GELD-Magazin, September 2019

men Asset Backed Securities (mit be- stimmten Forderungen unterlegte An- leihen), wie im Bereich von Konsumen- tenkrediten in den USA, die von dem ho- hen Konsumentenvertrauen profitieren. Der Leverage (Verschuldungsgrad) hat sich nur geringfügig erhöht und die Zins- deckungsgrade bleiben auf hohem Ni- veau. Viele HY-Unternehmen haben zu- dem verstärkt Schulden zurückgezahlt und sich günstig refinanziert. Insgesamt bleibt der HY-Markt gesund. Wir bleiben dennoch den qualitativ höherwertigen HYs treu. In exotischeren Segmenten bereitet. Anleger sollten derartige Anlei- hen tunlichst meiden. Man sollte das Ri- siko über Fonds streuen. EINEN BOGEN UM EUROPA Das Templeton Global Macro Team (TGM) um Michael Hasenstab, u.a. ver- antwortlich für den Templeton Global Bond Fund (LU0029871042), sieht ak- tuell zwei große Szenarien: Erstens die Handelsspannungen lassen nach und die robuste Konjunktur setzt sich fort, was zu grundlegendem Aufwärtsdruck auf die Zinssätze führt. Oder zweitens die politischen Spannungen eskalieren, was die wirtschaftliche Dynamik belas­ tet und zu zusätzlicher geldpolitischer Lockerung führt. TGM positioniert sich für beide Szenarien: Das Team behält die negative Duration in US-Staatsanlei- hen bei (in Erwartung steigender Anlei- herenditen), aber es hat auch das Risi- ko in bestimmten Bereichen seiner Port- September 2019 – GELD-MAGAZIN | 37 setzen wir auf US Subprime Auto-Asset- backed Securities (Anleihen, die mit Au- to-Finanzierungen unterlegt sind). Hier wurden die Verbriefungsstandards ver- schärft, damit sich die Verluste der Jah- re 2015/16 nicht wiederholen. Zuletzt haben sich die Zahlungsverzüge und Verlustraten verbessert. Vorsicht lassen wir bei Nachrangan- leihen walten, vor allem im Finanzsek- tor. Hier sind die Spreads deutlich gefal- len, die Risiken daher gestiegen. In den Emerging Markets (EM) gefallen uns ei- nige Bonds von Staaten, deren Noten- banken zuletzt die Zinsen gesenkt haben (Mexiko, Indonesien). Wir erwarten zwar keine Rezession in den G7-Staaten, doch sollte diese eintreten, würden die Aus- fallraten und Restrukturierungen anstei- gen. Das Anleihevolumen, das ohne flan- kierende Schutzklauseln für den Fall ei- ner Restrukturierung emittiert wurde, war zuletzt sehr hoch, was uns Sorgen Wie extrem ist das Umfeld am Anleihemarkt? Weltweit haben Anleihen im Wert von 16 Billionen (!) Dollar eine negative Rendite. Seit Mitte August ist auch die durchschnittliche Rendite des breiten Euro-Anlei- hen-Index (alle Anleihen mit Investment Grade-Rating, also nicht nur Staatsanleihen, sondern auch Pfand- briefe, Bank- und Unternehmensanleihen) unter die Nulllinie gerutscht. Dennoch haben wir in unseren Port- folios keine größeren Änderungen vorgenommen. Das deshalb, weil wir viele sinnvolle Schritte seit vielen Jah- ren umgesetzt haben. Wir setzen auf ein effizientes ‚Abgrasen‘ aller verfügbaren Risikoprämien auf der Anleiheseite. Denn auch wenn die Renditeniveaus beträchtlich unter denen der Vergangenheit liegen, haben sich die grundsätzlichen Zusammenhän- ge in der Anleihewelt nicht so stark verändert, wie viele meinen. Für das Eingehen von Zinsänderungs- (Durations-) und Bonitätsrisiken und auch für Abstriche bei der Liquidität gibt es Mehrerträge. Welche Segmente favorisieren Sie? Wir glauben,dass das gesamte Kredit-Segment – Unternehmensanlei- hen,undzwarsowohlmitIG-RatingalsauchHY-undEM-Anleihen)–trotz der bereits erfolgten Einengung der Renditeaufschläge (= Spreads) noch immer attraktiv oder zumindest haltenswert ist. Ein Segment, das wir seit Jahren als äußerst attraktiv erachten, sind Anleihen bekannter Emittenten, aber mit geringerem Emissionsvolumen. Der Nachteil höherer Bid/Ask-Spreads (Unterschied zwischen An- und Ver- kaufskursen) wird dort oft mit Renditeaufschlägen von ca. 50 Basispunkten belohnt. Wir haben selbst Anfang Juli noch Staatsanleihen und Anleihen von Emittenten mit supranationalem Status, z.B. die Europäische Inves­ titionsbank (mit AAA/AA-Rating und Laufzeiten unter fünf Jahren) mit leicht positiver Rendite erwerben kön- nen. Das gibt es immer seltener an den Anleihemärkten. Wovor warnen Sie die Anleger? Etwa einfach das Risiko zu erhöhen, z.B. in Anleihen in Fremdwäh- rungen auszuweichen. Es spricht nichts gegen Beimischungen im Ausmaß weniger Prozente, aber die verlockenden höheren Renditen (z.B. im Dollar) sind mit unverhältnismäßigen Zusatzrisiken verbun- den. Auch sollte man nicht Risiken eingehen in der Erwartung, diese wieder rechtzeitig loszuwerden, bevor sie schlagend werden könnten. So haben wir schon seit Jahren das HY-Segment als attraktive Beimi- schung genutzt, aber nur wohl dosiert. Kurt Eichhorn, Leiter KEPLER-Rentenfondsmanagement | INTERVIEW „ Wir favorisieren Quali- tätspapiere mit mittlerer Duration, die eine positive Rendite aufweisen. “ Iain Stealey, Fondsmanager JPM AM Anleihenstrategien | MÄRKTE & FONDS

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