GELD-Magazin, Juni 2019

Dividendenfonds als Lösung bei Niedrigzinsphase? D ass Anleger aufgrund der Nied- rigzinspolitik der Zentralbanken auf der Suche nach alternativen Renditequellen sind, ist schon häufiger in den Medien diskutiert worden. Nachdem aber auch bei den Unternehmensanlei- hen und festverzinslichen Wertpapieren aus den sogenannten Schwellenländern die Renditen deutlich gesunken waren, nutzten immer mehr Investoren auch Dividendenpapiere zur Erzielung von regelmäßigen Einkünften. Das Jahr 2018 markierte aber das ver- meintliche Ende dieses Trends, da Investoren sowohl aus Fonds, die in Unternehmens- und Schwellenländeranleihen investieren, sowie aus Dividendenfonds Mittel abzogen. Wäh- rend Investoren in Europa wieder hochver- zinsliche Anleihen kaufen, hat sich der ne- gative Trend im Bereich der Dividendenfonds fortgesetzt, dies, obwohl sich die Lage an den Zinsmärkten nicht verbessert hat und einige Unternehmen immer noch höhere Dividen- den auf ihre Aktien als Zinsen für ihre Anlei- hen zahlen. Die Mittelabflüsse aus Dividendenfonds lassen sich in dem derzeitigen Marktumfeld mit der Risikoaversion der Anleger begründen, denn die Schwankungen an den Aktienmärk- ten haben insbesondere im vierten Quartal 2018 deutlich zugenommen, was Dividen- dentitel auf den ersten Blick als risikoreichere Investments als hochverzinsliche Anleihen aussehen lässt. Zudem könnte die Furcht vor einer globalen Konjunkturabschwächung und den damit verbundenen Gewinnrückgängen bei den Unternehmen ein weiterer Grund für die Verkäufe bei Dividendenfonds sein. CHANCEN UND RISIKEN Die Höhe von Dividenden kann, im Gegen- satz zu den fest vereinbarten Zinsen einer An- leihe, schwanken und ist somit nicht garan- tiert, da Dividenden aus dem Gewinn der Ak- tiengesellschaft gezahlt werden. Fällt dieser geringer aus, kann die Dividende, im Ver- gleich zum Vorjahr, entsprechend gekürzt wer- den oder ganz entfallen. Steigt der Gewinn, steigt häufig auch die Dividende. Somit ha- ben Investoren bei einer Dividendenstrategie die Chance, Erträge zu erzielen, die oberhalb der Erwartungen liegen. Dabei ist oft zu be- obachten, dass aktionärsfreundliche Gesell- schaften, insbesondere in Europa, versuchen, die Dividenden im Zeitablauf stabil zu hal- ten, indem sie in guten Jahren entsprechende Rücklagen bilden, mit denen in schlechteren Jahren die Dividendenzahlung stabil gehal- ten wird. Im Gegensatz dazu ist bei festver- zinslichen Wertpapieren der Zins in Bezug auf den Ausgabepreis des Papieres festgeschrie- ben. Allerdings müssen Anleger berücksichti- gen, dass Aktien in der Regel höheren Wert- schwankungen unterliegen als festverzins- liche Wertpapiere. Dies kann zwar auch zu einer deutlichen Wertsteigerung der Papiere führen, sollte das eingezahlte Kapital jedoch an einem bestimmten Stichtag benötigt wer- den, besteht die Gefahr, dass aufgrund eines Kursrückgangs nicht die benötigte Summe zur Verfügung steht. DIVIDENDENSTRATEGIEN IM PORTFOLIO Um eine angemessene Streuung ihres Ka- pitals nach Risiko und Ertragsgesichtspunk- ten zu erreichen, sollten Anleger, die eine Di- videndenstrategie umsetzen wollen, auf aktiv gemanagte Investmentfonds zurückgreifen. Denn bei der Umsetzung einer Dividenden- strategie reicht es nicht aus, einfach nur die Unternehmen mit den höchsten Dividenden zu kaufen, der Investor muss, neben der Qua- lität des Unternehmens, auch die Qualität der Dividenden beurteilen. Bei der Fondsauswahl ist darauf zu achten, dass der Managemen- tansatz des Fonds ebenso zu den Anforde- rungen und Vorgaben wie auch zu der Risiko- tragfähigkeit des Investors passt. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass Dividendenstrategien durchaus geeig- net sind, um regelmäßige Einkünfte zu er- zielen. Dennoch sollte man darauf achten, dass die Höhe der erzielbaren Einkünfte von Jahr zu Jahr deutlich schwanken kann. Eben- so kann der Wert eines Dividendenfonds ge- gebenenfalls deutlich stärker schwanken als der eines Rentenfonds. Somit benötigt der Anleger für eine Dividendenstrategie ein hö- heres Risikobudget als bei festverzinslichen Wertpapieren. www.lipperleaders.com Fürden InhaltderKolumne istalleinderVerfasserverantwortlich.Der Inhaltgibt ausschließlichdieMeinungdesAutorswieder,nichtdievonRefinitiv. | LIPPER RESEARCH | JUNI 2019 – GELD-MAGAZIN | 51 KOLUMNE Detlef Glow, Head of Lipper Research EMEA MITTELBEWEGUNGEN IN FONDS FÜR HOCHVERZINSLICHE ANLEI- HEN UND DIVIDENDENFONDS Die Mittelabflüsse bei Dividendenfonds las- sen sich mit einer Risikoaversion erklären. Quelle:Lipper fromRefinitiv*01.01.2019-30.04.2019 2018 2019 * (in Mrd.Euro) 20 10 0 -10 -20 -30 -40 -50 -60 Fonds für hochverzinslicheAnleihen Dividendenfonds

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