GELD-Magazin, Oktober 2019

RÜCK- UND AUSBLICK. Wesentliche Verände- rungen imglobalenMarktgefüge konstatiert Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac: „Zu Jahresbeginn bestimmte vor allem die Rückkehr zu einem gewissen Gleich- gewicht zwischen einer langsamen globalen Abkühlung auf der einen und erneuter Unterstüt- zung durch die Zentralbanken auf der anderen Seite den Kurs an den Märkten.“ Diese Neu- gewichtung bescherte den Märkten zunächst kräftige Kursgewinne nach der Panik Ende 2018. Zu jener Zeit wollten die Fed und die EZB die kon- junkturelle Abkühlung offensichtlich noch nicht wahrhaben. Im Frühjahr folgte dann eine Phase der Konsolidierung, in der die Marktteilnehmer abwarteten. Nach zahlreichen Zentralbanksit- zungen und Fortschritten bei den Verhandlungen über den Handelskonflikt zwischen China und den USA notierten die Aktienmärkte Ende Au- gust 2019 fast auf dem gleichen Niveau wie im Mai 2018. Diese Ausgewogenheit ist im Sommer laut Saint-Georges jedoch ins Wanken geraten. Demnach steige das Risiko, dass die bisher ge- MAKROANALYSE: Gleichgewicht in Gefahr planten politischen Maßnahmen nicht aus- reichen werden, um die Konjunktur anzukur- beln. Der Experte meint: „Das aktuelle Gleich- gewicht wird durch die oft nur langsame geld- politische Reaktion auf die weltwirtschaftliche Ver langsamung ge- fährdet. China schnürt außerdem anders als 2016 kein umfang- reiches Konjunkturpaket.“ Angesichts dieser Entwicklung empfehle sich für Investoren eine vorsichtige Haltung: „Bei Anleihen sind Strategien auf schrumpfende Margen bei Unternehmensan- leihen vor erstklassigen Anleihen europäischer Peripherieländer zu bevorzugen“, so der Spe- zialist. Weiters empfiehlt er das Festhalten an einem Aktienportfolio, bei dem eine Auswahl von Wachstumswerten und Basiskonsumgütertiteln im Vordergrund steht. NACHHALTIGKEIT. Portfoliomanager Nick Henderson bietet Ein- blick in die aktuelle Ausrichtung des BMO Responsible Global Equity Fonds. Demnach bleibt die breitere Po- sitionierung bestehen: So die Tendenz zu qua- litativ hochwertigeren, nachhaltig wachsen- den Unternehmen, die kurzfristig wirtschaftliche und politisch bedingte Schwankungen hinneh- men können. Henderson: „Wir bauen weiterhin Positionen aus, in denen wir eine starke zugrunde liegende Qualität sehen und der Markt es ermög- licht, Beteiligungen auf attraktiveren Niveaus aufzustocken.“ Informationstechnologie, Indus- trie und Gesundheitswesen sind am stärksten übergewichtet,Kommunikationsdienstleistungen, Energie und Basiskonsumgüter untergewichtet. BMO: Raum für Gewinne CREDITS: beigestellt,Archiv; marchello74/stock.adobe.com 30 | GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2019 Didier Saint-Geor- ges, Anlageexperte Carmignac MÄRKTE & FONDS | Kurzmeldungen DER GROSSE UNTERSCHIED. Beim Spar ver- halten gibt es auf den ersten Blick gar keine so starken Differenzen zwischen Frauen und Männern. Doch beim Anlegen ha- ben Frauen durchaus einigen Nach- holbedarf, wie das Income-Barome- ter von JPMorgan Asset Management zeigt (Umfrage in sechs europäischen Ländern). Während mit 18,4 Pro- zent nur rund jede fünfte befragte Frau am Kapitalmarkt investiert, ist es bei den Männern mit 30,1 Pro- zent immerhin fast jeder Dritte. Auch gaben 21,6 Prozent der Frauen an, dass Sparanlagen unabhängig da- von, ob die Zinsen steigen oder fal- len, ihre erste Wahl sind; bei den Männern sind dies nur 18,1 Prozent. MÄNNER – vs. – FRAUEN SCHWELLENLÄNDER. Nachhaltigkeit und Emerging Markets sind kein Widerspruch, meint man bei Pictet Asset Management; des- halb wurde ein entsprechender Fonds lanciert: Der Pictet-Sustainable Emerging Debt Blend wird in Hart- und Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern anlegen. Der Fonds wird von Mary-Therese Barton und ihrem Team aus 21 Experten in London und Singapur verwaltet. Im Mittelpunkt sollen dabei Länder mit Program- men stehen, die positive soziale Veränderungen bewirken. Ziel ist die Förderung des Dialogs mit politischen Institutionen und Zentralbanken. PICTET: Neuer Fonds BESSERE PERFOR- MANCE. Credit Suisse Asset Management integrier t Umwelt-, Sozial- und Gover- nance-Faktoren (ESG) zunehmend in ihren Anlageprozess. Bis Ende 2020 soll ein Vermögen von 100 Milliarden Schwei- zer Franken (rund 92 Milliarden Euro) nach ESG-Kriterien verwaltet werden. In der ersten Phase bis Ende Oktober 2019 werden bereits über 30 aktiv verwaltete In- vestmentfonds mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 20 Milliarden Franken umgestellt. Michel Degen, Leiter Credit Suisse Asset Manage- ment Schweiz und EMEA, führt aus: „Wir sind überzeugt, dass die Integration von ESG-Kriterien in unseren Anlageprozess dauerhafte Perfor- mancevorteile schaffen wird.“ CREDIT SUISSE: ESG-Fokus Nick Henderson, Portfoliomanager BMO AM Michael Degen, Leiter Credit Suisse AM EMEA

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