GELD-Magazin, September 2019
62 | GELD-MAGAZIN – September 2019 D as wirtschaftliche Umfeld bleibt trüb, wenn auch nicht hoff- nungslos schwach. Die Indus- trie in Österreich verharrte im August zwar den fünften Monat in Folge in der Schrumpfungszone, legte allerdings erst- mals seit neun Monaten wieder leicht zu. Von der EZB wird erwartet, dass sie dem- nächst gegensteuern wird. Das führte an den Anleihemärkten zu einer weiteren Verzerrung, die Renditen wurden weiter nach unten gedrückt. Prinzipiell werden die Aktienmärkte dadurch unterstützt, die Unsicherheit über eine weitere Ver- schärfung des Handelskonfliktes zwi- schen den USA und China wie auch der näher rückende Brexit lassen Anleger je- doch zögern. Historisch gesehen sind das immer gute Einstiegsgelegenheiten. Aber welche Aktien jetzt kaufen? RICHTIGE BRANCHENSELEKTION Unter der widrigen Zinsentwicklung und möglicher Handelshemmnisse blei- ben voraussichtlich einige Sektoren, wie Automobilzulieferer, stark international ausgerichtete Konzerne und Finanztitel unter Druck, während Versorger (nied- rige Verzinsung der hohen Verbindlich- keiten), Technologiewerte (zuletzt zu stark abgestraft) und Immobilienunter- nehmen (niedrige Zinsen, Immobilien- boom, immun gegen Handelskonflikte) zuerst profitieren werden. Wenden wir uns einmal den – von uns seit Langem propagierten – Immobilien-Unternehmen zu, deren Notierungen heuer zwischen etwa 20 und 40 Prozent zulegten – ab- gesehen davon, dass sie heuer zusätzlich zwischen 2,8 und 3,5 Prozent Dividen- CREDITS: MountainView/Tai Pan Negativzinsen bei Anleihen sowie null Zinsen am Sparbuch – und das noch bis in die nächste Dekade hinein. Am Aktienmarkt (ATX-Werte) liegen alleine die Dividendenrenditen bei durchschnittlich 3,9 Prozent! Dass die Aktienkurse steigen werden, liegt damit auf der Hand. Über das Ausmaß der Gewinne wird jedoch die richtige Titelselektion entscheiden. Mario Franzin Hohe Dividenden locken Der Wiener Leitindex kippte Ende August zwar wieder unter 2900 Punkte, erholte sich danach aber wieder. Da an den Anleihe märkten in Zukunft kaum Geld verdient werden kann, rücken nun Aktien wieder verstärkt in das Interesse der Anleger. Dies sollte einen weiteren Rückgang des ATX ver hindern. Positiv ist zudem, dass das Tief von Mitte August bei 2784 Punkten bislang nicht nochmals gestestet wurde. Auch das unter stützt die Hoffnung wieder höherer Kurse. ATX | Abwärtsdruck lässt auf tiefem Niveau nach de auszahlten. Betrachtet man die kürz- lich veröffentlichten Halbjahreszahlen, so konnten alle Immo-Unternehmen mit deutlichen Steigerungen ihrer Kenn- zahlen glänzen. Zum Großteil wurden die Jahresziele angehoben. Im Speziellen zur S Immo und CA Immo lesen Sie Weiteres im Kasten auf der rechten Seite, zur Im- mofinanz erstellten wir auf Seite 64 eine eigene Analyse. Bleibt noch die UBM. UBM Development zeigte als Immo bilien-Developer im ersten Halbjahr zwar mit einem Rückgang der Gesamt- leistung von 553 auf 183 Millionen Euro und einem Gewinnplus von 2,5 Prozent auf 21,3 Millionen Euro relativ schwache Zahlen, das ist aber den wenigen Projekt- übergaben im ersten Halbjahr geschul- det. Die Entwicklungs-Pipeline ist jedoch prall gefüllt und für das zweite Halbjahr wurde der Verkauf des Anteils am Quar- tier Belvedere und zweier Hotels bei Dis- neyland Paris unter Dach und Fach ge- bracht, was das zweite Halbjahr deutlich versüßen wird. Die Guidance für das Ge- samtjahr wurde bereits angehoben, das erwartete EBIT von 55 auf 65 Millionen Euro. UBM Development notiert derzeit mit einem spottbilligen KGV von 7,1. Für Aktionäre – und alle, die es noch werden wollen – ist das eine gute Ausgangsbasis: die für heuer erwartete Dividendenrendi- te liegt bei 5,34 Prozent – zum Teufel mit dem Sparbuch! FINANZTITEL MIT HOHEN DIVIDENDEN Viele Marktteilnehmer raten derzeit von Finanztiteln ab. Vordergründig kann man dem zustimmen, denn das Zinsum- feld lässt nicht gerade sprudelnde Ge- winne erwarten. Der Reiz dieser Aktien liegt jedoch woanders: bei den hohen Di- videnden. Aufgrund der niedergeprügel- ten Kurse rechnen sich die Ausschüt- tungen zu satten Dividendenrenditen: bei der Erste Bank auf 5,26 Prozent und bei der Raiffeisen Bank International auf 5,68 Prozent. Getoppt werden diese noch von der Bawag, bei der sich die Aktionäre über eine Dividendenrendite von 6,32 Prozent freuen dürfen. Vorstand Anas Abuzaakouk hat sich nicht umsonst vor AKTIEN | Börse Wien
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