GELD-Magazin, September 2019

ZUR PERSON: Noch während der Matura seiner HTL-Ausbil­ dung fasste der gebürtige Klagenfurter Alexan­ der Windbichler, 32, die Entscheidung, Anexia zu gründen. Das Studium lag dem – rückbli­ ckend betrachtet – eher mittelmäßigen Schü­ ler fern. Er wollte weitermachen, was er konnte. Ohne einen Hauch an wirtschaftlichem Back­ ground sprang der damals 19-Jährige kopfüber in die Unternehmerwelt und entwickelte dabei sein ganz eigenes Erfolgsrezept. Nein, natürlich nicht – zwanzig, fünfund­ zwanzig Prozent Wachstum Jahr für Jahr kannst du nicht planen. Wir mussten ein­ fach mit unseren Kunden Schritt halten. Ich vergleiche es gerne mit einer Bank.Wenn ich als Kunde zu einer Bank gehe und sage, ich hätte gerne meine Löhne überwiesen und die Bank sagt mir, wir sind gerade überfor­ dert, kommen sie in zwei Wochen wieder, dann ist das ein nicht hinzunehmender Ver­ trauensverlust. Ähnlich ist es bei uns. Die Unternehmen vertrauen uns teileweise ihre gesamte kritische Infrastruktur an, wenn wir da nicht zu jedem Zeitpunkt liefern können, dann ist das Vertrauen weg. Wachstum, das aber wahrscheinlich nicht nur eure Infrastruktur betrifft? Richtig, auch das personelle Wachstum ist nicht zu unterschätzen und stellt einen vor Probleme, mit denen man zu Beginn überhaupt nicht rechnet. Besonders jetzt im letzten Schritt von knapp 170 auf über 200 Mitarbeiter haben wir sehr schnell be­ griffen, ohne Prozesse läuft plötzlich gar nichts mehr. Da sprechen wir von Infrastruk­ turlieferungen im Ausmaß eines kleinen Logistikunternehmens bis hin zu banalen Dingen wie ein Toilettenpapierhaushalt im Büro. Dieser schmale Grat der richtigen Skalierung ist unsere derzeitige Herausfor­ derung, die wir bisher aber sehr gut handeln konnten. Fremdgetrieben sein bedeutet auch eine gewisse Anfälligkeit für Krisen zu haben, wieviel Kopfzerbrechen bereitet dir das? Darüber habe ich mir in letzter Zeit einige Gedanken gemacht, da es ja absehbar ist, dass früher oder später irgendwas passie­ ren wird. Ich stehe der Sache aber gelassen gegenüber. Erstens habe ich aus der letzten Krise gelernt, dass gerade Digitalisierung in Krisenzeiten einen Schub erfährt – ganz nach dem Motto: Jetzt Optimieren oder übrig bleiben – und zweitens sind wir ja Infrastruk­ turprovider. Das heißt als Kernkomponente jedes Geschäftsmodells sind wir das letzte Glied der Kette, das abgedreht wird. Wenn das bei unserer Kundenstreuung im großen Rahmen passiert, dann ist sowieso Feuer am Dach. Und wie sieht es mit der großen Konkur­ renz aus? Unsere Branche ist paradoxerweise eines der größten Opfer der Digitalisierung. De facto wird der klassische Softwareentwickler oder Systemadministrator wegrationalisiert und überall durch die Cloud ersetzt. Wir ha­ ben das schon früh erkannt und gewisse Tätigkeiten automatisiert und andere ver­ stärkt individualisiert. So bieten wir zwar Cloud-Bausteine wie die Großen an, entwi­ ckeln und unterstützen unsere Kunden aber auch mit sehr spezialisierten Lösungen, etwa im AI- oder IoT-Bereich. So können wir heute beruhigt neben den Amazons, Googles und Microsofts dieser Welt existieren. September 2019 – GELD-MAGAZIN | 23

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