GELD-Magazin, Juli/August 2019
aktien | Börse Wien D ie Aktienkurse an der Wiener Börse (ATX) bewegen sich der- zeit vor allem seitwärts. Für ein Umschwenken in einen Aufwärtstrend, der aufgrund der prinzipiell günstigen Bewertungen gerechtfertigt wäre, ist die Unsicherheit bezüglich der Folgen aus dem Handelskonflikt der USA mit China und Europa sowie dem Nahostkonflikt zu groß. Daher warten Anleger mit Käu- fen noch ab. Und das nicht ganz zu Un- recht, denn die Industrie Österreichs hat ihre Talfahrt im Juni beschleunigt und auch der deutsche ifo-Geschäftsklima index sinkt. Auch die jährliche Infla tionsrate im Euroraum ist wieder auf 1,2 Prozent rückläufig. Unsicherheit bei exportstarken Unternehmen Der Kurs der FACC-Aktie ist zum Bei- spiel kürzlich durch die Androhung der USA, aufgrund staatlicher Subventio nierung von Airbus Strafzölle auf Waren aus der EU im Wert von vier Milliarden Dollar zu verhängen, unter die Räder ge- kommen (siehe auch Seite 52). Die RCB senkt nun das Kursziel für die FACC-Ak- tie von 16 auf 14,50 Euro, behält jedoch ihre Kaufempfehlung bei. Auch Pareto Securities stuft in einer Analyse FACC mit einem Kursziel von 14 Euro ein – dem niedrigsten Kursziel aller Analysten, das höchste liegt derzeit bei 21 Euro. Der Leiterplatten-Produzent AT&S steht mit seinen Produktionsstandorten in China und Kunden in den USA eben- falls im Spannungsfeld, auch wenn kei- ne Strafzölle direkt auf Leiterplatten dro- hen, so brachen z.B. die Umsätze des Großkunden Apple in China deutlich ein (siehe AT&S-Analyse im GELD-Magazin 06/2019). Mag sein, dass in nächster Zeit noch etwas Druck auf den Aktien kurs entsteht, doch unserer Meinung nach ist AT&S sehr günstig bewertet und mögliche negative Nachrichten bereits mehr als eingepreist. Der weniger mit dem Handelskonflikt als mit internen Problemen kämpfen- de Leuchten- und Lichtsystemeherstel- ler Zumtobel schaffte im vierten Quartal – nach 13 Quartalen des Rückganges – wieder steigende Umsätze. Der Nettover- lust konnte 2018/19 auf 15,2 Millionen Euro verringert werden, Dividende wird es keine geben. CEO Alfred Felder rech- net aufgrund des schwierigen Markt umfeldes (anhaltender Preisdruck bei Leuchten) zwar weiter mit Gegenwind, will aber im Geschäftsjahr 2019/20 wie- der die Gewinnzone erreichen. ImmobilienUnternehmen bleiben sichere Geldanlage Die Immobilienunternehmen an der Börse Wien haben Ende Juni etwas im Kurs gelitten, nachdem in Deutschland die Diskussion um eine gesetzliche Mie- tendeckelung aufgekommen war und ein Abflauen der Nachfrage befürchtet wur- de. Doch das anhaltende Niedrigzinsum- feld wird Immobilienanlagen weiter un- terstützen. Zumal gibt es einige News bei der Immofinanz. Sie erwarb im Juni in Warschau den größten Büroturm um 386 Millionen Euro und wird daraus knapp 20 Millionen Mieteinnahmen pro Jahr generieren. Zusätzlich kündigte der Immobilienkonzern Anfang Juli an, dass aufgrund des anhaltend sehr gute Marktumfeldes in Österreich, Deutsch- land und CEE im ersten Halbjahr 2019 ein Aufwertungsgewinn von rund 100 Millionen Euro zu Buche stehen wird. Bauwerte profitieren vom Immobilienboom Strabag sicherte sich in Großbritan- nien einen Auftrag über gleich eine Mil- liarde Euro. Ein britischer Düngemittel- produzent erweiterte die Order für ein unterirdisches Transportsystem in einer Mine. Erwähnenswert ist auch eine Neu- besetzung bei Strabag: Hans-Peter Ha- selsteiners Sohn Klemens zieht in den Vorstand ein. Der 38-Jährige übernimmt Der Handelsstreit mit den USA belastet einige Exportwerte. Weniger durch direkt verhängte Straf-Zölle als durch Veränderungen in der Angebots-Nachfrage-Situation. Daher dürften einige Unternehmen ihr Potenzial nicht ausschöpfen können, andere wiederum profitieren vom Bau- und Immobilienboom. Mario Franzin Differenziertes Bild Die wechselnde Nachrichtenlage im US- Handelsstreit sowohl mit China als auch mit der EU sorgt für Unsicherheit, zumal sie sich auch negativ auf die Wirtschaft auszu- wirken beginnt. Unter diesen Bedingungen schaffte es der ATX nur schwer, die 3000 Punkte-Marke nachhaltig zu übersteigen – auch wenn man meinen könnte, dass der angekündigte Support der Notenbanken an der Aktienbörse für Aufwind sorgen sollte. atx | Hartnäckiger Widerstand bei 3000 Punkten überwunden 62 | GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2019
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