GELD-Magazin, September 2019
T elemedizinische Lösungen stel- len sicher, dass das Szenario der Vernetzung aller Teilnehmer des Gesundheitswesens kein Wunschden- ken bleibt, vor allem in den USA. Der Arzt stellt per Videochat, App auf Smart- phone und Tablet oder E-Mail eine Erst- diagnose. Das spart den Patienten Zeit und den Krankenkassen Geld. So kostet die Onlinekonsultation bis zu 40 Dollar pro Patient. Für einen Besuch in der Arztpraxis werden dagegen rund 150 Dollar fällig. Daran sieht man schon: neue Technologien tragen dazu bei, den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu vereinfachen, helfen, die Qualität von medizinischen Leistungen zu verbessern und sparen Kosten. Das Forschungs- institut Global Markets Insights rechnet damit, dass der Telemedizinmarkt bis 2025 um mehr als das Dreifache anstei- gen wird, von 38 Milliarden Dollar 2018 auf dann 130 Milliarden Dollar. Nach Einschätzung von Medizinern lässt sich jeder fünfte Arztbesuch durch digitale Beratung ersetzen. Die US-Fir- ma BioTelemetry entwickelt Sensoren und mobile Überwachungsgeräte zur Be- obachtung der Herzfunktion und Über- wachung des Glukosespiegels von Dia- betikern. Das Unternehmen überwacht die Herzfunktion von über einer Milli- on Patienten pro Jahr. Bei Auffälligkeiten wer- den diese umgehend durch automatisier- te Nachricht aufs Han- dy informiert und ein Arztbesuch empfohlen. Auch Künstliche In- telligenz (KI) schafft in der Gesundheitsbran- che praktischen Mehr- wert: Beispielsweise können „Big Data“-Mo- delle dabei helfen, Me- dikamente und Thera- pien zielgerichteter ent- wickeln zu können. ÜBERWACHUNG PER FERNSTEUERUNG Telemedizinische Lö- sungen, die bereits ver- fügbar sind, betreffen einerseits den Ärztezu- gang (Konsultation und Verschreibung online), andererseits die permanente Überwachung der medizi- nischen Daten (Remote Monitoring). In beiden Bereichen wird bereits eine Viel- zahl an Lösungen angeboten. Massive Ef- fizienzgewinne im Forschungs- und Ent- wicklungsbereich über eine viel zielge- richtetere Forschung, darauf aufbauend eine personalisierte Behandlung mit ver- besserter Wirksamkeit und schlussend- lich durch die Telemedizin, bei der nicht nur der Behandlungszugang viel effizien- ter abläuft, sondern auch die Prävention werden möglich. Die Verfügbarkeit von immer mehr Daten, „Big Data“, bringt eine Steigerung der Zielgenauigkeit und ermöglicht Lö- sungen mit Hilfe der KI. „So sollen kli- nische Studien beschleunigt werden. Di- gitale Tools vermeiden, dass der Konsu- ment sich nicht oder falsch behandelt“, erklärt Thomas Amrein, Senior Portfolio Manager des CS Global Digital Health Fund. „Das Gesundheitswesen ist wahr- scheinlich der letzte Sektor, der noch nicht digitalisiert ist, und man weiß, was die Digitalisierung in den anderen Wirtschaftsbereichen gebracht hat. Ex- perten schätzen, dass wir etwa allein in den USA 300 Milliarden Dollar einsparen könnten – und das ist nur der Betrag, der CREDIT: beigestellt/Archiv;Yakobchuk Olena/stock.adobe.com MÄRKTE & FONDS | Hightech-Medizin 44 | GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2019 Virtuelle Gesundheitsdienste sind sehr gefragt in Zeiten, in denen Krankenkassen sparen müssen. Die Tele- medizin macht es möglich, direkt mit dem Arzt zu sprechen, ohne Wartezeiten und ohne die eigenen vier Wände zu verlassen. Das spart Zeit, Kosten und bietet zudem Investmentchancen. Wolfgang Regner Der digitale Arztbesuch „Dexcom ist führend bei der sensorischen Blutzuckermessung und Überwachung per Smartphone“ Stefan Blum, Bellevue Asset Management Das Sparpotenzial im Gesundheitswesen ist beträchtlich – vor allem teure Rehospitalisierungen können zunehmend vermieden werden. KOSTENEINSPARUNGSPOTENZIAL Quelle:McKinsey,CDC,CMS,BellevueAssetManagement Preise Bis zu 300 Milliarden Dollar 300 250 200 150 100 50 Rehosp. Effizienz Telemedizin Sparpotenzial in Mrd.USD 60 120 50 40
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