GELD-Magazin, Oktober 2019

60 | GELD-MAGAZIN – Oktober 2019 D ie Zinsen liegen für viele Anleger deutlich unter null! Abgesehen von den Sparbüchern, die von Strafzinsen ausgenommen sind und „le- diglich“ die Inflation daran nagt – was bei einem Wertverlust von rund 1,5 Prozent p.a schon schlimm genug ist –, müssen Anleihenbesitzer für sehr gute Bonitäten je nach Laufzeit Negativzinsen von etwa 0,5 bis ein Prozent p.a. in Kauf nehmen. Die Österreichische Bundesanleihe 2019/24 rentiert aktuell bei minus 0,8 Prozent. Höhere Cashbestände bei den Banken werden sowohl im Kommerz- als auch im Privatbereich mit gut 0,5 Pro- zent „bestraft“ (s. auch Artikel auf S. 28). Dass die Dividendenrenditen am Aktien- markt bei durchschnittlich etwa 3,5 Pro- zent liegen, ist somit der erste Trost. Der zweite ist, dass Unternehmen bei einer Ausschüttungsquote von üblicherweise knapp 50 Prozent eine doppelt so hohe „Gewinnrendite“ aufweisen. Auf den Spitzenplätzen (s. Tabelle oben) werden etwa 15 Prozent erreicht – eigentlich un- glaublich, in Zeiten wie diesen! Das heißt mit anderen Worten: Viele Aktienkurse werden in nächster Zeit nur einen Weg kennen – den nach oben. IMMOBILIENWERTE EN VOGUE Kauft man derzeit Anlageimmobi­ lien, wie Vorsorgewohnungen oder ganze Zinshäuser, muss man sich in der Regel mit Nettomietrenditen zwischen etwa ein bis zwei Prozent begnügen. Nicht so bei den Immobilien-Aktiengesellschaften. Hier liegen alleine die Dividendenrendi- ten bei rund 3,5 Prozent und die Aktien- kurse notieren etwa in Höhe der Buch- werte. Ein Körberlgeld verdienen die Ge- CREDITS: MountainView/Tai Pan Die Angst vor Aktien ist unbegründet. Bei ausreichender Streuung, längerer Veranlagungsdauer und richtiger Titelselektion sind diese Wertpapiere das Nonplusultra der Geldanlage. Derzeit rentiert gut ein Dutzend der Aktien an der Wiener Börse mit mehr als zehn Prozent – was will man mehr, in Zeiten wie diesen? Mario Franzin Zweistellige Renditen! Zu Beginn des vergangenen Jahres lag der ATX in der Spitze bei 3700 Punkten. Seither ging es im Wesentlichen wegen den Auswir- kungen des US-Handelskrieges und des Bre- xit um 20 Prozent nach unten. Im April sah man aufgrund der Hoffnung auf eine Lösung der Konflikte eine deutliche Erholung. Im Mai ging der ATX unter 3000 Punkte in eine Art Lauerposition. Zunehmend kurstreibend bei Aktien dürften nun die anhaltend nega- tiven Zinsen am Anleihenmarkt werden. ATX  | Konsolidierung auf niedrigem Niveau sellschaften mit Projektentwicklungen. In Zukunft werden nachlassende Auf- wertungsgewinne auch bei den Immo- biliengesellschaften das EBIT bzw. den Nettogewinn schmälern, aber der Puffer ist noch immer ausreichend groß. Daher keine Immofinanz-, CA Immo-, S Immo oder auch UBM Development-Aktien aus der Hand geben! RUND 50 PROZENT KURSFANTASIE Unter die Riege der aussichtsreichs- ten Aktien ordnen wir derzeit unter ande- rem AT&S, Palfinger, Rosenbauer, Poly­ tec und UBM Development ein. Sie no- tieren etwa bei dem nur Zwei- bis Dreifa- chen ihres 2020 erwarteten EBITDA. Bei Unternehmensübernahmen wird etwa das Sieben- bis Zehnfache dieses Wer- tes bezahlt. Banken und Versicherungen sind ebenfalls zum Teil spottbillig. Bei ih- nen drückt jedoch einerseits das Zinstief auf die Erträge und andererseits machen Fintechs ordentlich Konkurrenz. Ein paar Aktien von Versorgern und Grundstoffwerten, wie EVN, voestalpine oder OMV, sollte man sich auch ins De- pot legen, die vor allem von der günstigen Verzinsung ihrer hohen Verbindlich- keiten profitieren und mit hohen Divi- denden punkten. Plausible Turnaround- Fantasien gibt es wiederum bei Sempe- rit und Zumtobel – als spekulative Positi- onen. Vorsichtig wären wir hingegen bei den Baugesellschaften Porr und Strabag, obwohl beide deutlich unter ihrer mögli­ chen Bewertung notieren. AKTIEN | Börse Wien DIE PROFITABELSTEN AKTIEN ISIN RENDITE DIV.-RENDITE (Gewinn/MK) 2019e Warimpex 59,3% 4,3% Raiffeisen Bank Int. 15,6% 5,3% UBM Development 15,3% 5,8% Polytec 14,7% 4,8% Bawag Group 13,1% 6,7% Porr 12,7% 5,8% AT&S 12,1% 2,9% Erste Group Bank 11,7% 5,1% Palfinger 11,6% 3,1% OMV 10,8% 3,9% Strabag 10,6% 4,4% Vienna Insurance Group 10,2% 4,6% Datequelle: marketscreener.com ,Stichzeitpunkt: 28.September 2019

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