GELD-Magazin, Oktober 2019
gen Schwankungen der Weltwirtschaft sind.“ Auch die politische Situation be- zeichnet der Experte als attraktiv: „Ja- pan bleibt eine der wenigen großen Volkswirtschaften mit einer stabilen Re- gierung, und während die Beziehungen zu Südkorea sich verschlechtert haben, bleibt der Handel zwischen Japan und den USA stark.“ ALT, ABER GUT? Kommen wir aber nun zu Themen, die immer wieder zu Kritik an der Japan- Story führen: Die hohe Verschuldung sowie eine signifikant alternde Bevölke- rung. Ernst Glanzmann, Investment Di- rector, GAM Investments, kommentiert: „Die relativ hohe Staatsverschuldung se- hen wir als langfristig orientierte Anle- ger eher gelassen, da die überwiegende Mehrheit der Schulden im eigenen Land gehalten wird und somit gut kontrollier- bar ist.“ Die demografische Entwicklung in Japan stelle für das Land einerseits eine Herausforderung dar, andererseits bietet sie für Investoren auch Chancen: „So sind japanische Unternehmen ange- halten, kontinuierlich in die eigene Pro- duktivität zu investieren. Auch diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Ja- pan heute führend im Bereich Robotik und Fabrikautomation ist.“ Auch Dan Carter von Jupiter kann der demogra- fischen Entwicklung mitunter Gutes ab- gewinnen und spricht (siehe rechts) von günstigeren jungen Arbeitskräften für japanische Unternehmen. Aus dieser Si- tuation Japans ergeben sich interessante Anlagechancen. Archibald Ciganer, Port- foliomanager bei T. Rowe Price und ver- OKTOBER 2019 – GELD-MAGAZIN | 43 Anlagechancen in Japan | MÄRKTE & FONDS Viele Anleger sind gegen- über dem japanischen Finanzsystem, vor allem Re- gionalbanken, skeptisch, die von Negativzinsen an den Rand des Ruins getrieben wurden. Das könne sogar eine globale Finanzkrise auslösen. Wie schlimm ist die Lage tatsächlich? Man darf die Situation nicht schönreden, es ist jedoch zu beachten, dass die Fixkosten sinken und bei über siebzig aufgelisteten Regionalbanken es großes Potenzial für wei- tere Verbesserungen gibt. Ob eine globale Finanzkrise aus Japan droht? Ich möchte hier auf die Erfahrungen mit der Fukuoka Financial Group und ihre Übernahme der Eighteenth Bank als wahrscheinlicheres Sze- nario verweisen. FFG akquirierte die kleinere Eighteenth Bank, die sich in Schwierigkeiten befand, und bildete dann fast unverzüglich eine große Rückstellung. Anders ausge- drückt, die erworbenen Aktiva waren heikel und erforderten eine Abschreibung. Für die Anleger von FFG war das frustrierend, aber wohl nicht allzu überraschend, da die Eigh- teenth Bank ja zu einem Schnäppchenpreis erworben wurde, was zu einem negativen Geschäfts- und Firmenwert für den Käufer führte. Der Nettoeffekt war, dass die wah- ren Opfer die Aktionäre der Zielbank waren. Darin liegt womöglich die Lösung der Pro- bleme der Regionalbanken: Konsolidierung zum offensichtlichen Spott- preis, ausgeglichen durch Rückstellungen oder Ab- schreibungen. Ein anderes Problemfeld: Mit Japan werden eine starke Überalterung und ne- gative Auswirkungen auf die Wirtschaft verbunden... Die demografische Situation, also eine stark alternde Bevölkerung, ist unumstritten. Es gibt dabei aber auch einen poisitiven As- pekt, der von den meisten Beobachtern zumindest auf den ersten Blick gerne über- sehen wird. Es gehen viele ältere japanische Männer in den Ruhestand oder befinden sich bereits darin. Somit werden Arbeitsplät- ze für jüngere Männer und natürlich auch Frauen frei. Diese arbeiten zu weit günsti- geren Konditionen als die angesprochene Generation, die in Pension tritt, was Kosten- vorteile für die japanische Unternehmen eröffnet. Aber finden sich japanische Konzerne, nicht global gesehen, auf dem Rückzug, so etwa im Internetbereich? Japanische Unternehmen stehen nicht so sehr im Blickpunkt der breiten Öffentlichkeit, sie sind aber in vielen Bereichen techno- logisch führend. Ohne sie würden etwa Smartphones nicht so arbeiten, wie wir das gewohnt sind. | INTERVIEW DAN CARTER, FONDSMANAGER DES JUPITER JAPAN SELECT SICAV
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