GELD-Magazin, Oktober 2019

AKTIEN | Deutschland 58 | GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2019 D ie Rezession in der deutschen Industrie verschärft sich. Die Geschäfte in diesem Kernbe- reich der Wirtschaft laufen so schlecht wie seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Mitte 2009 nicht mehr. Der IHS-Markit-Einkaufsmanagerindex sank im September überraschend um 2,1 auf 41,4 Punkte – Ökonomen hingegen hat- ten mit einem Anstieg auf 44,0 Zähler ge- rechnet. Erst ab 50 signalisiert das Baro- meter ein Wachstum. „Die Industriedaten sind einfach schrecklich“, sagt Markit- Ökonom Phil Smith. Die Verunsicherung wegen der Handelskonflikte, dem Brexit und die Probleme der Autobranche bremsten die Aufträge. Die deutschen Maschinenbauer stellen sich bereits auf eine längere Durststrecke ein: 2020 er- wartet die Branche wie im laufenden Jahr einen Produktionsrückgang von zwei Pro- zent. Das heißt: eine Besserung ist nicht absehbar. Auch die Dienstleister können sich dem Abwärtssog nicht mehr entzie- hen. Deren Einkaufsmanagerindex fiel um 2,3 auf 52,5 Zähler, den schlechtes- ten Wert seit neun Monaten. Der erste Rückgang der Neuaufträge seit mehr als viereinhalb Jahren signalisiert, dass die Nachfrage nachlässt. Damit nimmt in Deutschland die Gefahr einer ausge- prägten Rezession zu. Auch die Stim- mung unter den deutschen Exporteuren ist auf einem Zehn-Jahres-Tief. Laut ifo- Institut fiel das Barometer für die Expor- terwartungen der Industrie im September um 2,9 auf minus 5,2 Punkte. VW-FÜHRUNGSTRIO UNTER ANKLAGE In der Dieselaffäre hat die Staatsan- waltschaft gegen die Führung von Volks- wagen Anklage wegen Marktmanipulati- on erhoben. Angeklagt sind neben dem früheren Chef Martin Winterkorn und dem heutigen Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch auch der amtierende CEO Herbert Diess. Ihnen wird vorgeworfen, den Kapitalmarkt zu spät über die finan- ziellen Folgen der Affäre informiert zu ha- ben. Die Anklage trifft den Konzern mit- ten in der Neuausrichtung auf Elektro- mobilität. „Mit Herbert Diess ist die ent- scheidende Triebfeder betroffen, die den Konzern gerade auf die Zukunft ein- stellt“, erläutert Analyst Marc-Rene Tonn von Warburg Research. Er könnte seinen Hut nehmen müssen. Auf der anderen Seite könnte die Anklage Rückenwind für Milliardenforderungen (bis zu zwölf Milli- arden Euro!) von Aktionären, aber auch von Anleihegläubigern bedeuten. KLIMASCHUTZPLAN STEHT – WER PROFITIERT? Die deutsche Regierung hat sich auf einen Klimaschutzplan geeinigt. Dabei geht es im Kern um den Preis für den CO 2 -Ausstoß bei Verkehr, Gebäuden und in der Landwirtschaft. Zudem soll die Einhaltung der Klimaschutzziele künftig in diesen einzelnen Sektoren streng überwacht werden. Schon jetzt werden an der Börse die Gewinner der neuen Vereinbarung ausgelotet. Denn z.B. ist geplant, die Kapazität der Wind- kraftanlagen an Land von aktuell knapp über 50 Gigawatt bis 2030 auf rund 80 Gigawatt zu erhöhen. Aktien des Win- danlagenbauers Nordex und des Sola- runternehmens SMA Solar legen kräf- tig zu. Beide profitieren von ihren Ge- schäften mit Erneuerbarer Energie. Ur- sprünglich hätten die Subventionen für die Solarbranche 2020/21 komplett ein- gestellt werden sollen – umso größer ist nun die Freude über deren starke Anhe- bung. Auch das Centrotec-Papier klettert deutlich. Das Unternehmen hat ein starkes Standbein im Bereich Heizungen und gilt als ein Profiteur der Regelung, dass neue Heizungsanlagen künftig stär- ker gefördert und Ölheizungen zum Aus- laufmodell werden. GRATIS-PORTFOLIO Der Start-up-Investor Rocket Inter- net hat Umsatz und Gewinn im ersten Die Serie schlechter Konjunkturdaten reißt nicht ab. Nun beginnt auch der bisher stabile Service-Sektor zu schwächeln. Es gibt zwar auch positive Signale, doch insgesamt erscheint der Ausblick düster. Kein Wunder, dass die Bullen die Flucht vom deutschen Aktienmarkt angetreten haben. Wolfgang Regner Flucht vom Börsenparkett Der Deutsche Aktienindex (DAX) hat die Widerstandszone zwischen 11.800 und 12.000 Punkten nach oben durchbrochen und stieg bis auf 12.500 Punkte. Dort bil- dete er allerdings ein kleines Doppel-Topp aus und ging daraufhin wieder in die Knie. Das lokale Tief lag Ende September bei 11.948 Punkten. Nun sollte der Index die Marke von 12.300 Punkten zurückerobern, sonst könnte es brenzlig werden. DAX-INDEX  | Neuerlicher Einbruch

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