GELD-Magazin, September 2019
Zunächst, was sind aktuell die größten Herausforderungen für marktneutrale Long-Short-Fonds? HAGEN-HOLGER APEL: Sicherlich nicht ganz einfach war in den letzten Jahren die perma- nent rückläufige Volatilität an den Märkten. Allerdings sieht es jetzt so aus, als wenn die Märkte nach Jahren der Aufwärtsbewegung Ermüdungserscheinungen zeigen. Auch der anhaltende Trend zu passiven Anlagen hat uns vor Herausforderungen ge- stellt. Denn durch passive Investments sind viele Titel auf hohe Bewertungen getrie- ben worden und dies unabhängig von ihren Finanzkennzahlen. Das hat es für Bottom-up Stock Picker manchmal schwierig gemacht. Wie verhält sich ein Manager eines Long- Short-Portfolios in solch einer schwie- rigen Marktsituation? Basis sind sicherlich zunächst einmal profunde Branchenkenntnisse und eine langjährige Erfahrung. Außerdem sollte der Portfoliomanager sich auf wenige Sektoren konzentrieren. Durch eine sorg- fältige Bottom-up Analyse der Titel kann der Fondsmanager ein attraktives Port- folio zusammenstellen und so von den Entwicklungen der Einzeltitel profitieren. Es zeigt sich immer wieder, dass sich die fun- damentalen Daten mittel- bis langfristig durchsetzen und die Performance einer Aktie bestimmen. Jetzt gehört der DNB Fund – TMT Absolute Return zu den erfolgreichen markt- neutralen Fonds der vergangenen Jahre. Von welchen Bereichen versprechen Sie sich besonders viel? Schaut man sich die globalen Medien-, Telekommunikations- und Technologietitel genauer an, fällt auf, dass insbesondere die Telekommunikationswerte nach einer jahrelangen Talfahrt eine Bodenbildung vollziehen. Ebenso deuten sich Konsolidie- rungstendenzen im Sektor an. Dies wird auch durch die Regulierungsbehörden un- terstützt. Welche Titel sind Ihrer Sicht nach eher überbewertet? Nach unserer Einschätzung sind viele Titel aus dem Halbleitersektor sehr ambitioniert bewertet. Der Markt scheint eine stärkere Erholung des Sektors einzupreisen. Dieses muss sich jedoch in den nächsten Quar- talen bestätigen, sonst könnte es hier noch zu weiteren Korrekturen kommen. Ebenso überbewertet könnten einige Software as a Service-Titel sein, die von Anlegern in einem sich verschärfenden Handelskrieg als si- cherer Hafen betrachtet werden. Was sind die größten Chancen bzw. Risiken bei Short-Engagements? Die Titelselektion ist der entscheidende Er- folgsfaktor. Insbesondere dann, wenn ein Portfoliomanager ein konzentriertes Portfo- lio zusammenstellt. Werden die relevanten Unternehmensdaten analysiert und die Zyklen der jeweiligen Branche berück- sichtigt, sind die wichtigsten Elemente vorhanden. Aktuell kristallisiert sich heraus, welche Unternehmen eine mögliche Rezes- Das Ziel einer marktneutralen Long-Short-Strategie ist die Erwirtschaftung einer Überrendite unabhängig von der Marktentwicklung. Hagen-Holger Apel, Senior Client Portfoliomanager bei DNB Asset Management, erläutert im Gespräch, was ein Portfoliomanager dafür mitbringen muss und wo die größten Chancen und Risiken derzeit liegen. Stabile Renditen durch Verringerung des Marktrisikos sion sowie Störfeuer wie Handelskriege und Währungsinterventionen am besten über- stehen werden. Wie sieht der Ausblick für marktneutrale Strategien aus? Die nächsten Jahre können – wie schon an- gemerkt – stärkere Schwankungen an den Märkten zeigen. Generell sollte die Rendite- erwartung einer marktneutralen Strategie immer im Zusammenhang mit den Para- metern der Strategie gesehen werden. Die Volatilität, das Brutto-Exposure sowie die Konzentration des Portfolios müssen auf- einander abgestimmt sein. Positiv auswirken sollte sich auch eine stärkere Divergenz zwi- schen Value- und Growth-Titeln. www.dnb.no September 2019 – GeLD-mAGAZIN | 49 Hagen-Holger Apel, DNb Asset management | EXPERTSTALK EINSCHALTUNG — CREDIT: beigestellt Hagen-Holger Apel, Senior Client Portfolio- manager, DNB Asset Management
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