GELD-Magazin, Juni 2019

China | brennpunkt Ein großes Thema ist der Handelskonflikt zwischen China und den USA. Inwieweit wird dieser China bremsen? Oder ist Ihrer Meinung nach eine baldige Lösung zwischen den Streithähnen in Sicht? Harald Staudinger: Da die Exporte in die USA rund 20 Prozent der gesamten Ausfuh­ ren Chinas und lediglich 4,5 Prozent des chinesischen BIP ausmachen, sind sie zwar nicht ganz unwichtig, die Auswirkungen der US-Zölle werden sich jedoch in Grenzen hal­ ten. China wächst bereits viel stärker durch höhere Produktivität und die aufstrebende Mittelschicht – also ist heute der Binnen­ markt der wesentliche Treiber, nicht mehr der Export. Aus diesem Grund versuchen auch alle namhaften internationalen Un­ ternehmen, in China Fuß zu fassen. Beim Handelskonflikt erwarte ich nur temporäre Lösungen. Ich denke, dass auch diverse Handelsabkommen den grundlegenden Konflikt über Machtansprüche nicht besei­ tigen werden. Viele Investoren sind über die hohe Ver- schuldung Chinas besorgt. Stellt das tatsächlich ein Gefahrenpotenzial dar? Das Thema hatte tatsächlich bereits pro­ blematische Züge, wurde aber in China erkannt und man steuert auch regulato­ risch bereis dagegen. Man muss dabei aber differenzieren. Derzeit liegt die Gesamtver­ schuldung bei 253 Prozent des BIP, wobei Staat und Privat relativ gering verschuldet sind. Das Problem liegt vor allem bei den Staatsbetrieben. Lösungen von drohenden Zahlungsunfähigkeiten werden jedoch quasi intern geregelt. Da setzt sich die kommunis­ tische Partei mit der Geschäftsführung des Unternehmens und den Banken zusammen und beschließt sozusagen eine Lösung. Das heißt, Sie sind bezüglich der weiteren Entwicklung Chinas durchaus zuversichtlich? Natürlich, was sich dort entwickelt, ist ver­ gleichbar mit Japan in den 60er-Jahren. Nur, dass die Bevölkerung Chinas und da­ mit auch das wirtschaftliche Potenzial um ein Vielfaches größer ist. Sie müssen beden­ ken, dass in der Region Asien 4,5 Milliarden Menschen leben und damit mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Chinesische Konzerne haben z.T. westliche Unternehmen bereits überflügelt und sind zuWeltmarktfüh­ rern aufgestiegen – z.B. bei Elektromobilität, Windkraft oder IT. Im vergangenen Jahr über­ holte China die USA beim F&E-Budget und jedes Jahr schließen 2,1 Millionen Technik­ studenten ihr Studium ab. Um den Export und den Zugang zu neuen Absatzmärkten zu vereinfachen, werden Handelsstraßen und Schiffsverbindungen (Stichwort Seidenstraße) massiv ausge­ baut. Gleichzeitig wächst in China eine enorm große Mittelschicht heran, die kon­ sumieren will und gegenüber Neuerungen sehr aufgeschlossen ist. Das sehen Sie daran, dass digitale Geschäftsmodelle in China rascher angenommen werden als bei uns – wie zum Beispiel Restaurants, in de­ nen sie via Smartphone ihre Konsumation bestellen und auch bezahlen. Das alles zu­ sammen wird Chinas BIP bis 2025 von derzeit 13 auf 19 Billionen Dollar katapul­ tieren, was beinahe dem derzeitigen BIP der USA entspricht. Gleichzeitig wird das durch­ schnittliche Pro-Kopf-Einkommen von 9400 auf 14.000 Dollar steigen – und das ist noch immer erst ein Drittel des durchschnittlichen US-Pro-Kopf-Einkommens. Sie können sich nun vorstellen, wie das den Konsum und die Wirtschaft weiter antreiben wird. Um in China Überrenditen zu erzielen, muss man aufstrebende Unternehmen mit guter Governance finden. Damit kann man von der enormen Wachstumsfantasie am meisten profitieren. Aus diesem Grund ist der ASPOMA China Opportunities Fund besonders auf Spezialthemen ausgerichtet. Mario Franzin Ein riesiger Binnenmarkt! Kann man von dieser Wachstumsfantasie und der zunehmenden Öffnung des Kapitalmarktes nicht am einfachsten via spesengünstiger ETFs profitieren? Es ist eher umgekehrt, es werden vielmehr aktiv verwaltete Fonds überdurchschnitt­ lich profitieren können. Via ETFs wird zwar viel Kapital nach China fließen – alleine schon aufgrund der steigenden Gewichtung chinesischer Aktien in den maßgeblichen In­ dizes. Diese Indizes werden aber nicht nur von Internetgiganten wie Alibaba, Tencent oder Baidu dominiert, sondern auch von teilstaatlichen Unternehmen, die weni­ ger auf Rendite ausgelegt sind. Daher wird man mit guter Selektion wesentlich besser fahren können als mit einem Marktindex. Wir suchen uns stark wachsende Unter­ nehmen mit gleichzeitig soliden Bilanzen in den Bereichen Konsum, Dienstleistungen, Technologie, Life Science und z.T. auch In­ frastruktur. Indexorientierte Fonds bilden meiner Meinung nach nicht die interes­ santen Investitionsbereiche in China ab. www.aspoma.com Dr. Harald Staudinger, CEO, ASPOMA Asset Management Juni 2019 – GELD-MAGAZIN | 53 Harald Staudinger, ASPOMA Asset Manageme t expertstalk Einschaltung — CREDIT: beigestellt

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