GELD-Magazin, September 2019
folios abgebaut, während es in Ländern, die eine höhere Widerstandsfähigkeit ge- gen externe Schocks aufweisen und gute Wachstumsaussichten haben, weiterhin selektiv positioniert ist. Darüber hinaus hält TGM als Makro-Hedge gegen eine allgemeine Aufwertung des US-Dollar und als Einschätzung hinsichtlich der Währung weiterhin eine Netto-Short-Po- sition im Euro. TGM investiert auch selektiv in EM- Staatsanleihen, vor allem in Lokalwäh- rung. Allokationen in sogenannte idio- synkratische Länder (Fokus auf einer Stärkung des Binnenmarktes, glaubwür dige Zentralbanken, die mit Zinssenkun gen auf günstige Inflationsdaten rea gieren sowie reformorientierte Regierun gen), wie z.B. Indonesien, Mexiko, Bra- silien, bieten strategische Ergänzungen zu „herkömmlichen“ Anleiheportfolios. In Europa besteht kein echtes Long Ex- posure aufgrund des sehr schlechten Ri- siko-Ertrags-Verhältnisses. Das Temple- ton-Team hält hohe Cashpositionen, um im Falle einer starken Korrektur entspre- chend aktiv zu werden. Dennoch weist der Templeton Global Bond Fund eine at- traktive Portfolio-Rendite von zwölf Pro- zent auf drei Jahre auf. Aus Sicht von Hasenstab rechtfertigen die wirtschaftli- chen Fundamentaldaten in den USA kei- ne Zinssenkungen und kein Ende des Bilanzabbaus. „Die US-Wirtschaft wächst bei Vollbeschäftigung und stei- genden Löhnen auf oder über Poten- zial. Wir sehen keine drohende Rezes- sion, halten insgesamt aber eine nied- rige Portfolioduration, um das Zins änderungsrisiko zu minimieren.“ Auch Nick Maroutsos, Co-Manager- der Absolute Return Income-Strategie bei Janus Henderson Investors, hält sich von Europa weitgehend fern. „Wir finden andernorts eine bessere Rendite oder Kreditqualität – auch, wenn man die Ko- sten für die Währungsabsicherung in Euro berücksichtigt. Eine längere Pha- se niedrigen Wirtschaftswachstums und niedriger Inflation kann ein relativ gün- stiges Umfeld für Unternehmensanleihen sein. Die Kehrtwende der Zentralbanken in Richtung einer expansiveren Geldpo- litik sollte es den Unternehmen erleich- tern, sich zu refinanzieren, sodass sich der Kreditzyklus weiter verlängert und die Ausfälle begrenzt bleiben. Druck auf die Kreditwürdigkeit sehen wir in Bran- chen mit strukturellen Problemen wie Einzelhandel, Energie und Automobile“, erklärt Maroutsos. FOKUS AUF QUALITÄT „Auch wenn vieles vom Welthan- del abhängt, glauben wir, dass sich die Unternehmensgewinne besser entwi- ckeln werden als der Markt erwartet – trotz der aktuellen Wirtschaftsflaute. Wir favorisieren weiterhin Langläufer in den USA, Australien und Neuseeland, basie- rend auf ihren positiven Zinskurven und der Erwartung von Zinssenkungen. Wir bevorzugen das Front-End (2-5 Jahre) gegenüber dem Long-End, um die Volati lität der Zinsen zu minimieren. Im Hin- blick auf High Yield liegt unser Fokus auf besserer Qualität. Tatsächlich kann es Investment Grade-Anleihen mit BBB-Ra- ting geben, die höhere Spreads haben als einige BB-geratete Anleihen, sodass es nicht immer notwendig ist, Zugeständ- nisse an die Kreditqualität zu machen“, schließt Maroutsos. 38 | GELD-MAGAZIN – September 2019 CREDIT: beigestellt,Archiv; promesaartstudio/stock-adobe.com „Rising Stars“, die kurz vor einem Up- grade stehen, sind derzeit sehr gefragt“ Iain Stealey, JPMorgan AM MÄRKTE & FONDS | Anleihenstrategien „ Wir halten uns von Euro- pa fern, da wir andernorts eine bessere Rendite und Kreditqualität finden. “ Nick Maroutsos, Fondsmanager EXECUTIVE SUMMARY » » Status quo: Die internationalen Anleihe märkte befinden sich in einer Extremsitua tion, die sich zuletzt noch verschärft hat. Fast 70 Prozent aller in Euro denomi- nierten Fixzinspapiere bieten nur mehr eine negative Rendite. Seit Mitte August ist auch die durchschnittliche Rendite des breiten Euro-Anleihen-Index (alle An- leihen mit Investment Grade-Rating, also nicht nur Staatsanleihen, sondern auch Pfandbriefe, Bank- und Unternehmensan- leihen) unter die Nulllinie gerutscht. » » Problem Diversifikation: Es gibt keine risikoarme Möglichkeit mehr, durch Di- versifikation ein Aktienportfolio gegen Zins- und Wachstumsrisiken abzusichern. Investoren reagieren teilweise darauf, in- dem sie eben in risikoreichere Segmente des Anleihemarktes abwandern, um die gewohnten Renditen zu erzielen. » » Fazit: Doch dieser Schuss kann leicht nach hinten losgehen. Sollte es zu einer Rezession in Europa kommen, werden z.B. die jetzt so stark gefragten Hochzins papiere (High Yield) ebenso unter Druck geraten wie die Aktien. Statt in exotische Anleihen zu investieren, sollten Anleger auf Fonds setzen, die einen speziellen Ansatz fahren: eine „unconstrained“ Strategie. Dies bedeutet, dass deren Manager bis in den letzten Winkel der Erde vordringen können, auf der Suche nach guten risiko- adjustierten Renditen. Dass sich das be- zahlt macht, zeigen einige Fondsbeispiele in dieser Story.
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