GELD-Magazin, Juni 2019

der amerikanischen Fed, verlängert den Konjunkturzyklus, er hat mittlerweile ein Alter von stolzen zehn Jahren, allerdings scheinen spätzyklische Märkte anfälliger gegenüber externen Schocks. Wir setzen auf eine Kombination von ertragsstarken und qualitativ hochwertigen Anlagen mit Liquiditätsreserven, um Marktschwan­ kungen Gewinn bringend nutzen zu kön­ nen. Unsere Strategie ist flexibel und glo­ bal orientiert, um die besten Quellen für risikobereinigte Erträge ausfindig zu ma­ chen, also auch breit diversifiziert. Die Gewinnrevisionen, die das Verhältnis zwischen Auf- und Abwärtskorrekturen der Gewinnerwartungen der Analysten messen, gaben zuletzt weiter nach. Die Gewinnerwartungen sind also weiter ge­ sunken. Um eine weitere Aktienrally aus­ zulösen, wären nun Unternehmensge­ winne erforderlich, die die Erwartungen übertreffen. Wir sehen im dritten Quar­ tal Potenzial für makroökonomische Ver­ besserungen, was zu einer Erholung der Gewinne und steigenden Aktienkursen führen könnte. Dann kommt es darauf an, ob die Fed doch weiter die Zinsen er­ höht oder nicht. Eine Rezession der US- Wirtschaft ist jedenfalls wieder etwas un­ wahrscheinlicher geworden.“ skeptische Gewinnprognosen „Da wir die Gewinnaussichten der Unternehmen skeptisch sehen und sich die makroökonomischen Daten ver­ schlechtert haben, halten wir das Risiko, z.B. die Aktienquote, in unseren Income- Strategien weiter gering“, erläutert Bern­ baum. Vor allem die Alterung der Bevöl­ kerung schreitet voran und macht einen signifikanten Anstieg der Bondrenditen unwahrscheinlich. Zinserhöhungen wa­ ren für Aktien, besonders hochwertige Dividendentitel, unproblematisch, so­ lange diese von einem niedrigen Aus­ gangsniveau aus erhöht wurde. Denise Kißner, Investment-Spezialistin bei der DWS, erklärt über die Strategie des DWS Top Dividende: „Wir erwarten ein Wachs­ tum der Unternehmensgewinne im mitt­ leren einstelligen Prozentbereich. Damit sollte der Anteil der Dividenden am Ge­ samtertrag von Aktien noch weiter zu­ nehmen. Das sollte auch den Anlegern von DWS Top Dividende zugute kom­ men. Aufgrund des Risikoumfeldes hal­ ten wir derzeit rund zehn Prozent Kas­ sa, die wir bei Aktienmarktrücksetzern für Zukäufe nutzen würden. Der DWS- Fondsmanager achtet auf eine gesunde Mischung zwischen Aktien, die eher eine niedrige Dividendenrendite, dafür aber ein regelmäßiges Dividendenwachstum aufweisen. Dazu kommen Aktien, die eine hohe, aber nicht zu hohe Dividende ausweisen.“ märkte & fonds | Dividendenfonds 50 | GELD-MAGAZIN – juni 2019 credit: beigestellt Was spricht für ein Investment in Dividendenaktien? Dividendenaktien sind deutlich risikoärmer als der breite Aktienmarkt. Mit einem Spread von 6,1 Prozent (Zinsaufschlag im Vergleich zu Investment Gra- de-Unternehmensanleihen) ist die durchschnittliche Dividendenrendite in Europa eine überaus attraktive Ertragsquelle. Dividenden bieten nachhaltiges Einkom- men: Anleger müssen sich von der Illusion steigender Zinsen verabschieden. Ausschüttungen von Unterneh- men sind langfristig – auch in Abschwüngen – stabil. Doch es gibt auch Risiken wie ‚Bond proxies‘ (defensive Dividendentitel, die sich ähnlich wie Anleihen verhalten) und ‚Aristo- kraten‘ (Titel, die ungeachtet der wirtschaftlichen Entwicklung ihre Dividenden stets jährlich steigern). Anleger sollten sich abseits dieser beiden Mainstream-Dividendenstrategien positionieren. Sind Dividenden der neue Zins? Nein, aber ein dringend nötiger Zins-Ersatz.Anleger wollen mit ihren In- vestments Geld verdienen. Die Suche nach regelmäßigem Einkommen bzw. laufenden Erträgen bleibt im extremen Niedrigzinsumfeld elemen- tar. Wenn Anleihen keine oder nur sehr geringe Zinsen abwerfen, muss sich der Blick der Anleger zwangsläufig auch auf die Aktienmärkte rich- ten. Eine gute Alternative im Zinsdilemma sind Dividendenaktien. Die hohe Ertragseffizienz und die defensivere Charakte- ristik im Vergleich zum breiten Aktienmarkt machen Dividendenaktien zu einem wichtigen Instrument zur Diversifizierung. Dividendentitel werden bei steigenden Zinsen nicht auch abgestraft? Dividenden sollten auch auf lange Sicht eine gute Einkommensalternative bleiben. Dies lässt sich mit den Entwicklungen an den Zinsmärkten begründen. Nachdem vieles bereits auf ein baldiges Ende der Nied- rigzinsphase hingedeutet hat, gehen die Erwartungen nun in Richtung eines weiterhin sehr niedrigen Zinsniveaus. Der Zinserhöhungszyklus in den USA ist bereits gestoppt worden und in Europa sind erste Zins­ erhöhungen in weitere Ferne gerückt. Wie sieht Ihre Dividendenstrategie aus? Wir schauen strikt auf die Bewertungen und legen zugleich eine dyna- mische, in die Zukunft gerichtete Dividendenschwelle fest – und das für jede einzelne Aktie im Portfolio. Aktien, die diese Schwelle nicht erreichen, kommen auch nicht ins Portfolio. Ausnahmen, wie sie Ma- nager von Bond Proxy-Portfolios gerne machen, kommen für uns nicht in Frage. Laurent van Tuyckom, Senior Portfoliomanager bei Degroof Petercam AM | interview

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