GELD-Magazin, Oktober 2019
D ie unwägbaren wirtschaftlichen Risiken haben sich zuletzt ver- schärft. Dazu zählen die welt- weit hohe und steigende Verschuldung, die ökonomischen Fehlanreize durch die Niedrigzinspolitik, ein weltweit kurzfri- stig orientierter und wenig kompromiss- fähig erscheinender Politikstil, geopoli- tische Gefahren und der Handelsstreit. Ein weiteres Risiko sind die Unterneh- mensinvestitionen, die auch in den USA seit dem 2. Quartal zurückgehen. Nun befürchten Investoren Auswirkungen auf andere Wirtschaftsbereiche, z.B. den Ar- beitsmarkt (immerhin schlägt sich der Dienstleistungsbereich noch recht wa- cker). Bisher ist nur der verarbeitende Sektor betroffen. Sollten wir ein „Über- schwappen“ in den Konsumbereich und den Arbeitsmarkt sehen, mehren sich die Rezessionszeichen. Was die Europäische Zentralbank (EZB) anbelangt, so wäre ohne ihre unkonventionellen Maßnah- men die Währungsunion möglicherweise in größeren Schwierigkeiten. Doch nun, da die EZB-Maßnahmen kaum noch Wir- kung entfalten, wird eine lockere staatli- che Fiskalpolitik immer wichtiger. RESISTENT GEGEN REZESSION? Spannend wird vor allem am Aktien- markt, welche der angeblich konjunk- turresistenten Wachstumstitel doch eine deutliche Verlangsamung bei den Umsätzen sehen werden. Wachstums- aktien haben einen deutlichen Bewer- tungsaufschlag gegenüber sogenannten „Value“-Aktien aufgebaut (ca. 70 Pro- zent KGV-Prämie). Dennoch stehen ge- nerell die Chancen für eine weitere Out- performance von Wachstumsaktien gut, denn sie legen bei Gewinnen und Cash Flows überdurchschnittlich zu – obwohl das für 2020 von Analysten erwartete Gewinnwachstum von zehn Prozent in den meisten Regionen zu hoch geschätzt wird. Mehr als durchschnittlich sechs Prozent in den entwickelten Ländern und acht Prozent in den Emerging Markets dürften nicht drinnen sein. GLOBALE AKTIENFONDS ALS BASIS-INVESTMENT UNVERZICHTBAR Viele Anleger habe einen „home bias“, also die Neigung dazu, vorwiegend in lo- kale Unternehmen, die gut bekannt sind, zu investieren. Dabei verpassen sie at- traktive Investmentgelegenheiten auf globaler Ebene. Z.B. starke globale Player wie Mastercard profitieren von der Mög- lichkeit, mit ihren Produkten weltweit zu expandieren. Dies gilt auch für viele Technologieunternehmen. Weiters wird das Bevölkerungswachstum in Asien und Afrika am stärksten zunehmen und Asiens Anteil am globalen Bruttoinlands- produkt (BIP) steigt deutlich. Hier zu in- vestieren macht viel Sinn – und das geht nur über global aufgestellte Fonds. In einem Umfeld mit langsamem Wachstum und sinkenden Risikoprä- mien könnten besonders Qualitätsakti- en outperformen. Unternehmen könnten allerdings unter einer Verschärfung der Handelskonflikte leiden, obwohl viele ei- nige Teile ihrer Wertschöpfungskette weg von China nach Vietnam oder Tai- wan verlagern. Hans Bevers, Cheföko- CREDITS: beigestellt; fgnopporn/stock.adobe.com MÄRKTE & FONDS | Globale Aktienfonds 36 | GELD-MAGAZIN – Oktober 2019 Nach der Finanzkrise folgten zehn Jahre Wirtschaftsaufschwung. Diese Dynamik hat aber deutlich an Schwung verloren. Die Frage ist nun, ob es nur bei einer Wachstumsdelle bleibt oder eine ausgewachsene Rezession bevorsteht. Wir haben Fondsmanager befragt, wie sie sich in diesem Umfeld positionieren. Wolfgang Regner Weltweite Suche nach attraktiven Investments
RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=