GELD-Magazin, Juli/August 2019

Finanzierungen sparen will, nachhaltig ausrichten muss? Ja, seit 2015 berücksichtigen wir nicht nur bei Versicherungsprämien, sondern auch bei Großkrediten an Unternehmen ESG-Kriterien. Das ist simpel auch eine Ri- sikobewertung. In unserem Portfolio hat sich dadurch zwar die Rendite nicht wirklich er- höht, aber das Risiko ist gesunken – und das verursacht wiederum geringere Kosten. Aus unserer Sicht ist das eineWin-win-Situation: Wir zahlen weniger für Schäden – nämlich global gesehen – und der Kunde kann sich günstiger refinanzieren. Die EU-Kommission arbeitet derzeit eine Nachhaltigkeits-Richtlinie für Vermögens- anlagen aus. Was halten Sie davon? Ich finde das gut und auch mehr als not- wendig.Wahrscheinlich wird diese Richtlinie (Anm.: EU-Richtlinie 2016/2341) im Jahr 2021 oder 2022 umgesetzt und etwa zwei Jahre später im nationalen Recht verankert. Richtig messbar werden die Veränderungen vielleicht in 15 Jahren sein. Wahrscheinlich wird „eine Berücksichtigung der Nachhaltig- keit bei der Vermögensanlage“ aber bereits nächstes Jahr in die IDD II, die Versiche- rungsvertriebsrichtlinie, einfließen. Wie kommt das Thema bei Ihren Privat- kunden an? Das kommt immer auf die Fragestellung an: Bei einer Ja/Nein-Frage zur Wichtigkeit von Umweltberücksichtigung bekommen sie ein 100-prozentiges Ja. Lassen sie einzelne Parameter bei der Portfolio-Ausrichtung be- werten, liegt das Thema Nachhaltigkeit bei Privatanlegern nur mehr an vorletzter Stelle. Das liegt z.T. daran, dass nachhaltige Geld- anlage lange Zeit als renditeschwach galt. Viel dominanter als bei Privatkunden ist das Thema bei Pensionskassen und anderen institutionellen Investoren. Von dieser Seite fließt viel Kapital in dieses Segment. Ich bin aber überzeugt, dass sich der Trend auch bei Privatanlegern deutlich verstärken wird. Das wird ähnlich laufen wie damals bei der Einführung der Zukunftsvorsorge-Pro- dukte. Alleine die Einführung der staatlichen Prämie führte zu einer extrem breiten Bewer- bung und einemBoombeimVerkauf.Wird die neue EU-Richtlinie umgesetzt, werden sich Versicherungen und Fondsgesellschaften alleine schon aus Konkurrenzgründen über- bieten, wer „grüner“ als der andere veranlagt. Dann werden Privatanleger mehr Bezug zu nachhaltigen Investments bekommen – wie- der weg von abstrahierenden Bewertungen wie Sharpe Ratio etc. Denken Sie, dass damit generell Geld- anlagen in Anleihen und Aktien, die von Privatanlegern seit der Finanzkrise ver- nachlässigt werden, wieder salonfähiger werden könnten? Es ist eigentlich kurios: 2008/09 sind In- vestmentfonds stark eingebrochen und viele Anleger haben ihr Geld abgezogen – genau zum falschen Zeitpunkt. Und das Geld wur- de danach nicht wieder in Fonds veranlagt. Die meisten haben an der Seitenlinie zuge- sehen, wie sich die Märkte zehn Jahre lang erholt haben – ohne wieder dabei zu sein. Es ist schade, dass der Konjunkturaufschwung nach der Finanzkrise an den Österreichern komplett vorbeigegangen ist. Alleine un- ser Fonds mit 25 Prozent Anleihen-Anteil ist in diesem Zeitraum um 160 Prozent ge- stiegen. Als Alternative, das Sparbuch zu wählen, war es schlicht gesagt naiv. Sie müssen bedenken: Alleine um die Inflation von 1,7 Prozent zu kompensieren, müssen sie wegen der KESt vom Netto weggerechnet knapp 40 Prozent mehr Rendite erzielen, um real keinen Verlust zu erleiden! Das sind brutto 2,34 Prozent – und da haben Sie real noch gar nichts verdient! Am Sparbuch ha- ben Sie automatisch bei null Prozent Zinsen einen jährlichen Verlust in der Höhe der In- flation. Nur, eigenartigerweise kapieren das die wenigsten. www.allianzinvest.at JULI/AUGUST 2019 – GELD-MAGAZIN | 53 „ Das Thema Nachhal- tigkeit könnte bei Privat­ anlegern durchaus wieder einen Boom bei Kapital­ anlagen auslösen. “ Alexander Putz, Allianz Investmentbank AG | Sommergespräch Alexander Putz, Head of Sales Austria & CEE, Allianz Investmentbank AG

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=