GELD-Magazin, Juni 2019

ment machen. Wobei die Auswahl nicht gerade dadurch erleichtert wird, dass manche Fonds durchaus anhand von ESG-Kriterien (Environment Social Go­ vernance, also Umwelt, Soziales und Un­ ternehmensführung) agieren, die nach­ haltige Ausrichtung aber im Fondsna­ men nicht unbedingt explizit ausweisen. Zur Erleichterung hat das GELD-Maga­ zin aufgrund der Datenbank von Lipper bzw. Refinitiv Tabellen für nachhaltige Produkte zusammengestellt (gemischte Fonds Seite 42, Aktienfonds Seite 45). Interessante anlagetrends Natürlich ist aber auch von höchstem Interesse, wo am weiten Feld der ESG-In­ vestments in nächster Zukunft „die Mu­ sik spielen“ wird? Osojnik von der EAM meint dazu: „Sicher werden uns The­ men wie Erneuerbare Energien, Wasser, Recycling- und Abfallwirtschaft, E-Mo­ bilität sowie Energieeffizienz noch sehr lange begleiten. Ebenfalls spannend ist nachhaltige Infrastruktur, was die För­ derung des öffentlichen Verkehrs und den Verzicht aufs Auto umschließt. Denn mit dem Straßenbau werden ja Grün­ flächen versiegelt, was schlecht für den CO 2 -Haushalt ist.“ Interessante Anla­ getrends nennt auch Robert Haßler von der Nachhaltigkeits-Ratingagentur ISS- Oekom, etwa die synthetische Erzeugung von Treibstoffen oder fleischlose Ernäh­ rung (siehe Interview unten). positive prognose Abschließend interessierte dasGELD- Magazin noch die Frage, warum trotz der eingangs geschilderten Wachstumsraten ESG-Investments im Vergleich zu „kon­ ventionellen“ Veranlagungsformen noch immer einen überschaubaren Anteil ein­ nehmen? Osojnik antwortet darauf: „Ich meine, das liegt vor allem an der Infor­ mationssituation. Institutionelle Investo­ ren sind in dem Thema stärker engagiert als private, denn die institutionellen un­ terliegen auf der einen Seite einem regu­ latorischen Druck, auf der anderen Sei­ te wollen sie bei Nachhaltigkeit Flagge zeigen, was auch für die Unternehmen selbst gilt. Für den Privaten bedeutet die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit wiede­ märkte & fonds | Nachhaltig Investieren 44 | GELD-MAGAZIN – juni 2019 credit: beigestellt In einer aktuellen Studie sprechen Sie davon, dass bei Unternehmen die Beachtung von ESG zunimmt. Allerdings steigen laut der gleichen Analyse auch die Kontroversen in Zusammenhang mit der Verletzung von Standards für verantwortungsvolles Geschäftsverhalten. Ein Widerspruch? Nein, denn wir bilden in diesem Ranking auch den Grad der Kontroversen ab, und bei den schwerwiegenden hat es keinen signifikanten Anstieg gegeben. Dass die An- zahl der Kontroversen insgesamt zugenommen hat, ist auch auf die erhöhte Aufmerksamkeit der Öffentlich- keit und mehr Medienberichte auf diesem Gebiet zurückzuführen. Hier ist das Bewusstsein insgesamt gestiegen, was letztlich auch zu mehr Sichtbarkeit dieser Problemfelder führt. Aber wir überprüfen das natürlich – ob eine Kontroverse bzw. ein Vorwurf gegenüber einem Un- ternehmen tatsächlich auch stimmt, versuchen wir in einem aktiven Dialog zu erörtern. Also sehen wir eine erfreuliche Entwicklung bei den Unterneh- men, die immer nachhaltiger agieren? Die Richtung stimmt, allerdings reicht unsere Skala bis 100 Punkte für die beste ESG-Leistung. Der Durchschnitt der untersuchten Unterneh- men in den Industrieländern liegt derzeit noch bei ca. 30 Punkten, so gesehen gibt es noch viel zu tun. Welche innovativen Investmentthemen gibt es? OhneAnspruch auf Vollständigkeit: Sicher ist die synthe- tische Erzeugung von Benzin oder Gas sehr spannend. Hier wird der dazu notwendige Kohlenstoff nicht aus dem Erdinneren, sondern aus der Atmosphäre oder aus zuvor abgeschiedenem CO 2 gewonnen. Den für diesen Prozess benötigten Strom liefern wiederum Erneuer- bare Energien. Eine sehr umweltfreundliche Lösung. Auch Biodiversität und fleischlose Ernährung bieten sehr spannende Themen. Wie sehen Sie die Rolle von Impact Investing? Man kann Impact Investing als Engagement in kleinere Unternehmen und Start-ups, die vor allem im sozialen Bereich engagiert sind, se- hen. Die Bedeutung davon möchte ich keinesfalls schmälern, man sollte hier aber meiner Meinung nach keine enge Grenze ziehen. Denn ich meine: Nachhaltige Investments sollten immer einen positiven Im- pact haben. Nachhaltige Investments setzen klare Signale und haben Auswirkung, also Impact, auf die Erreichung der Klimaziele, eine gute Corporate Governance, soziales Engagement und vieles mehr. Das bestätigen von uns angestellte Untersuchungen, die ergeben, dass Un- ternehmen am stärksten von den Finanzmarktakteuren in Richtung Nachhaltigkeit beeinflusst werden. Der Finanzmarkt selbst ist also der größte Impact. Robert Haßler, Head of ISS-oekom | interview „ Themen wie Erneuer- bare Energien, E-Mobilität oder Energieeffizienz wer- den uns noch sehr lange begleiten. “ Alexander Osojnik, Erste Asset Management

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