GELD-Magazin, Juli/August 2019

S chon einmal etwas von SASAC gehört? Diese fünf unschein- baren Buchstaben stehen für tate-owned Assets Supervision and Administration Commission. Zu Deutsch: Kommission zur Kontrolle und Verwaltung von Staatsvermögen. Klingt bürokratisch? Ist es bis zu einem gewissen Grad auch. Denn die Aufgabe von SASAC ist es, die chinesischen Staatsunternehmen in die richtigen Bahnen zu lenken. Es geht also nicht um aufstrebende, privatwirtschaftlich organisierte Konzerne wie Alibaba oder Tencent (dazu mehr im Artikel auf Seite 12), die auf Hightech setzen und so auch den Westen erobern wollen. Statt- dessen stehen die Vertreter der „Old Economy“ im Fokus, die praktisch Mo- nopolstellungen einnehmen. Die finden sich in Industriezweigen wie Stahl, Ze- ment, Kohle, Öl, Energieversorgung etc. Zu den beaufsichtigten Unternehmen gehören zum Beispiel Aluminium Cor- poration of China, China Southern Po- wer Grid, Dongfang Electric Corpora­ tion oder Wuhan Iron and Steel. Billionen im Spiel In dieser Liga geht es keinesfalls um Kleingeld, im Gegenteil: Das Betriebs- ergebnis der SOEs (State-owned enter- prises) belief sich in der Periode Jänner bis April 2018 auf 17,5 Billionen Yuan, umgerechnet rund 2,2 Billionen Euro. Im Vergleich zum vorhergehenden Jahr entspricht das einer Steigerung von 9,7 Prozent. Das sind übrigens die neues- ten von SASAC veröffentlichten Zahlen, was wiederum für einen gewissen Bü- rokratisierungsgrad spricht. Was aller- dings nicht bedeutet, dass SASAC die Zügel schweifen lässt. Die 2003 gegrün- dete Organisation begann damals mit 196 SOEs, derzeit sind es nur mehr 97. Diese Reduktion erfolgte aber nicht auf- grund von Privatisierungsmaßnahmen, sondern Zusammenschlüssen. Laut dem Autor und Wirtschaftsjourna- listen Wolfgang Hirn wird diese Strate- gie weiterverfolgt, die Zahl der staat- lichen Betriebe soll weiter schrumpfen und damit für mehr Effizienz gesorgt werden. In seinem Buch „Chinas Bos- se“ (Campus Ver- lag) beschreibt Hirn die teilweise rigide Vorgehensweise der SASAC, ein Beispiel Juli/august 2019 – GELD-MAGAZIN | 81 SASAC | wissen sei genannt: „Die Kohleindustrie ist ne- ben Stahl und Zement eine der Bran- chen, die massive Überkapazitäten ha- ben. Deshalb hat die SASAC im Juli 2016 seinen Kohlefirmen befohlen, in den nächsten zwei Jahren die Kapa- zitäten um 10 Prozent und in den fol- genden fünf Jahren um 15 Prozent zu reduzieren.“ Staatliche Eingriffe Man sieht hier also wieder, wie stark in China noch immer der Ein- fluss der Politik auf die Unternehmens- landschaft ist. Die SOEs sind dabei ein willkommenes Instrument, um die Öko- nomie zu steuern; etwa das BIP zu be- einflussen oder verstärkt auf Binnen- konsum umzuschwenken. Fast selbst- redend, dass SASAC direkt dem Staats- rat unterstellt ist. Alles in allem fährt Peking einen wilden Mix aus Plan- und Privatwirtschaft. Der frühere Staaten- lenker Chinas, Deng Xiaoping, brach- te die Vermischung zwischen Kapita- lismus und Kommunismus schon vor Jahrzehnten folgendermaßen auf den Punkt: „Ganz gleich, ob es eine weiße oder eine schwarze Katze ist, Hauptsa- che, sie fängt Mäuse. Dann ist es eine gute Katze.“ Staatsunternehmen aus dem Reich der Mitte bilden trotz emporschnellender Privatwirtschaft noch immer einen wesentlichen Machtfaktor. Geführt werden sie von einer Behörde names SASAC, sie ist eine der wohl mächtigsten Organisationen der Welt. Harald Kolerus Chinas gelenkte Giganten Wirtschaftswachstum china Veränderung des BIP zumVorjahr 11% 10% 9% 8% 7% Quelle:statista Der Staat und verstaatlichte Unternehmen in China üben einen wesent- lichen Einfluss auf die Entwicklung des BIP aus. 9,6% 9,2% 10,6% 9,5% 7,9% 7,8% 7,3% 6,9% 6,7% 6,8% 6,6% „Ganz gleich, ob es eine weiße oder eine schwarze Katze ist, Hauptsache, sie fängt Mäuse.“ Deng Xiaoping, Führer der Volksrepublik China 1979 bis 1997 credit: Xishuiyuan/Dreamstime.com 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2016 2017 2018

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