GELD-Magazin, September 2019
ANGST VOR DEM CRASH. Wie es mit dem internationalen Handelskonflikt weitergeht, kann kein politischer Beobachter oder Wirtschafts- experte zum gegenwärtigen Zeitpunkt seriös vorhersagen. Allerdings ist es möglich, halbwegs realistische Entwicklungsvarianten aufzustellen, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Die Danske Bank hat zwei Szenarien gezeichnet. Das Gute: Noch vor der Präsidentschaftswahl wird eine Einigung erzielt. Der chinesische Boykott von Agrarprodukten aus den USA wirkt auf die US- amerikanischen Landwirte wie der sprichwörtliche Schlag in die Magengrube. Deshalb könn- ten die Stimmen der ländlich geprägten Wähler bei der Präsi dentschaftswahl den entscheidenden Aus- schlag in den wich- tigen Swing-Staaten wie Ohio und Wiscon- sin geben. Wenn sich die Umfragewerte für Donald Trump zu stark HANDELSKRIEG: Droht gar die globale Rezession? verschlechtern, kann ihn das dazu veranlassen, seine Forderungen gegenüber China zu lockern und doch noch ein für beide Seiten erträgliches Abkommen einzugehen. Das grausame Szenario: Trump setzt alles auf eine Karte. Es ist nicht aus- geschlossen, dass der US-Präsident eine weitere Eskalation des Handelskriegs mit Zollerhöhungen von 10 auf 25 Prozent für chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar beschließt. Viel- leicht ist er der Meinung, dass er bei seinen Wählern auf den größten Rückhalt stößt, wenn er so hart wie möglich gegen China vorgeht. Verfolgt er diesenWeg, kann dieWeltwirtschaft in eine Re- zession stürzen – und genau diese Auswir- kung ist das stärkste A r g u m e n t g e g e n die „Horror-Varian- te“. Denn klar wäre in solch einem Fall: Auch die US-Wirtschaft und der US-Aktienmarkt würden stark beein- trächtigt werden. VALUE-INVESTMENT. Die Experten von Aca- tis glauben, China werde bis 2030 von der heu- tigen Nummer zwei zur weltweit stärksten Wirt- schaftsnation aufsteigen und damit weiter den größten Teil des Welt- wirtschaftswachstums beisteuern. Schon heute repräsentiert China über zehn Prozent der welt- weiten Börsenkapitalisierung. Hieran gemessen sind chinesische Aktien in europäischen Anleger- portfolios signifikant unterrepräsentiert. Deshalb wurde in diesem Sommer mit dem ACATIS QILIN Marco Polo Asien ein neuer Fonds aufgelegt, der vor Ort in Value-Unternehmen investiert. Als Research-Partner fungieren Ingo Beyer von Mor- genstern und Stefan Albrecht, beide Qilin Capital, mit 25 Jahren Asien- und China-Erfahrung. ACATIS: Chinas Champions CREDITS: beigestellt,honlamaiphoto,Cybrain/stock.adobe.com 32 | GELD-MAGAZIN – September 2019 MÄRKTE & FONDS | Kurzmeldungen Ingo Beyer von Morgenstern, China- Experte, Qilin Capital DISKREPANZ. Börse ist nicht gleich Börse: Seit Jahres- anfang 2008, also noch vor der großen Krise, ha- ben US-Aktien (gemessen am MSCI USA) nach einem Rückgang von über 50 Prozent alle Verluste wieder auf- geholt. Und sich bis vergangenen August sogar verdoppelt. Aktien aus „dem Rest der Welt“ (MSCI AC World ex USA Index) notieren hingegen, in US-Dollar gerechnet, immer noch un- ter dem Stand vom Jänner 2008. Strategen bei der DWS erklären die- se doch sehr starke Diskrepanz mit dem deutlich stärkeren Gewinnwachs- tum der US-Unternehmen. Dies sei nicht zuletzt der frühen Fokussierung auf den „Shareholder Value“, also den Aktionärsmehrwert, geschuldet. USA – vs. – REST DER WELT EUROPA IST KEIN FAVORIT. „Europäische Anleihen bieten vereinzelt Chancen, insgesamt aber schwächeln sie. Japanische Bonds sind wie- derum stark von den Entwicklungen der Bank of Japan abhängig, hingegen haben High Yield-An- leihen eine der besten Entwicklungen aller Zeiten in der ersten Jahreshälfte erfahren“, so Peter Becker, Fixed Income-Spezialist bei der Capital Group. Auch in seinem aktuellen Anleihenaus- blick sind High Yield-Papiere noch immer die Favoriten. Eine gewisse Vorsicht sei zwar gebo- ten, da die Unternehmensgewinne in der zweiten Jahreshälfte nachgeben könnten und dieses Risi- ko in den aktuellen Bewertungen eventuell noch nicht abgebildet sei. Dennoch könnte das Um- feld niedriger Ausfallquoten anhalten, wenn die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik weiter lockere – und danach sieht es aktuell aus. Becker: „Ins- besondere festverzinsliche High Yield-Anleihen sind bei den Investoren in den Fokus gerückt und haben Zuflüsse verzeichnet.“ ANLEIHEN: Risiko zahlt sich aus NACHHALTIGKEIT. Die Asiatische Infrastruk- turinvestmentbank und Aberdeen Standard In- vestments haben eine strategische Partner- schaft vereinbart, um die Fremdkapitalmärkte für Infrastrukturprojekte weiterzuentwickeln und verantwortliche Anlagen an den Anleihenmärkten zu fördern. Im Mittel- punkt steht das Bemühen, ein nachhaltiges Umfeld für Anlagen nach ökologischen, sozialen und guten Governance-Standards (ESG) in den Schwellenländern Asiens zu schaffen. Sir Dou- glas Flint, Chairman von Standard Life Aberdeen, kommentiert dazu: „Der erhebliche Bedarf an In- frastrukturinvestitionen in Asien stellt eine echte Chance dar, ESG-Grundsätze an diesen Märkten zu verankern.“ ASIEN: Gute Vorsätze Douglas Flint, Chair- man von Standard Life Aberdeen
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