GELD-Magazin, Juli/August 2019

Steigende Nachfrage. Das Leichtmetall Lithium ist in seiner praktischen Anwendung ein Schwergewicht: Eingesetzt wird es in Batterien für Smartphones, Laptops oder Elektro-Fahrzeuge. Die Prognosen für die zukünftige Lithiumproduk- tion wurden zuletzt erneut deutlich nach oben korrigiert, es wird geschätzt, dass die Nachfrage vonaktuell 300.000auf über 850.000Tonnenan- steigen soll. Die Rohstoffexperten von Commodity Capital gehen aber davon aus, dass die Zahlen zu niedrig sind und bleiben bei ihren Erwartung von einer Million Tonnen Lithiumnachfrage bis 2025. Für Aufsehen sorgte weiters die Beteiligung von VW an dem Batteriehersteller Northvolt in Höhe von 900 Millionen Euro, womit weitere Kapazi- täten zur Batterieproduktion geschaffen werden sollen. All das spielt Lithium-Unternehmen gute Karten in die Hand. lithium: Gute Karten Gesundheit und Hightech. Die europäi­ sche Venture Capital-Gesellschaft APEX Ventures mit Sitz in Wien und Frankfurt legt einen neuen Fonds auf, den APEX Digital Health. Dafür sollen insgesamt 50 Millionen Euro an Kapital gewon- nen werden. Der Fokus des Produkts liegt dabei auf Start-ups und jungen Unternehmen, die spe- zielle Technologien und Anwendungen für den Gesundheitsbereich entwickeln. Denn Digital Health, also digitale Gesundheitslösungen, ist weltweit ein Wachstumsmarkt. Alleine das Vo- lumen in Europa soll bis 2025 auf rund 170 Milliarden US-Dollar ansteigen, mit einer jähr- lichen Wachstumsrate von rund 39 Prozent, schätzt das Marktforschungsunternehmen Gra- phical Research. Das Fundraising für den APEX Digital Health startet demnächst nach erfolgter Freigabe der Finanzmarktaufsicht Österreich un- ter der EuVECA (European Venture Capital Fund Regulation) Direktive, die eine europaweite Zu- lassung beinhaltet. 2020 soll das Fundraising abgeschlossen werden. apex: Venture Capital Die überschätzte Lokomotive. Europa dürfte wenig von den vor- sichtig positiven Signalen aus China profitieren, analysiert Didier Saint- Georges, Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac. Hintergrund: Derzeit zeigen sich An- leger verunsichert, da sie mögliche Veränderungen und Potenziale der europäischen Wirtschaft nur schwer antizipieren können. Das ist auf zwei Probleme zurückzufüh- ren: Erstens ist die europäische Wirtschaft stark auf Exporte ausgerichtet. Ohne die innergemein- schaftlichen Warenströme entfallen auf die EU etwa 15 Prozent des Welthandels. Damit ist die EU die Handelsmacht Nummer eins – daher ist es aber auch unmöglich, die Zukunft des euro- päischen Wirtschaftswachstums abzuschätzen, wenn man die Gemeinschaft isoliert betrachtet. Und internationale Unabwägbarkeiten, siehe zum china und europa: Sensibles Zusammenspiel Eingetrübt. Angesichts des Makroumfeldes und zurückgehender Unternehmensgewinne hat Columbia Threadneedle die Aktienquoten in ihren vermögensverwaltenden Multi-Asset-Portfolios auf ein neutrales Gewicht zurückgefahren. Zuvor hatte sie Aktien dort übergewichtet. Im Gegenzug setzen die Portfoliomanager stärker auf Unterneh- mensanleihen. Auch die Staatsanleihenmärkte senden den Experten zufolge Warnsignale aus: Über die Hälfte der US-Zinsstrukturkurve weist nämlich einen inversen Verlauf auf und ein Anteil von fast 70 Prozent liegt bei zehn Basispunkten oder flacher, was nach den Erfahrungen der letz- ten 40 Jahre auf eine steigende Rezessionsgefahr schließen lässt. Mögliche Schützenhilfe vonsei- ten der Notenbanken sei kein Garant für weiter steigende Aktienkurse. Risikoanlagen wie Aktien könnten zwar weiterhin Unterstützung finden, so- lange Leitzinssenkungen genügten, um schwache Gewinne oder Cashflows auszugleichen. „Aller- dings ist dies ein prekäres Gleichgewicht, das sich besser für Unternehmensanleihen eignet“, so Threadneedle. aktien: Neutral gewichtet Beispiel den Handelskrieg, gibt es ja zur Genüge. Das zweite Problem ist, dass China nach den Ver- einigten Staaten der größte Handelspartner der EU ist. China hat seine schwere wirtschaftliche Flaute, verursacht unter anderem durch ständig drohende US-Handelssanktionen, hinter sich ge- lassen. Fiskalische und monetäre Stimuli prägen ein positives Klima; die Chancen auf weitere Er- holung sind aber eher gering, zumindest wenn man sich die offiziellen chinesischen Daten für das erste Quartal anschaut. „Die viel gerühmte Lokomotive der Weltwirtschaft hat weniger Leis­ tung, als gemeinhin angenommen wird“, führt Saint-Georges aus. Das chinesische Wachstum wird laut dem Experten einen positiven, aber bescheidenen Dominoeffekt haben, jedoch mit eingeschränkten Vorteilen für die europäische Exportwirtschaft. Dies gilt vor allem, wenn Peking undWashington ein Abkommen abschließen, was zu erwarten ist, das denWeg für mehr Importe aus den USA ebnet. Im Jahr 2019 dürften daher ins- besondere die zyklischen Aktienkurse in Europa zu keinen Höhenflügen fähig sein. Juli/august 2019 – GELD-MAGAZIN | 27 Kurzmeldungen | Märkte & fonds 50 Prozent des Gesamtbestands europäischer Staatsanleihen weisen eine negative Rendite auf. Europäische Anleger fühlen sich angesichts dieses Befundes in einem Dilemma gefangen: Man hat die Wahl zwischen Negativrenditen bei Zinsprodukten oder schwan- kungsintensiven Aktien. Für die Experten der Schoellerbank gibt es für Anleger mit längerfris­ tigem Anlagehorizont im Grunde allerdings nur einen Ausweg: Aktien. Trotz gestiegener Kurse sind sie heute nicht teurer sind als im langjäh- rigen Durchschnitt. Dies gilt besonders, wenn man berücksichtigt, dass in den USA für zehn- jährige Staatsanleihen nur noch eine Rendite von 2,15 Prozent zu erwirtschaften ist. Attraktiv er- scheinen derzeit laut den Experten vor allem Titel japanischer Unternehmen, die besonders güns­ tig bewertet sind und gleichzeitig eine hohe Bilanzqualität aufweisen. Aber natürlich sollte man nicht sein gesamtes Portfolio auf einem Land aufbauen, sondern für geografische und sektorale Streuung sorgen. zahlenspiel Didier Saint- Georges, Analyst, Carmignac

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