GELD-Magazin, September 2019
J ubelstimmung unter den „Gold- Bullen“: Im August hat das Edel- metall den höchsten Kurs seit dem ahr 2013 erreicht, wobei der Trendpfeil noch immer nach oben gerichtet ist. An- gesichts dieser Hausse fragen sich aber natürlich bereits viele Investoren, ob es in dieser Tonart weitergeht oder ob der Zenit nicht doch schon überschritten sein könnte? DIE TREIBENDEN KRÄFTE Um die weitere Entwicklung des be- gehrten Metalls möglichst solide ein- schätzen zu können, muss man sich die Faktoren vor Augen führen, die den Goldpreis massiv beeinflussen. Dazu sprach das GELD-Magazin mit Ronald- Peter Stöferle, er ist Fondsmanager bei der Anlage- und Vermögensverwaltungs- gesellschaft Incrementum und ausgewie- sener Gold-Experte. „Von wesentlicher Bedeutung ist die Tendenz der Realzin- sen, gar nicht so sehr ihr absolutes Ni- veau.“ Eine logische Sache: Wenn Anlei- hen und Sparbücher keine Zinsen ab- werfen und es keine baldige Aussicht auf wesentliche Änderungen gibt, wird Gold für Investoren als Alternative immer in- teressanter. Und wie wir wissen, sind nach dem Schwenk der US-Notenbank Fed auf absehbare Zeit keine Zinserhö- hungen zu erwarten, das gilt ebenso für die EZB. Ein Pluspunkt also für Gold. Stöferle weiter: „Außerdem wichtig ist die Entwicklung an den Aktienmärkten, wo- bei ein volatiles Umfeld gut für den Gold- preis ist. So haben wir etwa im schwie- rigen vierten Quartal 2018 einen Nieder- gang der Aktienmärkte im zweistelligen Prozentbereich gesehen, der Goldpreis schnellte hingegen um acht Prozent in die Höhe.“ Somit fungiert Gold als ver- lässlicher Portfolio-Diversifikator und Hedge gegenüber Aktien, wobei die Bör- sen auch heute volatil sind und das laut den meisten Experten auch bleiben wer- den. Ein weiteres Argument für länger- fristige Goldinvestments. VERTRAUENSVERLUST Dem nicht genug, laut Stöferle stützt auch ein gewisser Vertrauensverlust in das herrschende Geldwesen das Edel- metall: „Diese Erosion des Vertrauens ist nicht so einfach in harten Zahlen zu messen, es gibt aber doch aussagekräf- tige Hinweise darauf. So sehen wir die höchsten Goldkäufe der Notenbanken seit 1971 sowie einen Repatriierungs- trend der Goldbestände.“ Nicht zuletzt kann man auch das Aufkommen von Bitcoin und anderen Kryptowährungen als Unzufriedenheit mit dem herkömm- lichen Geldsystem in Verbindung setzen. Und natürlich gilt Gold nach wie vor als Krisenwährung, wobei die Turbulenzen rund um den Globus gerade wieder Hochsaison feiern: Von der ungelösten Brexit-Problematik über den internatio- nalen Handelsstreit bis zu Konflikten im Nahen Osten mit dem iranischen Atom- poker an der Spitze. Alles in allem sieht Stöferle somit einen guten Boden für ei- nen weiteren Aufwärtstrend beim Gold: „Aus technischer Sicht liegt das nächste CREDIT:Archmotion.net/stock.adobe.com ALTERNATIVE INVESTMENTS | Gold Wer mag schon Krisen? Antwort: Goldinvestoren. Denn das Edelmetall dient als Schutz, wenn es an den Finanzmärkten und in der Weltpolitik nicht rund läuft. Und Spannungen, siehe Brexit oder Handelskonflikt, gibt es zurzeit zur Genüge. Doch Vorsicht, auch mit Gold geht es nicht ständig aufwärts und nicht jede Anlageform entpuppt sich als das Gelbe vom Ei. Harald Kolerus Höhenflug wird fortgesetzt GOLD: PERFORMANCE IN DOLLAR UND EURO Viele Anleger betrachten ausschließlich den Goldkurs in Dollar, in Euro fällt die Performance aber fast immer etwas schwächer aus. So oder so befindet sich Gold derzeit im Aufwärtstrend. Quelle: incrementum 70 | GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2019
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