GELD-Magazin, September 2019

E s gibt sie noch immer: Die Kli- maskeptiker. Allerdings schmilzt ihre Anzahl von Rekordsommer zu Rekordsommer. Mit der Hitze steigt ohne Zweifel das Bewusstsein für Erder- wärmung, Umweltschutz und prinzipiell Nachhaltigkeit. Wobei dieser Begriff mehr beinhaltet als Ökologie, nämlich auch soziale Standards und strenge Kriterien für Unternehmens- und Staatsführung. Gerne wir dieser ganze Bereich unter dem Begriff ESG zusammengefasst: En- vironmental, Social und Governance. GAR NICHT ROSIG Es sind aber gerade diese ESG-Kri- terien, bei denen viele Schwellenländer hinterherhinken. Werfen wir dazu ei- nen Blick auf den bei weitem wichtigsten Emerging Market: China, immerhin be- reits heute die zweitgrößte Volkswirt- schaft der Welt. In einem gewaltigen Ent- wicklungssprung hat das Reich der Mit- te die Industrialisierung der westlichen Welt perfekt nachgeahmt – mit all ih- ren Fehlern. In einer Einschätzung des WWF heißt es: „China ist dabei, die USA als größten CO 2 -Verursacher abzulösen, holzt nach Regierungsangaben 25 Mil- lionen Bäume pro Jahr allein für Ein- weg-Essstäbchen ab, ist der größte Kon- sument für Produkte aus bedrohten Ar- ten und entsorgt laut der chinesischen Akademie der Wissenschaften im Fluss Jangtse jährlich 14 Milliarden Tonnen Abfall.“ Soviel zunächst zur Ökologie, aber auch im Bereich der Menschenrech- te ist China bekanntlich ein Nachzügler und fällt, gemessen an westlich demo- kratischen Standards, klar durch. Auch die Arbeitssituation ist oft äußerst man- gelhaft, was ebenfalls für die Transpa- renz vieler großer Unternehmen zutrifft (die nicht selten unter staatlichem Ein- fluss stehen). In Indien wiederum, dem zweitwichtigsten Emerging Market, ha- ben wir es hingegen mit einer funktio- nierenden Demokratie inklusive westlich geprägtem Rechtssystem zu tun. Was die Umweltverschmutzung betrifft, steht In- dien dem Reich der Mitte allerdings um nichts nach: Vergiftete Luft durch extrem hohe Feinstaubbelastung, wachsende Berge von Plastikmüll etc. prägen vie- lerorts das Bild. Am Arbeitsmarkt ist die Situation ebenfalls nicht rosig: So wer- den Schätzungen zufolge zwölf Prozent der Kinder zwischen 5 und 14 Jahren in Jobs gedrängt. Fast müßig zu erwähnen, dass die Lage in vielen Schwellenlän- dern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas nicht besser ausfällt. FINANZIELLER SCHADEN Angesichts solcher Zustände stellt sich die berechtigte Frage, ob ESG bzw. Social Responsible Investing (so- zial verantwortliches Investieren, SRI) und Emerging Markets nicht einen Wi- derspruch bilden? Zum Glück lautet die Antwort darauf: nein. Denn die Schwel- lenländer haben erkannt, dass es schon alleine aus wirtschaftlichen Beweggrün- den eine Notwendigkeit ist, nachhaltiger zu agieren. Interessant ist in diesem Zu- sammenhang eine Einschätzung von De- groof Petercam Asset Management: „An- gesichts der stark steigenden Zahl von CREDITS: pixabay,beigestellt 40 | GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2019 Schwellenländer werden heute nicht auf den ersten Blick mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht – zu schwer wiegen die Schlagzeilen von Umweltverschmutzung und politischer Unfreiheit in vielen Staaten. Aber tatsächlich befinden sich die Emerging Markets auf der Überholspur und investieren massiv in grüne Energien. Auch Menschenrechtsstandards könnten bald angehoben werden. Eine Chance für Anleger. Harald Kolerus Schöne grüne Welt

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