern negative Zinsen anlasten, da diese wenig Alternativen haben, so heben die meisten Kleinsparer ihr Geld lieber zuhause oder in einem Safe auf, bevor sie dafür negative Zinsen zahlen müssen. Administrative Mehrkosten. Das Beraterunternehmen EY (Ernst & Young) schätzt für Deutschlands Banken den Mehraufwand durch MiFID II auf jährlich 5,7 Milliarden Euro. Der Deutsche Bankenverband hat errech- net, dass nach Steuern die Eigenkapitalren­ dite deutscher Banken aktuell im Schnitt bei dem extrem schwachen Wert von einem Prozent liege. Nur zum Vergleich: In Frank- reich liegt sie bei 6,5 Prozent. Es ist nicht zuletzt die Kombination von Negativzinsen und umfassenden Regelungen, die die Ban- ken so stark unter Druck setzt. November 2019 – GELD-MAGAZIN | 21 Finanzindustrie im Wandel | WIRTSCHAFT ZUR PERSON: Dr. Manfred Drennig ist seit 2004 geschäftsführender Gesellschafter der Privat- consult Vermögensverwal- tung. Vorher war er 18 Jah- re in der Industrie und 22 Jahre im Bankgeschäft tä- tig, davon 1981 bis 1992 in der Länderbank. Dort wur- de er nach dem Eumig-Skandal als Chef des Inlandskre- ditgeschäftes eingesetzt. Nebenher ist Dr. Drennig viel- fach in beratenden Funktionen tätig, unter anderem über mehrere Jahre als Mitglied des Beirats für Wirtschafts- und Sozialfragen. Konkurrenznachteil zu US-Banken. Guthaben von US-Banken bei der Fed werden nach wie vor positiv verzinst, während die europäi­ schen Banken bei der EZB 0,5 Prozent Negativzinsen zu zahlen ha- ben. Nach Berechnungen des deutschen Bankenverbandes betrug die Differenz zuletzt rund 40 Milliarden Euro pro Jahr. Einengung der Zinsspanne. Bei einem großen Posten der Aktivsei- te, den festverzinslichen Wertpapieren, gibt es entweder überhaupt nichts mehr zu verdienen oder nur ganz bescheidene Erträge – bei erhöhtem Risiko. Mit Krediten Geld zu ver- dienen, wird den Banken ganz schön schwer gemacht. Nach einer Untersuchung des Austria Wirtschaftsservice nimmt wegen der strengen Regelungen der Anteil der Kredite an der Finanzierung von Investitionen sogar ab. 2005 gaben in Österreich noch 29 Pro- zent aller Unternehmen an, Investitionen mit Bankkrediten finanziert zu haben, 2018 wa- ren es nur mehr 22 Prozent. So manche Be- Euro. Den deutschen Fonds ist im glei­ chen Zeitraum eine Steigerung von 1698 auf 2954 Millionen Euro gelungen. Die erste Ziffer entspricht noch in etwa dem im Verhältnis von Deutschland zu Öster­ reich gängigen Satz von zehn zu eins, die zweite schon gar nicht mehr. Allerdings ist 2018 auch in Deutschland das Vo­ lumen geschrumpft. Den Zuflüssen in Höhe von zwei Prozent stand eine Wert­ minderung von durchschnittlich sechs Prozent gegenüber. MOMENTAN IST LIQUIDITÄT TRUMPF Nach den Daten der OeNB liegen ak­ tuell mehr als 150 Milliarden Euro auf täglich fälligen Konten. In Aktien sind nur rund 25 Milliarden Euro veranlagt. Wie lässt sich das aber, auch im Inte­ resse der Sparer selbst, verbessern? Es sind vor allem zwei Sachverhalte, mit de­ nen sich die Fondsindustrie auseinan­ der setzen muss. Das eine ist die völ­ lige Uninformiertheit der Österreicher, was Aktien betrifft. Das führt zu irratio­ nalen Ängsten vor den unbekannten, noch dazu oft pauschal als kapitalis­ tisch abgeurteilten Börsen. Machen wir uns keine Illusionen: Die Bildungslücke lässt sich nicht so schnell schließen. Wir sollten daher den Sparern im Rahmen eines ausgewogenen Gesamtpakets auch Fonds anbieten, die mit einem ausgefeil­ ten System der Risikokontrolle versehen sind. In der Verkaufsberatung sollte man offen auf dieses Thema eingehen, selbst wenn es vom Sparer selbst nicht direkt angesprochen wird – im Unterbewusst­ sein spielt es immer eine große Rolle. Das zweite ist die zunehmende Kon­ kurrenz durch Robo Advisor und unse­ riöse Internet-Anbieter. Die Fondsbran­ che wird gut beraten sein, Robo Advisor nicht nur als Konkurrenz zu sehen, son­ dern sie stärker in den eigenen Verkaufs­ prozess einzubinden – nicht als Konkur­ Banken müssen über „alternative Gebühren“ ihre Kunden zusätzlich zur Kassa bieten. BANKEN LEIDEN UNTER NEGATIVZINSEN UND ÜBERREGULIERUNG renz zum Berater, sondern zu seiner Un­ terstützung. Ansätze dafür gibt es be­ reits. Ein Widerstand gegen neue Tech­ nologien ist immer vergeblich. Wir sollten vielmehr diese neuen Technologien als Chance für den Vertrieb wahrnehmen und stärker einbinden. Das sollte auch dazu beitragen, den Sparern in einer Umgebung negativer Zinsen zu einer besseren Veranlagung zu helfen.

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