GELD-Magazin, Juni 2019
Juni 2019 – GELD-MAGAZIN | 69 Porträt AT&S | Aktien den Jahren die Modularisierung in der Elektronikindustrie beschleunigen wird. Um in diesem mit rund 12 Prozent p.a. wachsenden Markt mitzuspielen, entwi- ckelt AT&S unter dem Motto „More than AT&S“ integrierte Funktionsbausteine, die ein definiertes Leistungsspektrum aufweisen und damit in verschiedenen Anwendungen und Geräten zum Einsatz kommen können. Mit dem Einstieg in dieses neue Marktsegment erschließen sich zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten und eine weitere Diversifizierung des Ap- plikations- und Kundenportfolios. Auch wenn das Jahr 2019 aufgrund des konjunkturellen und weltpolitischen Umfelds kurzfristig gewisse Herausforde- rungen mit sich bringt, ist davon auszu- gehen, dass AT&S seine Wachstumsstra- tegie in den kommenden Jahren weiter umsetzen wird. Für 2019/20 ist ein sta- biler Umsatz und eine EBITDA-Marge von 20 bis 25 Prozent geplant – vorausge- setzt, dass sich die Rahmenbedingungen nicht wesentlich verschlechtern. Neben der im Jahresverlauf üblichen Saisona lität wird insbesondere ein durch die Marktunsicherheit (Wirtschaftspolitik und Wechselkurse) ein noch belastetes erstes Halbjahr erwartet. Beim US-Handelskrieg kommt es mittlerweile zu Störungen beim Warenaustausch zwischen China und den USA – Stichwort Huawei. Ist AT&S mit den Produktionsstandorten in Shanghai und Chongqing sowie Kunden in den USA davon betroffen? Natürlich ist das für uns als Produzent in China mit starker Kundenbeziehung nach Amerika ein Span- nungsfeld. Es gibt jedoch bei Leiterplatten keinerlei Handelsbeschränkungen. Für gravierender halte ich die Auswirkungen auf das Konsumentenverhalten als Kol- lateralschaden. Die Verbraucher in China schwenken rasch um und halten sich mit Käufen entweder zurück, wie z.B. derzeit bei Automobilen, oder kaufen vorzugsweise mehr heimische Waren. Trotz niedrigerer Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr haben Sie heuer Investitionen in der Höhe von 160 bis 180 Millio- nen Euro geplant – optional weitere 100 Millionen Euro. Inwieweit rechnen Sie mit einem Druck auf den Jahresgewinn? Generell müssen wir im Hightech-Bereich permanent investieren. Bei uns geht es vielmehr um Markt- und Technologieführerschaft als um kurzfristige Gewinne. Das sichert unser Geschäftsmodell ab. In welchen Bereichen erwarten Sie die höchsten Zuwachsraten? Prinzipiell sehe ich unser Basisgeschäft per se als sehr attraktiv. Wir spielen bei zahlreichen Megatrends mit, wie bei der Entwicklung des autonomen Fah- rens, dem Geschäft mit Big Data und Data Analytics. Überall benötigt man leistungsfähige elektronische Verbindungselemente, um Daten – bis in Echtzeit – zu übertragen, zu speichen und zu analysieren. Da spielt auch der 5G-Bereich mit hinein – von der Antennenar- chitektur über das Front End der Base-Stations bis hin zu geeigneten mobilen Endgeräten. Ein großes Potenzial sehe ich in Zukunft in miniaturisierten Modulen, die eine fertige Funktionalität aufweisen, z.B. WiFI- oder Kameramodule, die in mehreren Geräten Verwendung finden können.Wir haben hier unter dem Slogan „More than AT&S“ eine Technologie-Toolbox entwickelt, mit der wir das In- tegrationsniveau bis zu einem gewissen Grad bereits unterstützen können. Wir entwickeln und testen das gemeinsam mit unseren Kunden. Es entsteht hier eine völlig neue Supply Chain-Kette, für die wir weitere Kompetenzen entwickeln müssen. Ob organisch oder an- organisch ist dabei noch nicht entschieden. Andreas Gerstenmayer, CEO, AT&S | interview Die Produktion einer Leiterplatte im Werk Leoben
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