GELD-Magazin, Juli/August 2019

längst Taten gefolgt: Tencent möchte mit der zweitgrößten chinesischen Bezahl- App, WeChat Pay, in Europa reüssie- ren. In China gehört WeChat (mit mehr als einer Milliarde aktiver Nutzer) längst zum Alltag. Mit Support des deutschen Spezialisten für Finanztechnologie, Wire- card, soll der Sprung nach Europa gelin- gen und der Mobile Payment-Markt im Einzelhandel für Tencent geöffnet wer- den. Wobei besonders ein Vorteil genützt werden soll, in Europa herrscht bisher in Sachen Internet eine gewisse funktionale Trennung vor; Facebook sorgt für den Kontakt mit Freunden, wer chatten will, nützt WhatsApp und über Amazon lau- fen die Einkäufe. Bei Tencent hingegen wird das alles auf einer Plattform ange- boten. Dieses Geschäftsmodell soll in die Welt getragen werden. Kultfigur: „Crazy Jack“ Und natürlich darf einer nicht fehlen, wenn wir über Bosse, Internet und Chi- na sprechen: Jack Ma, der Gründer und Mastermind von Alibaba, hat es sogar in unseren Breiten zu einiger Populari- tät gebracht. Nicht zuletzt aufgrund sei- ner launigen bis markigen Sprüche wie: „Es ist schon komisch. Da leite ich eines der größten E-Commerce-Unternehmen in China, vielleicht sogar der Welt, aber verstehe nichts von Computern. Das ein- zige, was ich kann, ist E-Mail senden und im Internet herumsurfen.“ Ein weiteres Bonmont, das gerne zitiert wird, lautet folgendermaßen: „Ich habe ein einzigar- tiges und hässliches Gesicht. Deshalb erkennen mich die Leute.“ Derartiges Understatement kommt gut an, Jack Ma, der auch „Crazy Jack“ genannt wird, ge- nießt Kultstatus; so ist er die erste Per- sönlichkeit vom chinesischen Festland, die auf dem Titelblatt von Forbes abge- bildet war. Und Ma verdient eine Menge Geld. Eben laut dem Wirtschaftsmaga- zin Forbes verfügt er über die stattliche Summe von 37,7 Milliarden Dollar, das bringt ihm Platz 21 unter den reichsten Menschen der Welt im Jahr 2018 ein. Der vermögendste Mann Chinas ist er ohne- dies, allerdings nicht der mächtigste. Diese Ehre kommt keinem Unterneh- mens-, sondern einem Staatslenker zu: Xi Jinping, der Präsident der Volksrepu- blik China, wurde von Forbes gleich zum mächtigsten Menschen der Welt 2018 ge- kürt. Somit steht er in dem Ranking der Zeitschrift vor Putin, Trump und Merkel (dann folgen übrigens Amazon-Gründer Jeff Bezos, Papst Franziskus und Bill Gates – auch nicht uninteressant). Xi Jinping ist jedenfalls unangefochten die Brennpunkt | Kommunistische Kapitalisten 14 | GELD-MAGAZIN – Juli/august 2019 Ren ZHENGFEI: Alte Garde 1944 geboren, zählt Ren Zhengfei zu den älteren Semestern unter Chinas Paradeunternehmern und gründete bereits 1987 den Telekomunika­ tionsausrüster Huawei (heute rund 180.000 Mitarbeiter). Wer kein Smartphone dieser Marke besitzt, hat wahrscheinlich schon einmal eines in der Hand gehabt oder kennt zumindest den Brand. Wild umstritten ist Huawei aber aufgrund angeblich unsauberen Technologietransfers. Dong MINGZHU: Eiserne Lady In der harten Männer- und Businesswelt Chi- nas steht Dong Mingzhu ihre Frau. Über sie sagt man: „Wo Schwester Dong gegangen ist, wächst kein Gras mehr“ (zitiert aus Wolfgang Hirn: Chi- nas Bosse). Sie steht an der Spitze von Gree Electric, dem immerhin größten Hersteller von Klimaanlagen rund um den Globus. Bemerkens- wert: Ihre Biografie „Streben ohne Bedauern“ wurde im chinesischen TV als Serie verfilmt. Zhang RUIMIN: Hammerstark Haier ist heute der weltweit größte Produ- zent von sogenannter „Weißer Ware“, also elek- trischen Haushalts- und Küchengeräten. Chef Zhang Ruimin wurde 1984 durch die sogenann- te „Hammer-Aktion“ fast schon berühmt-be- rüchtigt. Damals befahl er seinen Angestellten, defekte Kühlschränke der eigenen Marke mit einem Vorschlaghammer zu zertrümmern. Heute würde man das Event Marketing nennen. Robin LI: Junge Generation Er zählt zur jüngeren Generation der chine- sischen Wirtschaftselite: 1968 geboren, ist Robin Li Unternehmer, Multi-Milliardär und ei- ner der reichsten Männer des Landes. Im Jah- re 2000 gründete er das Internet-Unternehmen Baidu, dessen CEO er seit 2004 ist. Baidu zählt zu den auch außerhalb Chinas bekannten Mar- ken, die gleichnamige Suchmaschine hat sich auf das Auffinden von MP3-Dateien spezialisiert. Nummer eins der KPCh, höchstens Mao war noch einflussreicher. Unendliche Erfolgsstory? China will den Weg der gelenkten Marktwirtschaft konsequent fortsetzen, es ist nur fraglich, ob der Spagat zwi- schen praktiziertem Kapitalismus und kommunistischer Ideologie langfristig politisch gelingen wird. Noch sitzen Chi- nas neue Kaiser jedenfalls fest im Sattel und sie blicken westwärts. credits: Haier; Huawei; Stefen Chow/Fortune Global Forum;World Economic Forum

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