GELD-Magazin, Juni 2019
D er Handelsstreit der USA mit China überschattet zunehmend dessen Wirtschaftsentwicklung. Erst Mitte Mai erhöhte Donald Trump die Zölle auf Waren aus China im Wert von 200 Milliarden Dollar auf 25 Prozent und drohte damit, weitere Wareneinfuhren in der Höhe von rund 300 Milliarden Dollar mit einem Straf-Zoll zu sanktionieren. Damit würden sämtliche Exporte von China in die USA betroffen sein. Die Exporte Chinas in die USA in der Höhe von 540 Milliarden Dollar machen rund 20 Prozent der Gesamtexporte (ca 2,5 Bio. Dollar) aus. Im Verhältnis zum BIP, das auf rund 13 Billionen Dollar angewachsen ist, sind das 4,2 Prozent. Selbst bei einer kompletten Belegung mit Strafzöllen würden diese aber nicht gänz- lich wegfallen, sondern dürfen China im schlimmsten Fall einen Wachstumsrück- gang von zwei Prozentpunkte bescheren. Die USA würden aber dann voraussicht- lich sogar in eine Rezession abgleiten. technologisch kalter Krieg Kurz nach der Erhöhung der Zölle riefen die USA den nationalen Notstand in Sachen Telekom-Ausrüstung aus. Das soll vor allem Chinas Telekom-Rie- sen Huawei treffen, der mittlerweile der führende Infrastruktur-Anbieter für den Ausbau der fünften Mobilfunk-Generati- on (5G) ist. Weitere Nationen wie Japan, Australien, Großbritannien, Neuseeland und Südkorea haben sich den USA im Kampf gegen Huawei angeschlossen. Das chinesische Handelsministeriumwarnten die USA, dass sie ihre falschen Hand- lungen korrigieren müssten, wenn sie die Verhandlungen mit China fortsetzen wollten. Der Handelskrieg, der von man- chen bereits als „technologischer kalter Krieg“ bezeichnet wird, hat das Risiko ei- ner weltweiten Rezession deutlich erhöht und die Schwächen der USA offenbart. Während in den Vereinigten Staaten die Industrialisierung in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen ist, hat China sie – als „verlängerte Werk- bank“ – deutlich aufgebaut. Das Risiko für die USA, den gigantischen Markt Chi- na zu verlieren, ist erheblich gestiegen, wie man an den Aktienkursen von Apple oder Tesla ablesen kann, Im Umkehr- schluss stärkt dies den Binnenmarkt in China, es werden mehr Huawei-Handies gekauft und weniger iPhones. Der Aus- bau der Infrastruktur wird massiv voran- getrieben. Neue Autobahnen und Stre- cken für Hochgeschwindigkeitszüge wer- den ausgebaut. So kann man heute die Strecke Shanghai-Peking (rund 1300 Ki- lometer) neuerdings in rund viereinhalb Stunden zurücklegen. Die Züge fahren mit Tempo 350 – der Hochgeschwindig- keitszug „Fixing“ schafft sogar 400 Kilo- meter pro Stunde und zählt damit zu den schnellsten Zügen der Welt. ein riesiger Binnenmarkt Bis 2025 wird erwartet, dass Chinas BIP von 13 auf 19 Billionen Dollar stei- gen und das Pro-Kopf-Einkommen von 9.400 auf 14.000 Dollar steigen wird. creditS:Archiv,beigestellt märkte & fonds | China 52 | GELD-MAGAZIN – Juni 2019 China als verlängerte Werkbank war gestern. Heute entwickelt sich im Reich der Mitte eine riesige Konsum- gesellschaft, deren Nachfrage das Wachstum und die Gewinne der Unternehmen treibt. Die verzweifelten Bemühungen der USA, China in wirtschaftliche Schranken zu weisen, werden scheitern. Wer langfristig mit Aktien Geld verdienen will, muss in dieser Region investiert sein. Mario Franzin Nicht zu unterschätzen Hang Seng China Enteprises Das ist nichts für schwache Nerven. Aktiv ver- waltete Fonds laufen deutlich weniger volatil. „Die Neukalibrie- rung der Handelsbe- ziehungen zwischen den USA und China wird ein länger an- dauernder Prozess sein.“ Wenchang Ma, Investec „Die gestiegene Relevanz der Asien- Pazifik-Region sollte sich im Portfolio widerspiegeln.“ Ayaz Ebrahim, JPMorgan „In China wachsen – wie auch in Indien – 400 Millionen Millenials zu Konsu- menten heran.“ Kristy Fong, Aberdeen
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