GELD-Magazin, Juni 2019

aktien | Börse Wien 66 | GELD-MAGAZIN – Juni 2019 D er Handelsstreit zwischen den USA und China fordert langsam seinen Tribut. Die Wachstums- zahlen beider Wirtschaftsmächte gehen zurück. Europa ist kurz- bis mittelfristig mitbetroffen, was man am Rückgang der Exporte ablesen kann. Auch stehen noch direkte Zölle der USA, z.B. gegen europäi­ sche Autohersteller, im Raum. EU-in- nenpolitisch sorgen der Rücktritt von Theresa May mit einer nun gestiegenen Wahrscheinlichkeit für einen Hard Brexit und ein sich abzeichnender Haushalts- streit mit Italien für Unsicherheit. Auch in Österreich gehen in Summe die Auf- tragseingänge und die Produktion weiter zurück, die Lager werden aufgebaut. Bei der Geldanlage dominiert wieder der Risk off-Modus: Staatsanleihen, US- Dollar und Gold profitieren als „Flucht- währungen“, die Aktienbörsen sind im Rückwärtsgang. Dabei sind die Unter- schiede in den Kursentwicklungen über- raschend groß: so liegt die S Immo seit Jahresbeginn mit gut 40 Prozent im Plus, Andritz hingegen etwa 20 Prozent im Mi- nus. Apropos S Immo: eigentlich mel- deten alle an der Wiener Börse notierten Immobilienunternehmen gute Quartals- zahlen. Sie sind praktisch unberührt von Handelskonflikten und profitieren von den anhaltend niedrigen Zinsen (siehe auch Artikel auf Seite 20). Do&Co mit neuem GroSSauftrag Das Thema ist bei Do&Co nicht mehr ganz neu, aber dennoch erwähnenswert. Nach der Grundsatzvereinbarung, die be- reits vergangenen August getroffen wur- de, kam es vor Kurzem zum Vertragsab- schluss: Do&Co übernimmt das Catering für Turkish Arlines am neuen Flughafen in Istanbul und acht weiteren Standorten in der Türkei für die kommenden 15 Jah- re. Und das, nachdem vor einem halben Jahr zwei Großaufträge von British Air- ways in London und Iberia in Madrid an Land gezogen werden konnten. Für Do&Co bedeutet dies in den kommenden Jahren einen deutlichen Umsatzanstieg und natürlich steigende Gewinne – für 2021 wird ein Umsatz von rund 1,2 Mil- liarden Euro und gut 50 Millionen Euro an Gewinn erwartet (KGV etwa 14). Das Kursziel wurde seitens der Analysten auf rund 100 Euro angehoben. Flughafen Wien mit kräftigem Passagierwachstum Ein sehr gutes Ergebnis erzielte auch der Flughafen Wien. Er profitiert von hö- heren Flugbewegungen der Billig-Airlines und einer Ausweitung der Destinationen bei der Langstrecke. Das Passagierwachs- tum lag im ersten Quartal überraschend gut bei plus 20 Prozent. Der Umsatz stieg um 8,2 Prozent auf 177,3 Millionen Euro und der Gewinn legte um 17,7 Prozent auf 24,1 Millionen Euro zu. Damit wur- de auch der Ergebnisausblick für das Gesamtjahr angehoben. Nun dürfte bei einem Umsatz von mehr als 830 Millio- nen Euro ein Gewinn von etwa 170 Mil­ lionen Euro anfallen (KGV: 18,4). Baubranche boomt noch Einer der wenigen Sektoren, der deraktuell nicht unter sinkenden Auf- tragseingängen leidet, ist die Baubran- che An der Börse Wien sind die zwei größten Bauunternehmen Österreichs notiert: Strabag und Porr. Beide weisen demnach schöne Auftragspolster auf, doch in der Wertschöpfungskette wan- dern die Renditen stärker zu den Zulie- ferbetrieben. Zum Beispiel fiel das Ergeb- nis von Wienerberger als Ziegelhersteller zuletzt sehr gut aus. Baufirmen müssen also teurer einkaufen und die Personal- kosten steigen. Solange der Immobili- enmarkt die Weitergabe der Preissteige- rungen aufnehmen kann, ist alles gut. Erste Anzeichen für eine leichte Überhit- zung sind die zum Teil exorbitanten Qua- dratmeterpreise. Das geht gut, solange die Wirtschaft stabil bleibt (Arbeitsplätze) und die Inflation sowie die Zinsen nied- Viele Unternehmen zahlen ansehnliche Dividenden und meldeten zuletzt gute Zahlen zum ersten Quartal. Trotzdem rauschte die Börse wieder in den Keller. Wir sahen das bereits Ende 2018. Für Schnäppchenjäger ist das neuerlich eine Gelegenheit, günstig zu aussichtsreichen Aktien zu kommen. Mario Franzin Gute Quartalszahlen Die Handelsgespräche zwischen den USA und China sind Mitte Mai geplatzt. Das war der Auslöser für den neuerlich scharfen Rückgang beim ATX, der im Gleichklang mit den internationalen Börsen nach un- ten kippte. Nun wird ein charttechnischer Boden ausgelotet. Bis zum G20-Gipfel Ende Juni, bei dem die Kontrahenten wieder zusammentreffen, ist eine vola- tile Seitwärtsbewegung zu erwarten. atx  | Seitwärtstrend erwartet

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=