GELD-Magazin, Juli/August 2019

Die HYPO NOE konnte im ersten Quar- tal wieder ein gutes Ergebnis erzielen. Besonders überrascht der Anstieg beim Zinsüberschuss um 7,6 Prozent auf 28,7 Millionen Euro. Wie schaffen Sie das bei den derzeit niedrigen Marktzinsen? Wolfgang Viehauser: Schon 2018 war für die HYPO NOE ein sehr erfolgreiches Jahr: Wir konnten den Nettogewinn auf 36 Millio­ nen Euro deutlich ausbauen, vergaben 1,4 Milliarden Euro an Neukrediten – außerdem stieg der Zinsüberschuss um 2,8 Prozent auf 111,9 Millionen Euro. Maßgeblichen Anteil hatten die höheren Zinserträge aus Leasinggeschäften und eine verbesserte Re­ finanzierungsstruktur. In einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld, das für alle Banken eine Herausforderung darstellt, haben wir den richtigen Weg ein­ geschlagen. Umso erfreulicher ist das erste Quartal 2019 zu bewerten. Erneut wurde der Zinsüberschuss erhöht, was zeigt, dass wir nicht nur auf der Kosten-, sondern auch auf der Ertragsseite die richtigen Maßnahmen gesetzt haben. Die harte Kernkapitalquote liegt bei der HYPO NOE bei stolzen 20,4 Prozent, die risikogewichteten Aktiva sind relativ nied- rig. Wollen Sie das für verstärkte Kredit- vergaben nützen oder den Kapitalpolster als Reserve behalten? Eigenkapital ist dazu da,Wachstum zu unter­ stützen und für alle künftigen regulatorischen Aufwendungen vorbereitet zu sein. Zugleich ist es ein wesentlicher Faktor für die Bonität einer Bank. 2018 lag die durchschnittliche CET-1-Quote der österreichischen Banken bei 15,4 Prozent. Die HYPO NOE verfügt mit 20,4 Prozent über ein robustes Funda­ ment. Unser solides Single-A-Rating wurde von Standard & Poor’s deshalb bestätigt, der Ausblick aufgrund der herausragenden Kapitalposition und des nachhaltigen Kapi­ talaufbaus auf „positiv“ angehoben. Anteil daran hat auch unser Eigentümer: Das Land unterstützt seine Landesbank, indem die Gewinne größtenteils im Unternehmen ge­ lassen werden und garantiert so unsere Flexibilität im Rahmen von Finanzierungen. All das hat zur Folge, dass wir für die Region, Städte und Gemeinden, vor allem aber die Menschen ein starker Partner sind. Das Land Niederösterreich ist 100 Pro- zent-Eigentümer der HYPO NOE. Wo sehen Sie die Vorteile einer Landesbank gegen­ über nicht in öffentlichem Eigentum stehenden Banken? Durch die Eigentümerstruktur ist die HYPO NOE zu 100 Prozent eine österreichische Bank; Entscheidungen werden dort getrof­ fen, wo die Bank tätig ist.Wir haben mit dem Land Niederösterreich einen Eigentümer, der auf Kontinuität setzt. Erfolge gewinnen an Bedeutung, wenn sie langfristig Bestand ha­ ben und wiederholt werden können. Unser Auftrag ist es, mit Augenmaß zu wirtschaften, risikoarm und sicher zu agieren. Als Landesbank bilden wir das finanzielle Kompetenzzentrum Niederösterreichs. Wir sind im Bereich der Gemeinde-Finanzierung führender Anbieter kommunaler Infrastruktur 24 | GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2019 Infolge ihrer hohen Bonität kann sich die HYPO NOE günstig refinanzieren und die Vorteile daraus an die Kunden weiterreichen. Da verwundert es nicht, dass das Kreditvolumen – vor allem im kommunalen Bereich – deutlich steigt. Eine hervorragende Symbiose mit dem Land Niederösterreich als 100 Prozent-Eigentümer. Mario Franzin Digitalisierung: mehr als hippe Apps Sommergespräch | Wolfgang Viehauser, HYPO NOE Einschaltung — CREDIT: beigestellt – 2018 haben wir rund 54 Prozent unserer Geschäftstätigkeit mit der Öffentlichen Hand abgewickelt. Jüngste Beispiele sind zwei PPP-Projekte für Bildungscampus der Stadt Wien, die wir gemeinsam mit STRABAG und Siemens realisieren. Gleichzeitig haben wir als Landesunternehmen eine besondere ge­ sellschaftliche Verantwortung, die wir aktiv wahrnehmen: Wir fördern Kunst und Kultur, den Sport und seinen Nachwuchs, eben­ so gemeinnützige Projekte. So wollen wir den Menschen etwas zurückgeben und als kompetenter Begleiter in allen Lebenslagen beistehen – weit über Finanzfragen hinaus. Nachdem die EZB die Zinsen praktisch bei null Prozent eingefroren hat – und dies bis zumindest in das nächste Jahr hinein: Würden Sie Kunden bei Krediten eher zu flexiblen Verzinsungen oder doch mehr zu Fixzinskrediten raten? In Niedrigzinszeiten verwirklichen sich Men­ schen gerne lang gehegte Träume, wie jene vom Immobilien-Eigentum, von der neuen Einrichtung, der Renovierung. Per Kredit sind auch Auto oder Hochzeit rasch beglichen. Was man jedoch oft außer Acht lässt, ist die Gefahr eines Zinsanstiegs. Dass ein solcher kommen wird, davon ist auszugehen, wann hingegen bleibt ungewiss – dazu gibt es kei­ nerlei zuverlässige Prognosen. Um jedoch für das Ende der „Politik des billigen Geldes“ gewappnet zu sein, empfehlen wir Fixzinssät­ ze. Diese sind auf historisch tiefem Niveau und ermöglichen – anders als variable Zin­ sen – ein hohes Maß an Planungssicherheit. Um das Risiko zu minimieren, empfehlen wir auch Gemeinden das teilweise Umstellen auf eine feste Verzinsung. Sollten nämlich die Zinsen ansteigen, bleibt man von unge­ planten Belastungen verschont. „ Erfolge gewinnen an Bedeutung, wenn sie lang- fristig Bestand haben und wiederholt werden können. “

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