GELD-Magazin, Juli/August 2019
aktien | Anlagetipps 58 | GELD-MAGAZIN – Juli/august 2019 I n den letzten Jahren haben die USA gleichzeitig ein kräftiges Wirtschafts- wachstum, eine niedrige Inflation, eine expandierende Verschuldung sowie steigende Zinsen am kurzen Ende erlebt. Hinzu kommen die boomenden Finanz- märkte – eine Kombination, die einfach nicht zusammenpasst. Mittlerweile be- findet sich der Dow Jones Index nur mehr ein gutes Prozent von seinem All- zeithoch entfernt, und die Aktienkurse liegen gegenüber den inneren Unterneh- menswerten – sprich den „fairen“ Bewer- tungen – ebenfalls sehr hoch. Dazu kom- men Anzeichen für eine drohende Rezes- sion, ohne die der Chef der US-Noten- bank, Jerome Powell, sicher nicht seine Bereitschaft bekundet hätte, die Zinsen wieder senken zu wollen. Das Weltwirtschaftswachstum er- holt sich zwar wieder etwas, doch es gibt Befürchtungen, dass sich der Han- delskrieg zu einem Währungskrieg aus- weiten könnte. Chinas Währung hat seit Anfang Mai knapp 3,5 Prozent ver- loren. Es besteht die Gefahr, dass dies andere Währungen der Schwellenländer schwächt und eine Kettenreaktion aus- lösen könnte. Der Acatis-Fondsmanager Hendrik Leber sieht die Gemengelage so: „Selten war die politische Konstellation auf der Welt so isolationistisch wie jetzt. Das hat negative Folgen für die Prosperi- tät der Welt und beeinflusst die Macht- verhältnisse. China ist derzeit die zweit- größte Wirtschaftsnation der Welt.“ „Wenn man die letzten 3000 Jah- re als Referenz nimmt, so wird China wieder die größte Wirtschaftsnation der Welt werden. Donald Trump versucht zwar die Entwicklung zu verlangsamen, Zollauseinandersetzungen sind aber sehr konventionelle Werkzeuge und ko- sten viel Geld. Zölle werden von den Bür- gern des Landes bezahlt, dessen Indus- trie geschützt werden soll. Darum hal- ten sie auch nicht ewig. Besonders die wichtige Elektronikindustrie ist hoch vernetzt. Da wird ein Chip in Österreich von AMS entworfen, basierend auf der britischen ARM-Technologie, die der ja- panischen Softbank gehört, mit Geräten der holländischen AMSL belichtet und in Taiwan bei TSMC produziert, um in den USA oder China in einem Gehäuse aus Hongkong und mit einem Bildschirm aus Korea verkauft zu werden“, skizziert Leber eine Lieferkette. Auf den Geräten läuft dann das offene, von Google un- terstützte Betriebssystem Android. Für China wäre es leicht, die Belieferung von US-Konzernen, wie z.B. von Apple, Cis- co oder Qualcomm zu unterbrechen, rea- giert auf den US-Protektionismus damit, seinerseits europäische und amerika- nische Zulieferer aus der Lieferkette zu eliminieren und z.B. eigene Betriebssys teme zu entwickeln – damit etwa Huawei weiterhin kräftig wachsen kann. Wenn die Märkte das realisieren, wird es sehr ungemütlich, da US-Präsident Trump Niederlagen nicht vertragen kann. Die Börsianerweisheit „Sell in May and go away“ hat sich bisher in 2019 noch nicht wirklich bezahlt gemacht. Zwar ging es mit den Börsenkursen im Mai deutlich bergab, doch im Juni wurden die Verluste fast vollständig wieder wettgemacht. Eine Sommerrally könnte bevorstehen. Wolfgang Regner Neue Zollrunde ausgeblieben Der geplante Börsengang der SparteAllgeier Experts mus- ste verschoben werden.Der Chart läuft derzeit seitwärts, mit guten Chancen auf einenAusbruch nach oben.Kauf bei 24,50 Euro,Stopp Loss bei 19,68 Euro platzieren. ISIN DE000A2GS633 Börse Frankfurt (Xetra) Allgeier ist ein deutscher mittelständischer IT-Spezialist und inzwischen einer der füh- renden IT-Serviceanbieter in Deutschland. Neben einer breiten Palette an Software- produkten umfasst das Serviceangebot Bereiche wie u.a. Management & IT Con- sulting, Business Intelligence, Rechenzen- trum-Services oder Logistik-Lösungen. Der Nischenplayer hat kürzlich eine Kapitaler- höhung erfolgreich platziert, wodurch dem Münchner Konzern knapp 24 Millionen Euro an frischen Mitteln zufließen. Sie sollen zur Finanzierung des Wachstums und möglicher Allgeier | Wachstum gesichert Zukäufe genutzt werden. 2018 konnte All- geier den Umsatz zwar um 17 Prozent auf 688 Millionen Euro steigern, erzielte dabei aber nur einen Gewinn von 6,2 Millionen Euro. Das entspricht einer Gewinnmarge von mageren 0,9 Prozent. Im ersten Quartal zog das Wachstum um 22 Prozent an (190 Mio. Euro), der operative Gewinn (EBIT) stieg um 41 Prozent auf 5,8 Millionen Euro, die EBIT- Marge lag bereits bei drei Prozent. Allein die Tochter Allgeier Experts (Personaldienstlei- stungen) soll 2019 einen Umsatz von über 300 Millionen Euro einfahren.
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